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Filmkritik: "Captain Phillips"

Der Captain geht von Bord

Diese Amis. Zum Schluss sind es drei Kriegsschiffe, darunter ein Flugzeugträger, mit denen sie die vier Piraten und ihre Geisel in dem kleinen Rettungsboot verfolgen. Und dann kommen auch noch die Navy Seals, breitschultrige, mit modernsten Waffen ausgerüstete Hightech-Krieger, um Phillips aus der Gewalt seiner Entführer zu befreien. Doch trotz dieser massiven Überlegenheit der Amerikaner, dieser beinahe schon lächerlichen Überreaktion, gelingt es Regisseur Paul Greengrass ("Das Bourne Ultimatum", "Green Zone"), "Captain Phillips" auf einem gleichbleibend hohen Spannungs-Level zu halten. Dies ist einer der besten Action-Filme des Jahres.

Der Anfang ist noch sehr ruhig. Man sieht Richard Phillips (Tom Hanks), einen Handelskapitän, wie er sich von seiner Frau (Catherine Keener) verabschiedet. Sie reden über ihre Ehe, über die Belastungen, die entstanden sind, da er oft lange von seiner Familie getrennt war. Dann der Schnitt: In Somalia sucht eine Gruppe Bewaffneter in einem kleinen, staubigen Dorf an der Küsten nach Freiwilligen für das Kapern eines Schiffes. Dutzende melden sich, niemand scheint hier Arbeit zu haben. Die Männer sehen unterernährt aus, und sie sind offensichtlich verzweifelt.

Phillips hat den Auftrag, ein vollbeladenes amerikanisches Containerschiff um das Horn von Afrika nach Mombasa zu bringen. Die Route führt an der Küste von Somalia entlang, Piratengebiet. Unterwegs werden sie prompt angegriffen, die zuvor bereits gezeigten Somalier attackieren sie auf offener See von einem Schnellboot aus. Phillips macht alles richtig und kann den ersten Angriff abwehren. Doch am nächsten Tag gelingt es den Piraten dann doch, das Schiff zu entern. Die Mannschaft versteckt sich, und Phillips kann die Piraten zunächst mit einigen Katz-und-Maus-Spielchen von ihrem Versteck ablenken. Dann gelingt es der Besatzung ihrerseits sogar, einen der Somalier als Geisel zu nehmen. Die Piraten geben auf und versuchen, mit einem Rettungsboot und 30000 Dollar aus dem Schiffstresor die Küste zu erreichen. Phillips muss als ihre Geisel mitkommen. Doch dann schaltet sich die amerikanische Marine ein.

"Captain Phillips" basiert auf tatsächlichen Geschehnissen. Einen der vielen Pluspunkte, die der Film erntet, bekommt er, weil er die Motivation der Piraten zeigt. Nachdem der somalische Staat Anfang der 90er Jahre zusammengebrochen war, war die Küste ungeschützt. Das nutzte die internationale Fischfangflotte aus, um unbehelligt die somalischen Hoheitsgewässer zu plündern. In der Folge fingen die einheimischen Fischer nicht mehr genug, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ihnen blieb kaum etwas anderes übrig, als kriminell zu werden, wollten sie nicht verhungern. Man versteht, warum die Männer sich auf dieses Himmelfahrtskommando begeben. Glücklicherweise verzichtet Greengrass darauf, Märtyrer aus ihnen zu machen.

Die Piraten werden von somalischen Laiendarstellern gespielt, und sie wirken absolut überzeugend in ihren Rollen. Man sieht den Hunger, die Angst und die Nervosität in ihren Blicken. Tom Hanks wiederum spielt Captain Phillips als typischen Mann aus dem amerikanischen Mittelstand, ruhig und überlegt, der Typ des erfahrenen, zurückhaltenden Ingenieurs. Als Phillips zum Schluss unter der psychischen Belastung zusammenbricht, kann Hanks dann noch einmal zeigen, warum er schon zwei Oscar-Statuen im Schrank stehen hat.

In diesem Film stimmt alles. Es gibt eine glaubwürdige Story, gute Darsteller und eine nervenstrapazierende Spannung. Schnitt und Kameraarbeit sind auf hohem Niveau, wenn auch in den ersten 30 Minuten die Wackelkamera einige Male etwas nervt. "Captain Phillips" ist der perfekte Thriller.

"Captain Phillips" in den IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Freitag 15 November 2013 um 11:25 von Roland Freist

Bearbeitet: Samstag 23 November 2013 17:34

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