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Archiv vom November 2013

Filmkritik: "The Counselor"

Geschrieben am Freitag 29 November 2013 um 15:14 von Roland Freist

Gut, dass wir geredet haben

Dies ist vermutlich der ambitionierteste Film des Jahres. Einer der erfolgreichsten Regisseure der vergangenen Jahrzehnte verfilmt das Drehbuch eines Kult-Schriftstellers und heuert dafür einige der besten und teuersten Schauspieler unserer Tage an. Das ist eine Protzerei sondergleichen, das Versprechen auf einen absoluten Ausnahmefilm. Und dann das. In den USA, wo "The Counselor" bereits im Oktober anlief, wurde er von der Kritik weitgehend verrissen. Und auch die deutschen Wertungen drehen den Daumen überwiegend nach unten. Dabei ist der Film so schlecht nun auch wieder nicht. Er ist allerdings sehr anders.

Die Hauptfigur wird gespielt von Michael Fassbender ("Prometheus"). Er ist Strafverteidiger von Beruf und wird daher nur Counselor genannt. Er hat eine schöne Freundin (Penélope Cruz), der er zur Verlobung einen außergewöhnlich teuren Diamantring schenkt (von den Diamantrechnern im Internet erfahre ich, dass ein Stein, wie er im Film vorgestellt wird, einen sechsstelligen Betrag kostet). Um den Ring zu finanzieren, hat er Kontakt mit Reiner (Javier Bardem) aufgenommen, dem lokalen Drogenboss von El Paso. Der lässt den Counselor in einen Drogentransport von Kolumbien nach Chicago investieren, an und für sich eine sichere Sache. Doch etwas geht schief, und sehr schnell richtet sich der Verdacht des kolumbianischen Kartells auf den Counselor und alle, die mit dem Geschäft in Verbindung stehen.

Neben den bereits Genannten sind in weiteren Hauptrollen Cameron Diaz als die Luxus-Geliebte von Reiner sowie Brad Pitt zu sehen. Aber auch die Nebenrollen sind mit Bruno Ganz, Rosie Perez, Édgar Ramírez ("Carlos") und Dean Norris ("Breaking Bad") nicht schlecht besetzt. Sie alle spielen gut, Javier Bardem und Cameron Diaz als die eiskalte, berechnende Verführerin sogar sehr gut. Dazu kommen Ridley Scott als Regisseur und Cormac McCarthy ("No Country for Old Men") als Autor.

Vielleicht ist der außergewöhnliche Cast das Resultat der Überlegungen von Ridley Scott, dass dieses Drehbuch und dieser Film nur mit wirklich guten Schauspielern funktionieren können. Denn es handelt sich größtenteils um echte Sprechrollen mit viel Text. Tatsächlich wird die recht einfache Handlung immer nur wenige Minuten lang weitererzählt, dazwischen wird geredet und philosophiert, über Frauen, Sexualität, Moral, Schicksal und das Leben an sich. All diese Drogenhändler, Mörder und Mafiabosse predigen und halten Monologe, und stünden sie auf einer Theaterbühne. Sie verwenden keinen Slang, sondern drücken sich in einer eleganten, elaborierten Sprache aus.

Das schafft einen seltsamen Verfremdungseffekt. Menschen, die zu unsäglichen Verbrechen fähig sind, unterhalten sich, als seien sie eine an der philosophischen Fakultät geschulte, intellektuelle Elite. In scharfem Kontrast dazu stehen die Bilder der Gewalt, die von ihren Fußtruppen verübt wird, und ihrer eigenen sexuellen Leidenschaft: Ein Motorradkurier wird von einem aufgespannten Draht enthauptet, Cameron Diaz vögelt den Ferrari ihres Liebhabers.

