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Filmkritik: "Der fantastische Mr. Fox"

Fox, du hast die Gans gestohlen

Mr. Fox ist ein Dieb, letztlich ein Kleinkrimineller, der zusammen mit seiner schönen Frau Hühner und Gänse stiehlt, anstatt einem ordentlichen Beruf nachzugehen. Doch eines Tages kommt es, wie es kommen muss: Bei einem ihrer Raubzüge geraten sie in eine Falle und werden in einem Käfig gefangen, und das gerade in dem Moment, in dem Mrs. Fox ihrem Gatten sagt, dass sie schwanger ist. Falls wir hier herauskommen, verspricht er ihr, werde ich dieses Leben aufgeben.

In der nächsten Szene sehen wir die beiden einige Jahre später wieder. Fox ist jetzt Journalist, er schreibt eine Kolumne für die örtliche Tageszeitung, und er ist Vater eines Sohnes geworden. Übergangsweise lebt auch noch sein Neffe bei ihnen, da Mr. Fox‘ Bruder krank geworden ist. Die Familie beschließt, aufs Land zu ziehen, ausgerechnet in Blickweite zu den Höfen der drei reichsten, aber bösartigsten Bauern weit und breit, Boggis, Bunce und Bean. Und Fox kann nicht widerstehen: Ohne seiner Frau etwas davon zu erzählen, zieht er los und klaut Hühner, Gänse und Most bei den Bauern.

Die rächen sich jedoch ganz fürchterlich: Sie zerstören das Heim der Familie Fox und graben ihm nach … Moment: An dieser Stelle sollte man erwähnen, dass es sich bei Familie Fox um Tiere handelt, wie sich unschwer erraten lässt, um Füchse. Und: Gedreht wurde der Film mit Puppen in der Stop-Motion-Technik, mit der auch der erste "King Kong" zum Leben erweckt wurde. Das sorgt für einen gewissen Verfremdungseffekt, der jedoch nie so weit geht, dass der Film unglaubwürdig würde. Denn die Tiere sind alles eigenständige Charaktere, sie drücken sich in intelligenten Sätzen aus, und sie kleiden sich ihrer Rolle gemäß. Mr. Fox beispielsweise gibt in seinem rostbraunen Cordanzug den englischen Landedelmann, der immer auch wie ein etwas schnöseliger Dandy wirkt.

Alle Puppen sind mit einer derartigen Perfektion gestaltet, dass sie äußerst menschlich wirken. Aber auch die Kameraführung, die sich an Spielfilmen in der realen Welt orientiert, trägt dazu bei, dass man sich mehr und mehr auf diese Welt einlässt, die von menschlichen Bauern und aufrecht gehenden Tieren bewohnt wird. Diese Tiere sind keine lustigen Comic-Figuren, die anstatt von Wörtern gequetschte Laute hervorpressen. Sie haben Gefühle, sind besorgt, haben Angst, sind eifersüchtig und haben Spaß, genauso wie Menschen. Doch eins unterscheidet sie von uns: Blickt man in ihre Augen, so sieht es manchmal so aus, als wohne in den vermenschlichten Figuren das Wissen um dunkle, unaussprechliche Geheimnisse.

Aber zurück zur Story: Fox und seine Begleiter können zwar fliehen vor den Bauern. Die geben jedoch nicht auf: Mit Traktoren und Dynamit heben sie das Fuchsloch aus, schließlich fluten sie es mit Cider. Und es kommt noch schlimmer, der Neffe von Mr. Fox wird gefasst und von den Bauern als Geisel genommen. Doch mit Hilfe der anderen Tiere, darunter ein Dachs, ein Maulwurf, ein Hase etc. organisiert Fox eine Rettungsaktion, bei der gleich auch die Hühner-, Gänse- und Most-Vorräte der Bauern die Besitzer wechseln sollen.

"Der fantastische Mr. Fox" basiert auf einem Kinderbuch von Roald Dahl, genauso übrigens wie "Charlie und die Schokoladenfabrik". Regisseur Wes Anderson, ein Spezialist für skurrile, nur schwer einzuordnende Werke ("Die Tiefseetaucher"), hat daraus einen Film gemacht, der sich weder auf Kinder noch auf Erwachsene als Zielgruppe festlegt. In Deutschland ist "Mr. Fox" ab sechs Jahren freigegeben, und Kinder werden auch mit Sicherheit fasziniert von ihm sein, selbst wenn sie nicht jedes Detail verstehen. Das seltsam Gespenstische, das in ihm zu spüren ist, wird ihre Fantasie nur noch mehr anregen. Aber es ist eben kein reiner Kinderfilm. Erwachsene können sich freuen auf schnelle, pointierte Dialoge, zahlreiche witzige Szenen und den Blick in ein absurdes, von sprechenden Tieren bevölkertes Paralleluniversum.

"Der fantastische Mr. Fox" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Dienstag 18 Mai 2010 um 16:41 von Roland Freist

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:35

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