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Filmkritik: "Transformers 3"

Die Blechbüchsenarmee, Teil 3

Den ersten "Transformers"-Film mochte ich, das war im Kern eine schön altmodische Teenager-Lovestory. Außerdem hatte er Humor, es gab einige wunderbar skurrile Situationen, die Roboter zeigten zumindest in Ansätzen so etwas wie eigenständige Charaktere, es gab tolle Musik und Ballerszenen, die wirklich Spaß machten. Dass die Story um den Zauberwürfel aus dem All wirr bis unverständlich war und Dutzende letztlich überflüssiger Personen benötigte, fiel da nicht so ins Gewicht.

Der zweite Teil war eine Katastrophe. Er war so belanglos, dass man sich bereits eine halbe Stunde nach Verlassen des Kinos nicht mehr an die Handlung erinnern konnte.

Und jetzt kommt die Nummer Drei. Regisseur Michael Bay hatte sich nach dem zweiten Teil selbstkritisch gezeigt und versprochen, sich dieses Mal wieder etwas mehr anzustrengen. Eine der Lehren, die die Beteiligten aus diesem Desaster gezogen haben, ist offenbar, dass sich auch ein Roboterfilm tunlichst auf die menschlichen Charaktere konzentrieren sollte. Und so geht es die ersten ein bis anderthalb Stunden in erster Linie um Sam Witwicky (Shia LaBoeuf), seine neue Freundin Carly (Rosie Huntington-Whiteley) und seine Versuche, nach abgeschlossenem College einen Job zu finden. Auch seine Eltern tauchen in einer kleinen Nebenrolle wieder auf. Schließlich landet er in der Firma von Bruce Brazos (John Malkovich) als Bürobote. Leider ist das nicht nur genauso uninteressant, wie es sich anhört, sondern auch noch quälend langsam erzählt, ausgestattet mit Dialogen, in denen viel gesprochen und wenig gesagt wird.

Immerhin hat uns jedoch der Vorspann Hoffnung gemacht, dass der Film im weiteren Verlauf noch etwas Spannung aufbauen könnte. Es geht los im Jahr 1961. Die NASA registriert den Einschlag eines Flugobjekts auf der Mondoberfläche. Um der Sache auf den Grund zu gehen und den Russen zuvorzukommen, beschließt die Regierung ein beispiellos ehrgeiziges Raumfahrtprogramm. John F. Kennedy gibt in einer berühmt gewordenen Rede das Ziel aus, bis zum Ende des Jahrzehnts auf dem Mond zu landen. Das gelingt bekanntlich auch, und die Astronauten finden die Trümmer eines außerirdischen Raumschiffs, aus dem sie einige Artefakte bergen.

In der Jetztzeit erfahren die Autobots von dem Fund und erkennen, dass dieses Raumschiff eine Art Brücke mitgebracht hatte, über die ihre Feinde, die Decepticons, ihre gemeinsame Heimatwelt Cybertron auf die Erde übertragen wollen. Bitte frage mich keiner, wie das aussehen soll, ich habe es nicht verstanden. Später erfahren wir, dass bei der Gelegenheit auch gleich noch die ganze Menschheit von den Robotern versklavt werden soll, wobei man sich Gedanken macht, warum Roboter, die nur ab und zu mal ein Kännchen Öl benötigen, auf Sklaven setzen sollten, die regelmäßig nach Schlaf, Nahrung und Wasser verlangen. Aber was soll's. Auf jeden Fall gehen Autobots und Decepticons mal wieder wie beim Stockcar-Rennen aufeinander los. Es knirscht und kracht und rummst, ständig verwandeln sich irgendwelche Roboter, fallen mit Schuss- und Stichwaffen übereinander her, und wie schon bei den beiden ersten Filmen ist oft nur schwer zu unterscheiden, welcher jetzt gerade der gute und welcher der böse Bot ist. Das geht insgesamt etwa anderthalb Stunden so.

Während dieser Zeit hängt man im Kinosessel und sieht mit mäßigem Interesse einer weiteren Transformers-Materialschlacht zu. Auch die Jungs von der Armee sind wieder mit von der Partie und führen die neueste Waffentechnik vor. Ab und zu kommt mal eine Szene, die Interesse und Neugierde weckt, wie die Geschichte wohl weitergehen könnte. Aber das ist innerhalb von Sekunden wieder vorbei.

Michael Bay hat vieles besser gemacht bei diesem Film. Die Autobots verwandeln sich langsamer, man kann die Verschiebung der Einzelteile genauer beobachten. Ihre Kampfszenen sind sorgfältiger choreographiert – Bay sind einige wirklich spektakuläre Bilder und Szenen gelungen. Die Story ist besser durchdacht, und es wurden gute Schauspieler zur Unterstützung angeheuert – neben John Malkovich ist auch Frances McDormand ("Fargo") mit dabei, sie spielt die Oberbefehlshaberin aller Geheimdienste der USA. Auch John Turturro taucht wieder auf.

Trotzdem ist aus "Transformers 3" kein guter Film geworden. Zum einen ist er viel zu lang, die Handlung schleppt sich nur so dahin. Und nach einer halben bis dreiviertel Stunde Roboter-Crashs reicht es einem auch. Leider hat man dann noch nicht einmal die Hälfte der Verschrottungsaktionen gesehen, es geht noch einmal genauso lange so weiter. Es gibt keine Spannungsspitzen, Langeweile kommt auf. Irgendwann hat man dann auch keine Lust mehr, der Story über Verrat, falsche und echte Helden zu folgen, und lässt alles nur noch über sich ergehen. Der Humor des Films ist schlicht, die Witze funktionieren nicht. Und auch die Schauspieler können es nicht rausreißen. McDormand ist eine hervorragende Charakter-Darstellerin, doch man sieht ihr an, dass sie sich in der eindimensionalen Figur der Geheimdienstchefin äußerst unwohl fühlt. Die Rolle von Malkovich ist überflüssig, und er kann sie offensichtlich selber nicht ganz ernst nehmen. Rosie Huntington-Whiteley besitzt deutlich weniger Ausstrahlung als ihre Vorgängerin Megan Fox. Und Shia LaBoeuf ist einfach nur Shia LaBoeuf.

"Transformers 3" wird in den meisten Kinos in 3D gezeigt. Michael Bay hat, um den Fehler anderer 3D-Produktionen zu vermeiden, den gesamten Film etwas aufgehellt, um das Abdunkeln durch die 3D-Brillen auszugleichen. Das funktioniert aber nur zum Teil, meist liegt doch wieder der übliche Grauschleier über den Bildern. Im übertragenen Sinne könnte man das auch über den Film als Ganzes sagen.

"Transformers 3" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Donnerstag 30 Juni 2011 um 23:20 von Roland Freist

Bearbeitet: Freitag 08 Juli 2011 16:28

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