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Archiv vom Mai 2010

Dennis Hopper ist tot

Geschrieben am Sonntag 30 Mai 2010 um 17:59 von Roland Freist

Gestern starb Dennis Hopper, eine der schillerndsten Figuren in Hollywood. Er war vielleicht nicht der beste Schauspieler oder der größte Regisseur. Aber ich mochte ihn, da er im Unterschied zu vielen seiner Kollegen immer etwas Kantiges, Unbequemes hatte. Er war einer der letzten echten Typen des amerikanischen Kinos.

Seine Karriere begann in den 50ern, nach einigen Fernsehauftritten bekam er seine erste Kinorolle in "... denn sie wissen nicht, was sie tun" ("Rebel without a Cause") neben dem Hauptdarsteller James Dean. Berühmt wurde er allerdings erst Ende der 60er mit "Easy Rider", seinem ersten selbstgedrehten Film, in dem er auch selber mitspielte. "Easy Rider" erhielt zwei Oscar-Nominierungen: In die Auswahl kamen Jack Nicholson als bester Nebendarsteller, der damit seine Karriere als einer der am meisten ausgezeichneten Schauspieler aller Zeiten begann, und das Drehbuch von Hopper, Peter Fonda und Terry Southern. Auf dem 1969er Filmfestival in Cannes, wo "Easy Rider" als offizieller amerikanischer Beitrag lief, gab es für Dennis Hopper die goldene Kamera für das beste Erstlingswerk.

"Easy Rider" kostete 400000 Dollar und brachte ein Einspielergebnis von 60 Millionen - zu der damaligen Zeit eine riesige Summe. Der Film war stilprägend: Nicht nur, weil sich in der Folge weltweit picklige Jungs das Poster mit den beiden bizarr zusammengeschweißten Motorrädern an die Wand pinnten und bei "Born to be wild" von der großen Freiheit träumten. Sondern weil "Easy Rider" als einer der ersten Filme aktuelle Rocktitel als Musikuntermalung verwendete - das war einfach billiger als ein eigens komponierter Soundtrack. Den gab es dann trotzdem noch, allerdings erst nachträglich komponiert von Crosby, Stills und Nash. Die Zusammenstellung der Stücke erfolgte durch Peter Fonda, der seine Lieblingsmusik von Gruppen wie Steppenwolf, The Byrds und The Fraternity of Man auswählte. "Easy Rider" gilt heute auch als eines der ersten Werke von New Hollywood, einer neuen, jungen Generation von Regisseuren, zu der unter anderem auch Steven Spielberg, Martin Scorsese, Francis Ford Coppola und Brian de Palma gehören.

Als Schauspieler hatte Dennis Hopper seine großen Momente erst später, etwa als durchgeknallter Hoffotograf von Marlon Brando in "Apocalypse Now", als perverser Gangster in "Blue Velvet", als feudaler Tankerkönig in "Waterworld" oder als Bombenbauer in "Speed". In seinen Filmen aus den 80er und 90er Jahren besaß er oft die Ausstrahlung eines Mannes, neben den man sich in der Kneipe lieber nicht an an die Bar setzt, und wenn's der letzte freie Platz ist. Vielleicht ließen ihn seine Erfahrungen aus seinen früheren Drogenexzessen diese Rollen so überzeugend spielen. Von den frühen 60ern bis Anfang der 80er Jahre muss er so ziemlich alles an berauschenden Pillen, Pulvern und Pflanzen genommen haben, was auf dem Markt war.

Allerdings wird ihm das Bild des ausgeflippten Freaks nicht gerecht. Hopper war ein großer Sammler moderner Kunst, die er in seinem Haus am Venice Beach von Los Angeles ausstellte. Und er gewann viel Anerkennung für seine Arbeit als Fotograf. Seine Werke wurden in mehreren Bildbände publiziert, füllten ganze Ausstellungen und erzielten Spitzenpreise bei Auktionen. Dennis Hopper starb im Alter von 74 Jahren an Krebs.

