Geschrieben am Samstag 31 Dezember 2011 um 17:40 von Roland Freist
Terrence Malick hat mit "Tree
of Life" einen der am meisten gefeierten Filme des vergangenen
Jahres gedreht. Seine Handschrift ist mittlerweile fast unverwechselbar,
typisch sind beispielsweise die expressiven Bilder und die darüber
gelegten, geflüsterten Kommentare. Das ist natürlich einfach zu
parodieren. Zwei Autoren der Independent-Plattform indiewire
haben etwa unter dem Titel "Tree of Lulz" (Lulz ist laut dem Urban
Dictionary eine Art Synonym für Spaß) ein Video
zusammengestellt, das Ausschitte aus einigen der schlechtesten Filme
2011 im Stil von Terrence Malick präsentiert. Viel Spaß:
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Geschrieben am Mittwoch 28 Dezember 2011 um 16:58 von Roland Freist
Schmutzige Tricks
Wie wird man den smarten, ausgezeichnet arbeitenden Chefstrategen eines
Konkurrenten los? "Tage des Verrats" zeigt es uns: Man lädt ihn ein zu
einem kleinen, inoffiziellen Treffen und macht ihm das Angebot, die
Seiten zu wechseln. Anschließend vertraut man darauf, dass er das seinem
Boss erzählt. Falls nicht, kann man ihm diese Information auf anderen
Wegen zukommen lassen. Das Vertrauen zwischen den beiden ist auf jeden
Fall zerstört, und der Mann wird entlassen. Und falls er dann
tatsächlich bei einem selbst aufkreuzt und um den versprochenen Job
bittet, bedauert man – das Angebot war nur ein Trick.
Der neue Film von George Clooney deckt noch eine ganze Reihe weiterer
schmutziger Wahlkampf- und Kampagnen-Tricks auf. Das könnte durchaus
amüsant sein, denn die Betroffenen fallen weich – sie bekommen jederzeit
einen Beratervertrag in der Privatwirtschaft, dotiert mit einem
Jahreseinkommen von mindestens 750000 Dollar. Mitleid ist hier
unangebracht. Doch in dieser Geschichte kosten solche Machenschaften
eine junge Praktikantin das Leben.
"Tage des Verrats" spielt während des Vorwahlkampfs der amerikanischen
Demokraten. Zwei Männer sind noch im Rennen um die Nominierung zum
Präsidentschaftskandidaten, der idealistische Gouverneur Mike Morris
(George Clooney) und der bereits etwas ältere Senator Pullman (Michael
Mantell). Die Hauptfigur ist jedoch der Pressechef und Stratege von
Morris, Stephen Meyers (Ryan Gosling). Zusammen mit dem Wahlkampfmanager
Paul Zara (Philip Seymour Hoffman) und dem Gouverneur bildet er den
Inner Circle des Teams, das unter anderem von der Praktikantin Molly
Stearns (Evan Rachel Wood) unterstützt wird. Auf der Seite von Pullman
steht ihnen der Wahlkampfmanager Tom Duffy (Paul Giamatti) gegenüber.
Als Vertreterin der Presse spielt Marisa Tomei eine New Yorker
Journalistin, und Jeffrey Wright verkörpert den von beiden Seiten heftig
umworbenen Senator Thompson, dessen Anhänger den Wahlkampf entscheiden
können.
Es ist eine großartige Riege von Schauspielern, die Clooney hier
zusammengetrommelt hat, und er gibt ihnen viel Gelegenheit zu zeigen,
was sie können: Der Film basiert auf einem Theaterstück und besteht
daher in erster Linie aus Dialogen und einigen kürzeren Monologen.
Dazwischen sieht man in Closeups immer wieder die coolen, unbewegten
Gesichtszüge von Ryan Gosling, der den brutalen Kampf um die Macht nie
aufgibt und sich müht, die Fassung zu bewahren. Da es die Hauptrolle
ist, ist es noch am ehesten diese Figur, in die man sich hineinversetzt.
Dabei ist Meyers ein noch größerer Schweinehund als seine Kollegen.
Es geht, wie gesagt, um den amerikanischen Wahlkampf, um Loyalität und
Verrat, Lügen, Erpressung, Macht und die Frage, wie man die Grenzen
dieses zynischen Spiels erkennt. Wie weit gehen Politiker und ihre
Helfer, um ihr Ziel zu erreichen, welche Ideale werden sie dafür opfern?
Die Antwort, die der Film gibt, ist – beinahe schon erwartungsgemäß –
pessimistisch. "Tage des Verrats" ist professionell und spannend
erzählt, toll gespielt, kunstvoll konstruiert und nicht zuletzt auch
sehr unterhaltsam. Da jedoch eine positiv besetzte Identifikationsfigur
fehlt, folgt man der Geschichte vor allem mit analytischem Interesse.