Diese Monologe sowie die knappen, schnellen Dialoge dürften mehr als die Hälfte des Films ausmachen. Da sie von ausgezeichneten Schauspieler gesprochen werden, macht es zumindest im Kino Spaß ihnen zuzusehen. Auf dem kleineren Fernsehbildschirm wird sich diese Wirkung vermutlich nicht einstellen. Spannung kommt dabei jedoch nicht auf, zumal bereits nach etwa einem Drittel des Films klar ist, wie der restliche Gang der Handlung und das Ende aussehen werden.

Mehr noch als "No Country for Old Men" ist "The Counselor" ein Kunstfilm, der den Drogenthriller gezielt dekonstruiert und nur noch Trümmer übriglässt. Zum Schluss waren die Toten völlig sinnlos, Schuldige wie Unschuldige haben ihr Leben verloren, ohne dass es für den Fortgang der Ereignisse irgendeine Bedeutung gehabt hätte. Doch im Unterschied zum Film der Coen-Brüder gelingt es bei "The Counselor" nicht, aus den Bruchstücken wieder eine interessante und packende Geschichte zu machen.

"The Counselor" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Freitag 29 November 2013 15:57

"Breaking Bad", der Remix

Geschrieben am Dienstag 26 November 2013 um 11:33 von Roland Freist

Brillanter Zusammenschnitt von Szenen aus den ersten beiden Staffeln der besten Serie der Welt. Schnitt und Musik von placeboing.

Weitere Beiträge zu "Breaking Bad" in diesem Blog:

Meine Kritik zu der Serie

Drei Videoessays zu der großartigen Kameraarbeit

"Breaking Bad" aus Sicht der Cousins

"Breaking Bad": The Middle School Musical

Jimmy Fallon: "Joking Bad"

Bearbeitet: Dienstag 26 November 2013 11:56

Filmkritik: "Die Tribute von Panem: Catching Fire"

Geschrieben am Samstag 23 November 2013 um 16:46 von Roland Freist

Alles nur gespielt

Es könnte alles so schön sein: Nachdem Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) und Peeta Mellark (Josh Hutcherson) im ersten Teil von "Die Tribute von Panem" die Hungerspiele gewonnen hatten, gehören sie nun einer Kaste von Auserwählten an. Haymitch Abermathy (Woody Harrelson), ebenfalls ein früherer Gewinner, drückt es so aus: Die beiden haben nichts weiter zu tun, als zu lächeln und Texte, die für die Spiele werben, von einem Zettel abzulesen. Und das ihr Leben lang. Wenn sie das widerspruchslos tun, brauchen sie sich um nichts mehr Sorgen zu machen. Doch da die Tribute auch diesem zweiten Teil den Titel geben, ahnt man bereits, was geschehen wird.

Im ersten Teil hatten sich Katniss und Peeta zum Schluss geweigert, einen eindeutigen Sieger zu bestimmen, und wollten sich lieber gemeinsam das Leben nehmen. Zu Beginn des zweiten Teils erfahren wir, dass das Volk in den zwölf Distrikten das als einen Akt der Rebellion interpretiert hat und nun den Aufstand gegen die Zentralgewalt probt. Katniss Everdeen ist zu einer Heldin geworden. Präsident Snow (Donald Sutherland) sieht die Gefahr, dass sich die Unruhen ausbreiten. Er hat daher mit Plutarch Heavensbee (Philip Seymour Hoffman) einen neuen Spielleiter geholt, der ihm Vorschläge machen soll, wie man Katniss als Ikone des Widerstands demontieren kann. Heavensbee schlägt vor, aus Anlass des 75. Jubiläums jeweils zwei ehemalige Gewinner aus jedem Distrikt auszulosen und diese 24 Spieler gegeneinander antreten zu lassen. Es läuft also auf eine Art Champions League der Hungerspiele hinaus. Einer der Spieler soll natürlich Katniss Everdeen sein. Diese neue Spielrunde würde dem Publikum zeigen, dass sie nun auf Seiten der Mächtigen steht, dass sie genauso brutal und kaltblütig mordet wie die anderen Spieler. Ihr Image als Vertreterin des Volkes wäre dahin.