Die folgende Collage, "The Middle Word in Life", wurde zuerst auf www.movingimagesource.us veröffentlicht, zusammen mit einem Essay des Autors Matt Zoller Seitz. Sie zeigt in etwas mehr als 24 Minuten Szenen aus Filmen und Fernsehproduktionen mit Dennis Hopper:

Dennis Hopper: The Middle Word in Life. Video Essay by Matt Zoller Seitz - Watch more Videos at Vodpod.
Bearbeitet: Sonntag 30 Mai 2010 20:26

Wayne Rooney im Trailer-Park

Geschrieben am Mittwoch 26 Mai 2010 um 15:23 von Roland Freist

Wie schon vor vier Jahren hat Nike für seinen Spot zur Fußball-WM richtig viel Geld ausgegeben. Regie geführt hat Alejandro González Iñárritu, der vor allem durch seine Filmparabel "Babel" bekannt wurde. Das Video zeigt aber nicht nur die Ballkünste von Ronaldinho (der bei der WM übrigens nicht dabei ist), Cannavaro, Drogba, Rooney, Ribéry und Christiano Ronaldo, sondern präsentiert auch Flash Forwards der Spieler, nämlich ihre Ängste und Fantasien, was passieren könnte, wenn sie den Ball nicht treffen beziehungsweise jetzt im Tor versenken. Am eindringlichsten wird das dargestellt am Beispiel von Wayne Rooney, der sich nach einem Ballverlust gegen Ribéry, verachtet von den Fans, als Platzwart und bärtiger Außenseiter in einem Trailer-Park enden sieht. "Write the Future", so heißt der Spot, ist großes Kino, das seine Weltpremiere während der Halbzeitpause des Champions-League-Finales erlebte.

Bearbeitet: Sonntag 20 Februar 2011 22:02

TV-Kritik: "Lost"

Geschrieben am Dienstag 25 Mai 2010 um 17:01 von Roland Freist

"Lost", aus und Schluss

Nach sechs Jahren lief letztes Wochenende im amerikanischen Fernsehen die letzte Folge von "Lost", also die Folge, von der man sich erhofft hatte, dass endlich alles erklärt werden würde, alle noch verbleibenden Rätsel gelöst würden. Wenn man sich jedoch die Nacherzählungen in den amerikanischen und deutschen Medien durchliest (siehe etwa hier den Artikel im Independent oder auch hier das Special auf Spiegel Online - Achtung, beide Male herrscht höchste Spoiler-Alarmstufe), dann kam es so, wie man es eigentlich auch erwarten musste - viele Fragen bleiben bis zum Schluss ungeklärt. Zu erwarten war das, da es ja gerade das Prinzip der Serie war, offene Fragen mit immer neuen Fragen und Geschichten zu beantworten. Das erklärt aber auch, warum "Lost" mit zunehmender Dauer immer mystischer wurde. Denn irgendwann gerät man eben an einen Punkt, an dem nur noch die großen Fragen der Menschheit übrig bleiben, die Fragen nach Gut und Böse und nach einem Leben nach dem Tod, um dem heillosen Chaos aus den verschiedenen Handlungssträngen in Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft einen Rahmen zu geben. Ansonsten hätten sich die Geschichten voneinander gelöst, wäre "Lost" aufgrund der Detailfülle in seine Einzelteile zerborsten.

Diese immer stärkere Hinwendung zum Mystischen ist zum einen schade, denn dieses Gebräu aus Inseln, die ihren Standort wechseln können, angriffslustigen Rauchfahnen, Zeitreisen, wiederauferstandenen Toten und Spontanheilungen ist natürlich ziemlicher Quatsch. Einerseits. Andererseits hatte man die Figuren eben doch lieb gewonnen, vor allem da man sie in den epischen Rückblenden während der ersten beiden Staffeln so gut kennengelernt hatte. Und deshalb ging man mit Jack, Kate, Sawyer, Hurley, Locke, Sayid, Jin und Sun dann doch schon mal bis zum Ende der fünften Staffel. Die sechste Staffel läuft vermutlich nächstes Frühjahr auf Kabel 1.

Und das ist es hoffentlich auch, was bleiben wird: Dass eine Serie, die sich so ausführlich um ihre Charaktere kümmert - immerhin gab es ja zu jeder Hauptfigur gleich mehrere Folgen, die sich ihr in Rückblenden widmeten - eine ganz eigene Spannung entwickeln und zumindest in den USA zu einem Publikumserfolg werden kann. Auf dass sich andere ein Beispiel daran nehmen.

