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Filmkritik: "Iron Man 2"

Eisenherz bekommt Probleme

Wenn es zum Kampf käme zwischen Iron Man und, sagen wir, zum Beispiel Superman, würde ich keinen Euro auf den ersteren setzen: Ein eher kleingewachsener Typ wie Robert Downey Jr. in einer Art Ritterrüstung mit Düsenantrieb gegen einen Außerirdischen mit Superkräften, der als einzige Schwäche eine Kryptonit-Allergie aufweist? No chance.

Aber genau das macht den Reiz nun auch des zweiten "Iron Man"-Films aus: Dass die Hauptdarsteller echte Menschen sind und nicht Figuren, die in die Kostüme von Superhelden schlüpfen und sich anschließend bemühen, sich so zu verhalten, wie das ein Superheld nach allgemeiner Meinung tun sollte, indem sie nämlich weitgehend ernst und verantwortungsbewusst die Welt retten. "Iron Man" kümmert sich nicht darum, wie ein Superheld sein sollte. In der Interpretation von Robert Downey Jr. ist er wie ein Kind, ständig zu irgendeinem Unsinn aufgelegt, genial zwar, aber auch überheblich, und insgeheim schlotternd vor Angst, da er an seinen Blutwerten ablesen kann, dass seine Zeit bald abläuft. Um ihn herum hat Regisseur Jon Favreau eine Gruppe weiterer ausgezeichneter Schauspieler gestellt: Oscar-Preisträgerin Gwyneth Paltrow spielt wie im ersten Teil die Chefassistentin mit dem Comic-Namen Pepper Potts, der oscarnominierte Don Cheadle hat die Rolle des besten Freunds James „Rhodey“ Rhodes übernommen, Scarlett Johansson ist die undurchsichtige Natalie Rushman und Sam Rockwell sowie Mickey Rourke, beide ebenfalls mehrfach ausgezeichnete Darsteller, geben die beiden Bösen. Diese Darstellerriege tut dem Film sehr gut. Denn um ehrlich zu sein: Über weite Strecken passiert nicht viel. Doch weil man den Schauspielern gerne zuschaut, weil die Dialoge, anders als in vergleichbaren Superhelden-Filmen, witzig sind und Sinn ergeben, weil alle Beteiligten ihr Handwerk beherrschen, ist der Film keine Minute langweilig.

Das liegt natürlich auch an den Special Effects. Man sieht "Iron Man 2" an, dass das Budget erheblich größer war als beim ersten Teil. Die Effekte sind glatter, professioneller, spektakulärer, vor allem in einer Szene im ersten Drittel, in der Mickey Rourke als Ivan Vanko sich bei einem Rennen in Monaco auf die Fahrbahn stellt und mit zwei elektrischen Peitschen die heranstürmenden Wagen zerlegt. Vanko ist der Meinung, dass Tony Stark, der Iron Man, seinem Vater die Idee des Schutzanzugs geklaut hat, und will nun Rache nehmen. In Monaco verfehlt er jedoch sein Ziel, und er wird eingesperrt. Die Flucht gelingt ihm mit Unterstützung von Justin Hammer (Sam Rockwell), einem Rüstungsproduzenten, der mit seiner Hilfe einen Konkurrenzanzug zu dem von Tony Stark bauen will. Denn das amerikanische Militär interessiert sich mittlerweile brennend für diese neue Waffe und fordert Stark zur Herausgabe auf. Da der jedoch seinen Anzug nicht weitergeben will, möchte Hammer als Lieferant einspringen und das große Geld machen. So ist jedenfalls der Plan.

Tony Stark hat derweil andere Probleme. Das Energie-Implantat, das ihn am Leben erhält, vergiftet allmählich sein Blut. Er muss schleunigst einen Ersatz finden, sonst ist er bald tot. Die Anhörungen bei den Militärs, die seinen Anzug haben wollen, nerven ihn. Sein bester Freund scheint sich gegen ihn stellen zu wollen, und die neue Chefassistentin bringt Unruhe ins Haus. Als er sich am Schluss jedoch wieder aufgerappelt hat und gegen das Duo Hammer/Vanko antritt, kommt es zum großen Showdown, bei dem die CGI-Abteilung noch einmal zeigt, was sie kann.

"Iron Man 2" ist ein guter, unterhaltsamer Film, technisch perfekt, mit guten Darstellern und gutem Drehbuch. Das Verhältnis zum ersten Teil kann man vergleichen mit den beiden "Terminator"-Filmen von James Cameron: Der erste war ein Klassiker, technisch zwar noch nicht so weit fortgeschritten wie der zweite Teil, dafür bestes Genre-Kino. Aber welchen Teil schaut man sich an einem vergammelten Wochenende lieber an? Eben.

"Iron Man 2" ist übrigens bestes 2D-Kino. An der Kasse drückte mir der Kartenverkäufer trotzdem eine 3D-Brille in die Hand, vielleicht war er der Meinung, dass solche Filme heute grundsätzlich in 3D gedreht werden. Das lässt nichts Gutes erwarten.

"Iron Man 2" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Dienstag 11 Mai 2010 um 16:27 von Roland Freist

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:36

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