Das ist absurd. Wenn Katniss das macht, was sie in der ersten Spielrunde zur Siegerin und Heldin hat werden lassen, entzieht ihr das Volk seine Sympathien? Aber weiter:

Bis die Spiele beginnen, sind etwa 80 Minuten des rund zweieinhalb Stunden langen Films vergangen. Während in der Hauptstadt Pläne geschmiedet werden, taucht in Distrikt 12 Gale (Chris Hemsworth) wieder auf, der Freund von Katniss. Doch obwohl an und für sich Zeit genug wäre, lernt man ihn auch in "Catching Fire" nicht näher kennen. Wir erfahren lediglich, dass er als Bergmann arbeitet, zudem zeigt er in einer Szene starken Gerechtigkeitssinn. Was Katniss an ihm gefällt (außer seinem zugegebenermaßen guten Aussehen), was ihn bewegt, was für ein Typ er ist – Fehlanzeige. Am Schluss des ersten Films hatte man den Eindruck, dass Katniss sich für Peeta entschieden hat. Aber das stimme nicht, erklärt sie Gale, das sei nur fürs Fernsehen gewesen. Nicht nur an dieser Stelle wirkt der Film äußerst unglaubwürdig.

Diese Ereignisse, und noch einige mehr, werden in einem gleichbleibenden, mittelschnellen Rhythmus erzählt. Man hängt im Kinosessel, verfolgt die Geschehnisse mit Interesse, ist jedoch andererseits auch nicht besonders gefesselt von dem, was da gerade passiert. Es fehlt an Dramatik, an Tempowechseln, an Überraschungen. Dabei sind hier Könner am Werk, erstklassige Schauspieler, Drehbuchschreiber (Simon Beaufoy hat einen Oscar für "Slumdog Millionär", Michael Arndt einen für "Little Miss Sunshine"), Kameraleute und Cutter. Sie können immerhin verhindern, dass es tatsächlich langweilig wird. Spannung kommt jedoch auch nicht auf.

Das setzt sich bei der Inszenierung der Hungerspiele fort. Dieses Mal kämpfen die Spieler weniger gegeneinander als gegen einige fiese Tricks, die die Techniker in die Natur der Arena eingebaut haben. Doch auch dieser Teil kann keine Faszination auslösen. Man fragt sich beispielsweise, wo da der Wettkampf bleiben soll, wenn die Spieler von giftigen Nebelschwaden umgebracht werden. Insgesamt ist auch dieser Akt des Films ein Flop.

Die einzige echte Überraschung, die man gerne etwas früher erlebt hätte, hebt sich der Film bis zum Schluss auf. Die Figuren, die dort plötzlich zusammenstehen, erzählen zudem von einigen Geschehnissen, die man so nicht erwartet hatte. Ausgerechnet davon gibt es jedoch keine Bilder. An dieser Stelle beginnt man sich wirklich zu ärgern, zumal direkt nach dieser Szene der Abspann erscheint.

"Die Tribute von Panem: Catching Fire" ist eine Art "Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger": Es geht um Politik, um eine Übergangsphase. Der Film konzentriert sich auf die Hauptfiguren und die Veränderungen, die in ihnen vorgehen, die Hungerspiele sind nur ein Auslöser. Es ist schwierig, solche Prozesse spannend in Szene zu setzen. Regisseur Francis Lawrence gelingt es jedenfalls nicht. "Catching Fire" ist zu lang, zu dialoglastig, in weiten Stecken auch einfach zu vorhersehbar. Doch immerhin ebnet er den Weg für einen hoffentlich wieder etwas spannenderen dritten Teil.