"Lost" in der IMDB

Der britische Channel 4 produzierte zum Serienstart von "Lost" einen aufwändigen Trailer mit den Schauspielern am Set des abgestürzten Flugzeugs. Sie führen einen bizarren Totentanz auf, der mit der Musik von Portishead noch eindringlicher wirkt:

Die Serie begann dann spektakulär, mit einem der teuersten Pilotfilme aller Zeiten. Und in der ersten Einstellung, man erinnert sich, öffnet sich Jacks Auge:

Wie es dann in den folgenden fünf Staffeln weiterging, erklärt das folgende rasante Video in acht Minuten und 15 Sekunden:

Bearbeitet: Freitag 29 November 2013 17:54

"Georgy Girl"

Geschrieben am Donnerstag 20 Mai 2010 um 15:44 von Roland Freist

Vor einigen Tagen, am 2. Mai, starb die britische Schauspielerin Lynn Redgrave, die jüngere Schwester von Vanessa. Ihren größten Erfolg hatte sie 1966 mit "Georgy Girl", der ihr eine Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin einbrachte. Wie so oft bei guten Filmen, kann man schon in den ersten Minuten erkennen, dass sich das Anschauen lohnt:

Der Oscar ging dann allerdings an Liz Taylor für ihre Rolle in "Wer hat Angst vor Virginia Woolf". "Georgy Girl" heimste weitere Oscar-Nominierungen ein für die beste männliche Nebenrolle (James Mason), die beste Kamera in der Kategorie Schwarzweiß und den besten Filmsong ("Georgy Girl" von der australischen Folkpop-Gruppe The Seekers). Dieses Lied spielten sie dann auch als letzte Zugabe bei ihrem Abschiedskonzert 1968 in London:

Bearbeitet: Dienstag 28 Dezember 2010 16:55

Filmkritik: "Der fantastische Mr. Fox"

Geschrieben am Dienstag 18 Mai 2010 um 16:41 von Roland Freist

Fox, du hast die Gans gestohlen

Mr. Fox ist ein Dieb, letztlich ein Kleinkrimineller, der zusammen mit seiner schönen Frau Hühner und Gänse stiehlt, anstatt einem ordentlichen Beruf nachzugehen. Doch eines Tages kommt es, wie es kommen muss: Bei einem ihrer Raubzüge geraten sie in eine Falle und werden in einem Käfig gefangen, und das gerade in dem Moment, in dem Mrs. Fox ihrem Gatten sagt, dass sie schwanger ist. Falls wir hier herauskommen, verspricht er ihr, werde ich dieses Leben aufgeben.

In der nächsten Szene sehen wir die beiden einige Jahre später wieder. Fox ist jetzt Journalist, er schreibt eine Kolumne für die örtliche Tageszeitung, und er ist Vater eines Sohnes geworden. Übergangsweise lebt auch noch sein Neffe bei ihnen, da Mr. Fox‘ Bruder krank geworden ist. Die Familie beschließt, aufs Land zu ziehen, ausgerechnet in Blickweite zu den Höfen der drei reichsten, aber bösartigsten Bauern weit und breit, Boggis, Bunce und Bean. Und Fox kann nicht widerstehen: Ohne seiner Frau etwas davon zu erzählen, zieht er los und klaut Hühner, Gänse und Most bei den Bauern.

Die rächen sich jedoch ganz fürchterlich: Sie zerstören das Heim der Familie Fox und graben ihm nach … Moment: An dieser Stelle sollte man erwähnen, dass es sich bei Familie Fox um Tiere handelt, wie sich unschwer erraten lässt, um Füchse. Und: Gedreht wurde der Film mit Puppen in der Stop-Motion-Technik, mit der auch der erste "King Kong" zum Leben erweckt wurde. Das sorgt für einen gewissen Verfremdungseffekt, der jedoch nie so weit geht, dass der Film unglaubwürdig würde. Denn die Tiere sind alles eigenständige Charaktere, sie drücken sich in intelligenten Sätzen aus, und sie kleiden sich ihrer Rolle gemäß. Mr. Fox beispielsweise gibt in seinem rostbraunen Cordanzug den englischen Landedelmann, der immer auch wie ein etwas schnöseliger Dandy wirkt.

