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Filmkritik: "The Avengers"

Immer das Geschiss mit dem Loki

Nun finden sie also endlich zusammen. Nachdem Marvel seine Superhelden Iron Man (Robert Downey Jr.), Hulk (Mark Ruffalo), Thor (Chris Hemsworth) und Captain America (Chris Evans) in den vergangenen Jahren in eigenen Filmen vorgestellt und ihren Werdegang erzählt hatte, wird in "The Avengers" die Gruppe durch Black Widow (Scarlett Johansson) und Hawkeye (Jeremy Renner) komplettiert, und die Party kann beginnen.

Bis es soweit ist, muss der Zuschauer zunächst allerdings eine quälend lange Vorgeschichte über sich ergehen lassen. Es geht um den bereits aus "Thor" bekannten Loki (Tom Hiddleston), Gott aus Asgard und der Bruder von Thor, dem es gelungen ist, seine Welt zu verlassen und die Erde zu erreichen. Hier sucht er den Tesseract, eine blau leuchtende, würfelförmige Energiequelle, mit der er den Weg für die mit ihm verbündeten Invasionstruppen vom anderen Stern öffnen kann. Der Würfel ist dann auch recht schnell gefunden, was die Geheimorganisation S.H.I.E.L.D. mit ihrem Chef Nick Fury (Samuel L. Jackson) auf den Plan ruft. Er trommelt die Superhelden zusammen, ein Plan, der unter dem Namen "Avenger-Projekt" wohl schon länger in seiner Schublade lag. Die Helden kämpfen während der ersten Hälfte des Films allerdings erst einmal lieber paarweise gegeneinander und streiten sich, anstatt konsequent gegen Loki vorzugehen. Das rächt sich, als es Loki gelingt, mithilfe des Tesseract und dem per Hirnwäsche gefügig gemachten Dr. Selvig (Stellan Skarsgård) das Tor zum Asgard-Universum zu öffnen.

Diese erste Filmhälfte dauert rund 70 Minuten. Während dieser Zeit wird vor allem viel gelabert, man bekommt viel Küchenpsychologie und pseudophilosophisches Geschwafel zu hören, und dann spielt eine Szene auch noch in Stuttgart. Mit einem Wort: langweilig. Anschließend geht der Film in die Pause. Und danach beginnt schließlich das erwartete Kräftemessen Gut gegen Böse.

Doch vielleicht weil es keinen einzelnen Helden mehr gibt, sondern eine ganze Gruppe von Menschen, die man nur noch flüchtig kennenlernt, ist einem das Schicksal dieser Figuren weitgehend egal. Lediglich Tony Stark, der ebenso brillante wie arrogante Multimilliardär, sticht etwas heraus, was zweifellos auch an Robert Downey Jr. liegt, dem besten Schauspieler des Films.

Regisseur bei "Avengers" ist Joss Whedon, in der Comic- und SF-Szene eine Kultfigur wegen der von ihm erschaffenen Serien "Buffy" und "Firefly". Ihm gelingt zumindest die schwierige Aufgabe, die in der Machart unterschiedlichen Einzelfilme zu den Superhelden zu einem homogenen Ganzen zusammenzufügen. Mehr aber auch nicht. Jede einzelne Folge "Buffy" war wesentlich witziger als der gesamte "Avengers"-Film, jede einzelne Folge "Firefly" hatte deutlich mehr Atmosphäre. Technisch ist der Film gut gemacht, die Special Effects sind sauber und professionell, doch hätte man sich etwas mehr Originalität gewünscht.

Auch die 3D-Umsetzung ist weitgehend fehlerlos, doch leider völlig überflüssig. Die 3D-Effekte fügen dem Film an keiner Stelle irgendetwas Sinnvolles hinzu. Wenn man sie überhaupt einmal wahrnimmt, dann haben sie Rummelplatz-Niveau – Dinge kommen aus der Leinwand geflogen und nehmen Kurs über die Köpfe der Zuschauer hinweg und solche Sachen.

"The Avengers" ist nicht so schlecht wie "Transformers 3", geht aber vor allem in der zweiten Hälfte in eine ähnliche Richtung. Es ist nicht gelungen, die teilweise wirklich guten Filme der einzelnen Helden zu einem ebenso guten Gesamtergebnis zusammenzubringen. Das Ganze ist in diesem Fall weniger als die Summe seiner Teile, ist nicht einmal einem der Einzelteile ebenbürtig. Das ist schade, vor allem, da man von Joss Whedon mehr erwartet hätte.

Wegen 3D und Überlänge ist eine Kinokarte für "The Avengers" so teuer wie wohl für keinen anderen Film in diesem Jahr. Für einmal "Avengers" im Multiplex bekommen Sie Tickets für zwei gute Filme in einem kleineren Kino. Nur mal so als Hinweis.

"The Avengers" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Freitag 27 April 2012 um 22:50 von Roland Freist

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:23

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