Anmerkung: Der englische Titel des Films lautet "The Ides of March"
(Die Iden des März), was im römischen Kalender den 15. März bezeichnete.
An diesem Tag im Jahr 44 vor Christus soll Julius Cäsar verraten und
ermordet worden sein. Im vorliegenden Film ist der 15. März der Tag der
Wahl des Präsidentschaftskandidaten. Warum der deutsche Verleih diesen
Titel in das nichtssagende "Tage des Verrats" änderte, ist
unverständlich.
Geschrieben am Donnerstag 22 Dezember 2011 um 18:00 von Roland Freist
Was für die Amerikaner Thanksgiving, ist für uns Weihnachten: das Fest,
bei dem im Kreise der Familie mal so richtig gut gegessen wird. Der
amerikanische Filmkritiker Matt Zoller Seitz, dessen Essays ich früher
bereits vorgestellt habe (etwa zu den
Filmen von Terrence Malick) hat daher vor zwei Jahren zu
Thanksgiving unter dem Titel "Feast" einen Film mit einigen der besten
und berühmtesten Menüs der Filmgeschichte zusammengestellt. Er liegt in
zwei Versionen vor: In der ersten werden die verwendeten Filme im
Abspann genannt, die zweite blendet die Titel jeweils bei den
entsprechenden Szenen ein. Den lesenswerten Text zum Video findet man hier
auf der Website vom Moving
Image Source. Das ist dann auch mein letztes Posting vor
Weihnachten: Frohes Fest und guten Appetit!
Geschrieben am Mittwoch 21 Dezember 2011 um 17:22 von Roland Freist
Küchenrassismus
Die USA zu Beginn der 60er Jahre. Die so genannten Jim-Crow-Gesetze zur
Rassentrennung sind nach wie vor in Kraft, doch in der Gesellschaft hat
es begonnen zu gären. Seit Rosa Parks sich Mitte der 50er Jahre
geweigert hatte, ihren Platz im Bus für einen Weißen frei zu machen, hat
sich eine Bürgerrechtsbewegung gebildet, die unter der Führung von
Martin Luther King Aktionen und Demonstrationen gegen die
Diskriminierung schwarzer Bürger organisiert.
In Jackson, Mississippi, ist davon jedoch noch nicht viel zu spüren. Die
wohlhabende weiße Mittelschicht lebt so, wie sie es schon immer gewohnt
war. Nahezu jede Familie beschäftigt eine schwarze Haushälterin – ihre
Großmütter waren noch Sklaven, heute sind die Frauen angestellt. Was
jedoch keinen großen Unterschied macht, da sie noch nicht einmal den
gesetzlichen Mindestlohn bekommen, geschweige denn Sozialleistungen, und
natürlich haben sie auch keine Krankenversicherung. Die Haushälterinnen
kochen, putzen, kaufen ein und vor allem ziehen sie die Kinder der
weißen Familien auf, bei denen sie leben. Die Frauen lieben diese
Kinder, und die Kinder lieben sie. Doch wenn sie groß werden, entwickeln
sie sich unter dem allgemeinen gesellschaftlichen Druck zu den gleichen
Rassisten wie ihre Eltern.
Die junge Skeeter Phelan (Emma Stone) will da nicht mehr mitmachen. Sie
interessiert sich für die schwarzen Dienstboten, will wissen, was sie
denken und wie sie fühlen. Als Skeeter ihren ersten Job bekommt – sie
will Journalistin werden – und eine Ratgeber-Kolumne in ihrer
Heimatzeitung betreuen soll, nimmt sie das zum Anlass, Kontakt
aufzunehmen zu Aibileen Clark (Viola Davis), der Haushälterin ihrer
Freundin Hilly Holbrook (Bryce Dallas Howard). Bald schon wird mehr aus
diesen Gesprächen. Skeeter kann Aibileen und bald auch deren Freundin
Minny Jackson (Octavia Spencer) überreden, Geschichten aus ihrem Leben
zu erzählen, lustige Anekdoten, aber immer wieder auch Schilderungen von
Demütigungen und der Unterdrückung durch die weißen Dienstherren. Eine
New Yorker Verlegerin, die angesichts von Protestmärschen mit
Hunderttausenden Teilnehmern das finanzielle Potenzial dieser Bewegung
ahnt, verspricht Skeeter, daraus ein Buch zu machen.
"The Help" hat viele Stärken, gleichzeitig aber auch etliche Schwächen.