Alle Puppen sind mit einer derartigen Perfektion gestaltet, dass sie äußerst menschlich wirken. Aber auch die Kameraführung, die sich an Spielfilmen in der realen Welt orientiert, trägt dazu bei, dass man sich mehr und mehr auf diese Welt einlässt, die von menschlichen Bauern und aufrecht gehenden Tieren bewohnt wird. Diese Tiere sind keine lustigen Comic-Figuren, die anstatt von Wörtern gequetschte Laute hervorpressen. Sie haben Gefühle, sind besorgt, haben Angst, sind eifersüchtig und haben Spaß, genauso wie Menschen. Doch eins unterscheidet sie von uns: Blickt man in ihre Augen, so sieht es manchmal so aus, als wohne in den vermenschlichten Figuren das Wissen um dunkle, unaussprechliche Geheimnisse.

Aber zurück zur Story: Fox und seine Begleiter können zwar fliehen vor den Bauern. Die geben jedoch nicht auf: Mit Traktoren und Dynamit heben sie das Fuchsloch aus, schließlich fluten sie es mit Cider. Und es kommt noch schlimmer, der Neffe von Mr. Fox wird gefasst und von den Bauern als Geisel genommen. Doch mit Hilfe der anderen Tiere, darunter ein Dachs, ein Maulwurf, ein Hase etc. organisiert Fox eine Rettungsaktion, bei der gleich auch die Hühner-, Gänse- und Most-Vorräte der Bauern die Besitzer wechseln sollen.

"Der fantastische Mr. Fox" basiert auf einem Kinderbuch von Roald Dahl, genauso übrigens wie "Charlie und die Schokoladenfabrik". Regisseur Wes Anderson, ein Spezialist für skurrile, nur schwer einzuordnende Werke ("Die Tiefseetaucher"), hat daraus einen Film gemacht, der sich weder auf Kinder noch auf Erwachsene als Zielgruppe festlegt. In Deutschland ist "Mr. Fox" ab sechs Jahren freigegeben, und Kinder werden auch mit Sicherheit fasziniert von ihm sein, selbst wenn sie nicht jedes Detail verstehen. Das seltsam Gespenstische, das in ihm zu spüren ist, wird ihre Fantasie nur noch mehr anregen. Aber es ist eben kein reiner Kinderfilm. Erwachsene können sich freuen auf schnelle, pointierte Dialoge, zahlreiche witzige Szenen und den Blick in ein absurdes, von sprechenden Tieren bevölkertes Paralleluniversum.

"Der fantastische Mr. Fox" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:35

Bitte kein Fußeln!

Geschrieben am Samstag 15 Mai 2010 um 17:25 von Roland Freist

Der Kurzfilm "Forbidden Images" wurde 2007 für ein Filmfestival in Frederick, Maryland, produziert. Er besteht aus Filmschnipseln, die in einem Kino in Pennsylvania gefunden wurden. Vermutlich hatte der Vorführer sie herausgeschnitten, weil sie ihm unsittlich erschienen. Es handelt sich also um das Ergebnis der Arbeit einer Ein-Mann-Zensurbehörde, die in diesen Bildern zu sehen ist. Auffällig finde ich, dass mehrere Male bereits die Darstellung eines nackten weiblichen Beins genügte, um den Vorführer zur Schere greifen zu lassen:

Bearbeitet: Dienstag 28 Dezember 2010 16:56

Heute beginnt Cannes

Geschrieben am Mittwoch 12 Mai 2010 um 11:51 von Roland Freist

Am heutigen Mittwochabend beginnt das 63. Filmfestival von Cannes, weltweit die größte und wichtigste Veranstaltung dieser Art. Einen Überblick über die gezeigten Filme und den Wettbewerb vermittelt die offizielle Website unter der Adresse www.festival-cannes.com. Dort kann man auch das aktuelle Plakat herunterladen, es zeigt dieses Jahr Juliette Binoche:

 