"Die Tribute von Panem: Catching Fire" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Donnerstag 28 November 2013 23:17

Filmkritik: "Captain Phillips"

Geschrieben am Freitag 15 November 2013 um 11:25 von Roland Freist

Der Captain geht von Bord

Diese Amis. Zum Schluss sind es drei Kriegsschiffe, darunter ein Flugzeugträger, mit denen sie die vier Piraten und ihre Geisel in dem kleinen Rettungsboot verfolgen. Und dann kommen auch noch die Navy Seals, breitschultrige, mit modernsten Waffen ausgerüstete Hightech-Krieger, um Phillips aus der Gewalt seiner Entführer zu befreien. Doch trotz dieser massiven Überlegenheit der Amerikaner, dieser beinahe schon lächerlichen Überreaktion, gelingt es Regisseur Paul Greengrass ("Das Bourne Ultimatum", "Green Zone"), "Captain Phillips" auf einem gleichbleibend hohen Spannungs-Level zu halten. Dies ist einer der besten Action-Filme des Jahres.

Der Anfang ist noch sehr ruhig. Man sieht Richard Phillips (Tom Hanks), einen Handelskapitän, wie er sich von seiner Frau (Catherine Keener) verabschiedet. Sie reden über ihre Ehe, über die Belastungen, die entstanden sind, da er oft lange von seiner Familie getrennt war. Dann der Schnitt: In Somalia sucht eine Gruppe Bewaffneter in einem kleinen, staubigen Dorf an der Küsten nach Freiwilligen für das Kapern eines Schiffes. Dutzende melden sich, niemand scheint hier Arbeit zu haben. Die Männer sehen unterernährt aus, und sie sind offensichtlich verzweifelt.

Phillips hat den Auftrag, ein vollbeladenes amerikanisches Containerschiff um das Horn von Afrika nach Mombasa zu bringen. Die Route führt an der Küste von Somalia entlang, Piratengebiet. Unterwegs werden sie prompt angegriffen, die zuvor bereits gezeigten Somalier attackieren sie auf offener See von einem Schnellboot aus. Phillips macht alles richtig und kann den ersten Angriff abwehren. Doch am nächsten Tag gelingt es den Piraten dann doch, das Schiff zu entern. Die Mannschaft versteckt sich, und Phillips kann die Piraten zunächst mit einigen Katz-und-Maus-Spielchen von ihrem Versteck ablenken. Dann gelingt es der Besatzung ihrerseits sogar, einen der Somalier als Geisel zu nehmen. Die Piraten geben auf und versuchen, mit einem Rettungsboot und 30000 Dollar aus dem Schiffstresor die Küste zu erreichen. Phillips muss als ihre Geisel mitkommen. Doch dann schaltet sich die amerikanische Marine ein.

"Captain Phillips" basiert auf tatsächlichen Geschehnissen. Einen der vielen Pluspunkte, die der Film erntet, bekommt er, weil er die Motivation der Piraten zeigt. Nachdem der somalische Staat Anfang der 90er Jahre zusammengebrochen war, war die Küste ungeschützt. Das nutzte die internationale Fischfangflotte aus, um unbehelligt die somalischen Hoheitsgewässer zu plündern. In der Folge fingen die einheimischen Fischer nicht mehr genug, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ihnen blieb kaum etwas anderes übrig, als kriminell zu werden, wollten sie nicht verhungern. Man versteht, warum die Männer sich auf dieses Himmelfahrtskommando begeben. Glücklicherweise verzichtet Greengrass darauf, Märtyrer aus ihnen zu machen.

Die Piraten werden von somalischen Laiendarstellern gespielt, und sie wirken absolut überzeugend in ihren Rollen. Man sieht den Hunger, die Angst und die Nervosität in ihren Blicken. Tom Hanks wiederum spielt Captain Phillips als typischen Mann aus dem amerikanischen Mittelstand, ruhig und überlegt, der Typ des erfahrenen, zurückhaltenden Ingenieurs. Als Phillips zum Schluss unter der psychischen Belastung zusammenbricht, kann Hanks dann noch einmal zeigen, warum er schon zwei Oscar-Statuen im Schrank stehen hat.

In diesem Film stimmt alles. Es gibt eine glaubwürdige Story, gute Darsteller und eine nervenstrapazierende Spannung. Schnitt und Kameraarbeit sind auf hohem Niveau, wenn auch in den ersten 30 Minuten die Wackelkamera einige Male etwas nervt. "Captain Phillips" ist der perfekte Thriller.

