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Meine Lieblingsfilme 2010

Nachdem mit "The Fighter" der letzte der Oscar-Kandidaten auch in Deutschland angelaufen ist, wird es Zeit, Bilanz zu ziehen. Insgesamt war es ein eher unterdurchschnittliches Kinojahr, trotzdem haben einige Filme wirklich Spaß gemacht. In der folgenden Liste berücksichtige ich lediglich die Filme der Oscar-Saison 2010. Ich habe also nur Titel aufgenommen, die im Jahr 2010 in den USA ins Kino kamen. Leider waren gleich mehrere davon bei uns erst in diesem Frühjahr zu sehen.

1. "Carlos"

Eine Fernsehproduktion über den europäischen Terrorismus auf Platz 1? Ja, denn der Film war trotz fünfeinhalb Stunden Länge spannend, interessant, gut gespielt, mit guter Musik versehen (The Feelies! Wire!) und, doch, wirklich, in einigen Szenen sogar recht komisch. Freue mich schon auf die Fernsehausstrahlung.

2. "Black Swan"

Nicht nur wegen der schauspielerischen Leistung von Natalie Portman unbedingt sehenswert. Ein Psychothriller mit Horror-Elementen aus der Welt des Balletts, die Geschichte einer Tänzerin, die kaputt geht, weil sie etwas sein soll, was sie nicht ist, eindringlich inszeniert von Darren Aronofsky. Erst beim zweiten Sehen habe ich übrigens registriert, dass die immer wieder kolportierte Geschichte von der Mutter, die wegen ihres eigenen Ehrgeizes ihre Tochter in den Ruin treibt, Blödsinn ist – tatsächlich sorgt sich die Mutter, dass ihre Tochter zuviel arbeitet, und versucht sie zu bremsen.

3. "True Grit"

Ein klassischer Western von den Coen-Brüdern, der Rachefeldzug eines Mädchens, dessen Vater ermordet wurde. Der Film hat alles, was einen guten Western ausmacht, Männer, die, wenn's darauf ankommt, zu Helden werden, Bösewichter, Feuergefechte, klare, einfache Motivationen und grandiose Landschaft. Nur ganz selten blitzt die gewohnte Ironie der Coens auf.

4. "The King’s Speech"

Unter anderem ist "The King's Speech" auch die Geschichte einer Männerfreundschaft, man sieht zu, wie sich zwei sehr unterschiedliche Charaktere einander annähern und sich gegenseitig zu verstehen und respektieren lernen. Und nur wegen dieser genauen Charakterzeichnung kann dieser Film auch funktionieren, ohne dass die Hauptfiguren lächerlich wirken. Obwohl von einem Engländer in England gedreht, stand "The King's Speech" in diesem Jahr am ehesten in der Tradition des alten Breitwand-Hollywoodkinos.

5. "Inception"

Ein technisch perfekter Thriller in der Machart eines Science-Fiction-Films. Während einige Kritiker bemängelten, dass der Film viel zu einfach zu entschlüsseln und damit langweilig sei, erzählte mir mein Friseur, er habe die DVD nach einer halben Stunde wieder aus dem Player geworfen, weil ihm diese mehrfach verschachtelten Traumebenen einfach zu kompliziert gewesen seien. Vermutlich hat Christopher Nolan also einen recht guten Mittelweg gefunden. Und die visuellen Effekte sind natürlich grandios.

6. "Der Ghostwriter"

Ein schöner, ruhiger Krimi in der langen Tradition britischer Polit- und Agententhriller, der Anleihen bei Alfred Hitchcock nimmt, um Spannung aufzubauen. Roman Polanski zeigt hier seine ganze Meisterschaft.

7. "Winter’s Bone"

Genau wie in "True Grit" ist auch in "Winter's Bone" die Hauptperson ein halbwüchsiges Mädchen, das eine Spur verfolgt. Diesmal ist der Vater der Gesuchte, der jedoch nicht mehr als elterliche Bezugsperson gefragt ist, sondern nur noch als eine Art Pfand, das zurückgegeben werden muss, denn ansonsten droht der Familie der Ruin. Ein Independent-Film aus der rauen Welt der Ozark Mountains.

8. "The Social Network"

Von "The Social Network" war ich nach der begeisterten Vorberichterstattung zwar etwas enttäuscht, muss aber anerkennen, dass das Drehbuch von Aaron Sorkin und die Regie von David Fincher meisterhaft sind. Schade, dass die Facebook-Story da nicht ganz mithalten kann.

9. "The American"

Ein wortkarger, eher handlungsarmer Krimi, der in der rauen Gebirgswelt der italienischen Abruzzen spielt. Doch die Faszination, die von den gut geölten, mit einem satten, metallischen Klacken einschnappenden Waffen ausgeht, ist typisch amerikanisch. Genau wie George Clooney, der hier eine der besten Performances seiner Laufbahn abliefert.

10. "127 Hours"

Ein Film, den ich nur als eine Art Verlegenheitslösung in diese Liste aufgenommen habe – etwas Besseres habe ich leider nicht gesehen. Wobei der Film keineswegs schlecht ist. In Erinnerung blieben vor allem die leuchtenden Farben der Wüste von Utah und die drei Minuten, in denen die Hauptfigur ... Sie wissen schon. Wurde trotz anderthalb Stunden Laufzeit überraschenderweise nie langweilig.

Meine Top Ten des Jahres 2009 finden Sie hier.

Geschrieben am Mittwoch 13 April 2011 um 10:44 von Roland Freist

Bearbeitet: Donnerstag 14 April 2011 23:45

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