Der Leiter der Jury ist Tim Burton, zweilfellos eine gute Wahl. Los geht's heute Abend mit Ridley Scotts Neuverfilmung von "Robin Hood", der morgen auch bei uns im Kino anläuft. Hier ein erster Trailer:

Oh Entschuldigung, das war natürlich der falsche Link. Hier der echte Trailer:

Neben Spielfilmen laufen auch etliche Dokumentarfilme. Hier der Trailer für "Cameraman", einen Film über den britischen Kameramann und Regisseur Jack Cardiff, der als einer der ersten mit Farbfilmen arbeitete und bis heute als einer der besten seines Fachs gilt:

Es heißt immer wieder, das Festival habe viel von seinem früheren Glanz eingebüßt. Das mag natürlich auf die verklärten Erinnerungen von älteren Filmkritikern zurückzuführen sein. Wenn man sich allerdings diese Fotos ansieht, kommt schon etwas Wehmut auf, dass man zu diesen Zeiten nicht dabeigewesen ist.

Bearbeitet: Dienstag 28 Dezember 2010 16:58

Filmkritik: "Iron Man 2"

Geschrieben am Dienstag 11 Mai 2010 um 16:27 von Roland Freist

Eisenherz bekommt Probleme

Wenn es zum Kampf käme zwischen Iron Man und, sagen wir, zum Beispiel Superman, würde ich keinen Euro auf den ersteren setzen: Ein eher kleingewachsener Typ wie Robert Downey Jr. in einer Art Ritterrüstung mit Düsenantrieb gegen einen Außerirdischen mit Superkräften, der als einzige Schwäche eine Kryptonit-Allergie aufweist? No chance.

Aber genau das macht den Reiz nun auch des zweiten "Iron Man"-Films aus: Dass die Hauptdarsteller echte Menschen sind und nicht Figuren, die in die Kostüme von Superhelden schlüpfen und sich anschließend bemühen, sich so zu verhalten, wie das ein Superheld nach allgemeiner Meinung tun sollte, indem sie nämlich weitgehend ernst und verantwortungsbewusst die Welt retten. "Iron Man" kümmert sich nicht darum, wie ein Superheld sein sollte. In der Interpretation von Robert Downey Jr. ist er wie ein Kind, ständig zu irgendeinem Unsinn aufgelegt, genial zwar, aber auch überheblich, und insgeheim schlotternd vor Angst, da er an seinen Blutwerten ablesen kann, dass seine Zeit bald abläuft. Um ihn herum hat Regisseur Jon Favreau eine Gruppe weiterer ausgezeichneter Schauspieler gestellt: Oscar-Preisträgerin Gwyneth Paltrow spielt wie im ersten Teil die Chefassistentin mit dem Comic-Namen Pepper Potts, der oscarnominierte Don Cheadle hat die Rolle des besten Freunds James „Rhodey“ Rhodes übernommen, Scarlett Johansson ist die undurchsichtige Natalie Rushman und Sam Rockwell sowie Mickey Rourke, beide ebenfalls mehrfach ausgezeichnete Darsteller, geben die beiden Bösen. Diese Darstellerriege tut dem Film sehr gut. Denn um ehrlich zu sein: Über weite Strecken passiert nicht viel. Doch weil man den Schauspielern gerne zuschaut, weil die Dialoge, anders als in vergleichbaren Superhelden-Filmen, witzig sind und Sinn ergeben, weil alle Beteiligten ihr Handwerk beherrschen, ist der Film keine Minute langweilig.

Das liegt natürlich auch an den Special Effects. Man sieht "Iron Man 2" an, dass das Budget erheblich größer war als beim ersten Teil. Die Effekte sind glatter, professioneller, spektakulärer, vor allem in einer Szene im ersten Drittel, in der Mickey Rourke als Ivan Vanko sich bei einem Rennen in Monaco auf die Fahrbahn stellt und mit zwei elektrischen Peitschen die heranstürmenden Wagen zerlegt. Vanko ist der Meinung, dass Tony Stark, der Iron Man, seinem Vater die Idee des Schutzanzugs geklaut hat, und will nun Rache nehmen. In Monaco verfehlt er jedoch sein Ziel, und er wird eingesperrt. Die Flucht gelingt ihm mit Unterstützung von Justin Hammer (Sam Rockwell), einem Rüstungsproduzenten, der mit seiner Hilfe einen Konkurrenzanzug zu dem von Tony Stark bauen will. Denn das amerikanische Militär interessiert sich mittlerweile brennend für diese neue Waffe und fordert Stark zur Herausgabe auf. Da der jedoch seinen Anzug nicht weitergeben will, möchte Hammer als Lieferant einspringen und das große Geld machen. So ist jedenfalls der Plan.