"Captain Phillips" in den IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Samstag 23 November 2013 17:34

163 Horrorfilme in zweieinhalb Minuten

Geschrieben am Dienstag 12 November 2013 um 17:23 von Roland Freist

Ein schöner Supercut mit berühmten Szenen und Protagonisten aus Horrorfilmen der letzten 90 Jahre. Tatsächlich sind es sogar 190 Filme, die hier zitiert werden. Der Autor Jonathan Keogh hat jedoch lediglich die Titel mitgezählt, die mit mindestens drei Frames vertreten sind. Der verwendete Song stammt übrigens von Hanni El Khatib und heißt "You Rascal You". Viel Spaß!

Filmkritik: "You're Next"

Geschrieben am Freitag 08 November 2013 um 16:03 von Roland Freist

Der Nächste, bitte

Am gruseligsten ist das Grauen, solange es noch kein Gesicht hat. Das wurde mir mal wieder bewusst, als ich "You’re Next" sah. Wenn Morde scheinbar planlos verübt werden, wenn man als Zuschauer genau wie die Protagonisten des Films den Eindruck hat, dass es keine innere Logik in den Geschehnissen gibt und der Täter nicht fassbar ist, dann ist ein Horrorfilm am effektivsten. Sobald die Auflösung kommt, Motive erkennbar werden und die Monster gezeigt werden, ist der Film zwar nicht weniger blutig und spannend. Aber der Schockeffekt ist weg.

Es geht um eine gut situierte, amerikanische Familie. Das Elternpaar hat seine drei Söhne und ihre Tochter zusammen mit ihren Ehepartnern und Freunden zu einer Familienfeier nach Hause eingeladen, in ein großes, abseits stehendes Fachwerkhaus. Bei der Ankunft der verschiedenen Gruppen und beim ersten gemeinsamen Abendessen werden uns die Charaktere kurz vorgestellt, dann geht’s auch schon los: Ein Armbrustbolzen trifft Tariq (Ti West), den Freund von Tochter Aimee (Amy Seimetz), er ist sofort tot (nettes Detail: Tariq, das erste Opfer, verdient sein Geld als Regisseur von Underground-Filmen). Damit beginnt eine Mordserie, bei der die Bewohner des Hauses nacheinander durch weitere Armbrustschüsse und mit Macheten abgeschlachtet werden. Ein Störsender verhindert, dass sie per Handy Hilfe herbeiholen. Während der ausbrechenden Panik behält lediglich Erin (Sharni Vinson), die Freundin von Sohn Crispian (AJ Bowen), die Nerven und beginnt, die Angreifer mit allerlei Küchengeräten wie Messern und Fleischklopfern zu bekämpfen.

"You’re Next" ist ein klassischer Slasher-Film. Regisseur Adam Wingard kennt die Regeln des Genres, und er nimmt sie ernst. Dies ist keine Parodie, hier werden keine Witze gemacht. Viele ähnlich gelagerte Filme wollen ihr Publikum durch besonders absurde Todesszenen zum Lachen bringen. Dieser nicht. Die Morde sind brutal und von archaischer Gewalt. Ein unheilvolles, nicht identifizierbares Dröhnen kündigt die Täter an, die sich hinter Tiermasken verstecken. Es gibt drei, vier Szenen, vor allem zum Schluss hin, in denen der Film sich einen Anflug von Humor erlaubt. Die Zuschauer beim Fantasy Filmfest, wo er in deutscher Erstaufführung lief, nahmen’s dankbar auf. Doch die meiste Zeit wird einfach nur blutiges Grauen gezeigt. Man muss solche Filme nicht mögen. Horror-Fans bekommen mit "You’re Next" jedoch einen der besseren Vertreter des Genres angeboten.