Tony Stark hat derweil andere Probleme. Das Energie-Implantat, das ihn am Leben erhält, vergiftet allmählich sein Blut. Er muss schleunigst einen Ersatz finden, sonst ist er bald tot. Die Anhörungen bei den Militärs, die seinen Anzug haben wollen, nerven ihn. Sein bester Freund scheint sich gegen ihn stellen zu wollen, und die neue Chefassistentin bringt Unruhe ins Haus. Als er sich am Schluss jedoch wieder aufgerappelt hat und gegen das Duo Hammer/Vanko antritt, kommt es zum großen Showdown, bei dem die CGI-Abteilung noch einmal zeigt, was sie kann.

"Iron Man 2" ist ein guter, unterhaltsamer Film, technisch perfekt, mit guten Darstellern und gutem Drehbuch. Das Verhältnis zum ersten Teil kann man vergleichen mit den beiden "Terminator"-Filmen von James Cameron: Der erste war ein Klassiker, technisch zwar noch nicht so weit fortgeschritten wie der zweite Teil, dafür bestes Genre-Kino. Aber welchen Teil schaut man sich an einem vergammelten Wochenende lieber an? Eben.

"Iron Man 2" ist übrigens bestes 2D-Kino. An der Kasse drückte mir der Kartenverkäufer trotzdem eine 3D-Brille in die Hand, vielleicht war er der Meinung, dass solche Filme heute grundsätzlich in 3D gedreht werden. Das lässt nichts Gutes erwarten.

"Iron Man 2" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:36

"Krieg der Sterne", Episode 1 (Nachtrag)

Geschrieben am Freitag 07 Mai 2010 um 10:31 von Roland Freist

Mein Kollege Matthias Fichtner hat in einem Tweet auf ein Video verwiesen, das gut geeignet ist für Menschen, die sich an die Handlung der drei ersten "Star Wars"-Filme nicht mehr so genau erinnern können. Es ist nur 2:13 Minuten lang, und die Legosteine und Playmobil-Figuren fliegen nur so durch die Luft:

Bearbeitet: Sonntag 20 Februar 2011 22:07

"Krieg der Sterne", Episode 1

Geschrieben am Donnerstag 06 Mai 2010 um 11:39 von Roland Freist

Nachdem ich kürzlich schon einen Clip aus dem "Star Trek"-Umfeld vorgestellt hatte (more to follow), darf natürlich die Konkurrenz von "Star Wars" nicht zu kurz kommen. Unter der Überschrift "Star Wars en la Cultura Pop" versammelt beispielsweise eine Seite Beispiele für die Verwendung von Figuren und Motiven aus den Filmen in der Popkultur. Auffällig ist, dass es den Künstlern vor allem die doch etwas drögen imperialen Sturmtruppen angetan haben. Aber auch der Wookiee und der großartige Darth Vader sind vertreten.

Apropos Darth Vader: Der folgende Clip ist zwar bereits einige Jahre alt. Ich liebe ihn aber immer noch heiß und innig, daher darf er in diesem Blog nicht fehlen.

Und wer schließlich wissen will, wie sich die "Star Wars"-Schiffe bei einer direkten Auseinandersetzung mit der Enterprise geschlagen hätten, ist auf dieser Seite gut aufgehoben.
Bearbeitet: Donnerstag 17 März 2011 13:41

Filmkritik: "Sin nombre"

Geschrieben am Dienstag 04 Mai 2010 um 15:56 von Roland Freist

Die Hoffnung liegt im Norden

Es gibt Filme, deren schonungsloser Realismus einem unter die Haut geht. Bei "Sin nombre" (was auf Deutsch "Ohne Namen" heißt) trifft das vor allem auf die Szenen aus der mexikanischen Gang-Szene am Anfang zu: Da sieht man einen etwa zwölfjährigen Jungen, wie er unter Anleitung eines älteren Mitglieds seinen ersten Menschen erschießt. Neue Mitglieder werden in einem blutigen Initiationsritus vom Rest der Gruppe brutal zusammengetreten. Dem Anführer ist unbedingt Gehorsam zu leisten, selbst wenn er wenige Minuten zuvor die eigene Freundin vergewaltigt und umgebracht hat. Doch an diesem Punkt macht Willy (Edgar Flores), der allgemein nur Casper genannt wird, nicht mehr mit. Als sein Boss Lil‘ Mago (Tenoch Huerta) ihn und den kleinen Smiley mitnimmt, um die illegal Mitreisenden eines Güterzugs zu berauben, und sich dabei schon wieder an einem Mädchen zu schaffen macht, bringt Willy ihn mit seiner Machete um. Er weiß, dass der Rest der Gang ihn nun jagen und versuchen wird, ihn zu töten. Da er keine andere Wahl hat, verscheucht er seinen Begleiter Smiley und bleibt selber auf dem Zug und bei dem Mädchen.

Sie heißt Sayra (Paulina Gaitan) und ist mit ihrem Vater und ihrem Onkel auf dem Weg in den Norden zur amerikanischen Grenze. Sie kommen aus Honduras, sahen dort keine Chance für sich, und wollen nun versuchen, über die Grenze und nach New Jersey zu kommen, wo es Leute gibt, die ihnen helfen können. Der ganze, lange Güterzug ist bedeckt mit Menschen, denen es genauso geht wie ihnen. Die Bahngesellschaft scheint das nicht zu stören. Die meisten haben kaum Geld, keine Habseligkeiten und nur die Hoffnung, dass es in den USA irgendwie besser wird als daheim. Sie laufen ständig Gefahr, von der Polizei erwischt und abgeschoben zu werden. Wer allein reist, bindet sich nachts mit seinem Gürtel irgendwo am Waggondach fest, damit er nicht hinunterfällt. Bei kleinen Gruppen bleibt immer jemand wach, um die anderen im Gefahrenfall zu warnen. Alles was sie zu essen bekommen, sind Spenden von Anwohnern der Bahnstrecke und wohl auch Hilfsorganisationen. Während eines längeren Halts lässt man sie sogar duschen, und sie bekommen eine warme Mahlzeit. In einer anderen Szene sieht man, wie die Bauern Orangen zu dem fahrenden Zug hochwerfen.

Der Film zeigt den langsam dahin rollenden Zug mit seinen Passagieren und die vorbeiziehende Landschaft in wunderschönen Bildern. Doch er gerät nie in Gefahr, in Sozialkitsch abzudriften, denn zu allgegenwärtig ist die Gefahr und auch die Angst der Menschen. Und man beginnt zu verstehen, wie hoffnungslos das Leben vieler Menschen in Mittelamerika sein muss, wenn sie sich trotz der ständig präsenten Todesgefahr auf eine solche Reise einlassen.

Der junge amerikanische Regisseur Cary Fukunaga soll bei der Vorbereitung des Films selbst auf einem dieser Züge mitgefahren sein. Und das ist auch glaubhaft, erklärt es doch die detailgetreue Darstellung dieser Reise quer durch Mexiko. "Sin nombre" hat beim Sundance Film Festival, dem wichtigsten Forum für Independent-Filme, die Preise für die beste Regie und die beste Kamera gewonnen, dazu kommen noch Auszeichnungen von einem Dutzend weiterer Festivals. In den USA ist der Film bereits im April 2009 gelaufen, schade, dass man hierzulande über ein Jahr darauf warten musste.

"Sin nombre" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:36

"Warum ich 3D hasse (und Sie das auch sollten)"

Geschrieben am Samstag 01 Mai 2010 um 14:36 von Roland Freist

Der amerikanische Filmkritiker Roger Ebert fasst in einem Artikel für Newsweek zusammen, warum 3D-Filme abzulehnen sind.

Bearbeitet: Sonntag 20 Februar 2011 22:08

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