"You're Next" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Filmkritik: "Thor – The Dark Kingdom"

Geschrieben am Freitag 01 November 2013 um 21:44 von Roland Freist

If I Had a Hammer

Thor ist vielleicht der lächerlichste der "Avengers"-Helden. Ein Mann, der trotz eines mehr als einfach nur athletischen Körperbaus auf einen Schmiedehammer angewiesen ist, um seine Feinde zu besiegen, und zudem in einer Gesellschaft mit mittelalterlichen Zügen lebt, besitzt in der modernen Welt ein nicht unerhebliches Komik-Potenzial. Regisseur Kenneth Branagh hatte das im ersten "Thor"-Film (hier meine Kritik) auch recht schön herausgearbeitet.

Den zweiten Teil hat die Produktionsfirma nun Alan Taylor übergeben, einem erfahrenen Fernsehregisseur, der unter anderem mehrere Folgen von "Sopranos", "Mad Men" oder auch "Game of Thrones" gedreht hat. Taylor nimmt die Wünsche des Publikums an einen Superhelden-Film deutlich ernster als Branagh. Ganz verzichten will er auf einige Gags am Rande dennoch nicht – gut gelungen ist beispielsweise eine Szene, in der Thor (Chris Hemsworth) in eine kleine Londoner Mietwohnung kommt und seinen Hammer mangels anderer Ablagemöglichkeiten an die Garderobe hängt.

So heiter geht es jedoch ansonsten nicht zu. Wie auch: Die Dunkelelfen mit ihrem Anführer Malekith (Christopher Eccleston) sind auferstanden. Sie gehören zu den erbittertsten Feinden von Asgard und wurden vor Jahrtausenden nach harten Kämpfen unschädlich gemacht. Obwohl sie Dunkelelfen heißen, sind sie kreidebleich und man vermutet unwillkürlich einen akuten Vitamin-D-Mangel bei ihnen. Egal. Aufgeweckt wurden sie ausgerechnet von Thors Freundin auf der Erde, der Astrophysikerin Jane Foster (Natalie Portman), die den Treibstoff für die gefährlichste Waffe der Dunkelelfen, einen Stoff namens Äther, durch Zufall in einer leerstehenden Fabrikhalle in London findet. Wieso die Asen den Stoff gerade dort versteckt haben – man erfährt es nicht. Und "Thor" gehört auch nicht zu den Filmen, bei denen man sich über das Warum von irgendwelchen Tatbeständen Gedanken machen sollte. Ist halt so.

Wie dem auch sei: Die Nachtelfen wollen ihren Äther zurück, um damit ganz Asgard in die Luft zu jagen. Thor nebst Familie (Anthony Hopkins als Odin, Rene Russo als Frigga) und Freunden will das verhindern. Doch das erweist sich als schwieriger als gedacht. So muss er schließlich sogar seinen missratenen Adoptivbruder Loki (Tom Hiddleston) aus seiner Einzelzelle holen, um Malekith die Stirn bieten zu können.

Dieses zweite Thor-Solo ist besser als ich es im Vorfeld vermutet hatte. Das ist gut gemachtes Popcorn-Kino, anspruchslos, aber bunt, schnell, actionreich, niemals langweilig. Die Special Effects umfassen nichts, was man nicht schon anderswo gesehen hätte, sind aber sauber ausgeführt. Nur das 3D ist daneben gegangen, es bringt keine zusätzliche Ebene in den Film. Wer kann, sollte sich den Aufpreis sparen und den Film in 2D anschauen.

Bleibt noch die Sache mit dem Hammer. Thor hat ihn die meiste Zeit nicht bei sich, was angesichts des Gewichts dieses Monstrums verständlich ist. Er kommt erst dann angeflogen, wenn sein Herrchen schlagbereit die Hand hebt, zeigt allerdings gegen Ende deutliche Orientierungsschwächen. Zum Schluss findet er dann allerdings doch noch rechtzeitig seinen Platz, und alles wird gut. Nun ja, fast alles.

"Thor – The Dark Kingdom" in den IMDB

Der deutsche Trailer:

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