Der Film steckt voller Klischees – die Haushälterinnen sind fast durch
die Bank dicke, sympathische, gemütliche Mamis, die weißen Frauen sind
gleichermaßen einheitlich schlank und tendenziell leicht überdreht. Die
Story ist ein wenig kitschig – es kommt zu einem Happy End, die
Schwarzen sind glücklich, Skeeter ist glücklich, die böse Hilly ist
gedemütigt, und in der Schlusseinstellung zeigt Regisseur Tate Taylor,
wie das neu gewonnene, schwarze Selbstvertrauen seinen Weg in die Welt
antritt. Da könnte man dann beinahe vergessen, dass farbige Kinder auch
50 Jahre später noch nicht die gleichen Chance haben, aufs College und
die Universität zu gehen und einen gut bezahlten Job zu bekommen wie
Kinder aus weißen Haushalten. Und für meinen Geschmack waren einige
Szenen im Film einfach zu rührselig.
Was den Film dennoch sehenswert macht, ist zum einen die Darstellung des
Rassismus. "The Help" arbeitet dabei oftmals mit dem gleichen Trick wie "Mad
Men": Aussagen und Handlungen, die uns heute mit offenem Mund
dastehen lassen, werden als völlig normaler Alltag dargestellt. Wenn
etwa Hilly von den Krankheiten der "Neger" spricht, die man sich auf
gemeinsam benutzten Toiletten holen könne, dann fragt man sich, wie um
alles in der Welt jemand auch nur auf solch eine Idee kommen kann. Als
sie daraufhin in der gesamten Stadt den Bau von Außentoiletten für die
schwarzen Dienstboten durchsetzt und Aibileen auch noch dazu zwingt,
diese nochmals verschärfte Rassentrennung zu begrüßen, bewundert man die
Selbstbeherrschung der Schwarzen, die auf solche Unverschämtheiten nicht
mit einem Aufstand antworten.
Zum anderen sind die schauspielerischen Leistungen brillant. Vor allem
Viola Davis ist ein heißer Kandidat für einen Oscar. Immer wieder zeigt
die Kamera ihr Gesicht, während jemand im Raum die schwarze Bevölkerung
beleidigt oder herabsetzt. Der Zuschauer weiß in diesen Momenten, was
sie denkt, doch Aibileen ist bewusst, dass eine falsche Reaktion ihren
sofortigen Rauswurf zur Folge hätte, und zeigt daher ein nahezu
ausdrucksloses Gesicht. Man sucht nach Reaktionen auf die Kränkungen –
da muss doch etwas sein? Doch Aibileen hat gelernt sich anzupassen. Nur
an den Augen meint man ablesen zu können, was in ihr vorgeht. Große
Schauspielkunst.
Ihre Kollegin Minny steht ihr da nicht viel nach – sie verkörpert
perfekt die leider etwas klischeehaft gezeichnete Rolle der
fürsorglichen und manchmal etwas frechen Haushälterin. Aber auch die
weitere Besetzung mit in letzter Zeit hochgelobten Jessica Chastain ("The
Tree of Life"), dem Altstar Sissy Spacek und nicht zuletzt Emma
Stone in der Hauptrolle ist ausgezeichnet. Schade nur, dass das Drehbuch
mit der Qualität der Schauspieler nicht ganz mithalten kann.
Geschrieben am Dienstag 20 Dezember 2011 um 15:38 von Roland Freist
Zunächst war es nur ein Gerücht, das wenig glaubhaft schien: In "Mission:
Impossible 4" soll Tom Cruise den Stunt am Burj Khalifa
wirklich selbst gemacht haben. Warum sollte er, fragte man sich,
schließlich gibt es Tricks wie den Green
Screen, mit denen man das Gebäude einfach im Nachhinein hätte
einblenden können. Doch die folgende Amateuraufnahme und der Ausschnitt
aus dem Making of zeigen, dass Cruise tatsächlich um die reale Fassade
herumgeschwungen ist.
Das folgende Video ist ein Ausschnitt aus dem Making of zu "MI 4":
Geschrieben am Freitag 16 Dezember 2011 um 16:45 von Roland Freist
Mission accomplished
"Mission: Impossible – Phantom Protokoll" ist so, wie die letzten
James-Bond-Filme hätten sein sollen: Ein Actionfilm mit Witz,
sympathischen Hauptfiguren, hohem Tempo, atemberaubenden Stunts und
bescheuerter Story – früher eine der wichtigsten Zutaten für
Bond-Movies. Der Böse ist ein Mann namens Hendricks (Michael Nyqvist),
der sich Zugriff auf eine russische Atomrakete verschaffen und damit die
USA angreifen will, um so einen Weltkrieg zu entfachen, der der
Menschheit einen neuen Anfang ermöglichen soll. Ethan Hunt (natürlich
wieder gespielt von Tom Cruise) bekommt den Auftrag, Hendricks zu
stoppen, vor allem darf er auf gar keinen Fall die Abschusscodes für die
Rakete in die Finger bekommen. Wie schon gesagt: Die Story ist
bescheuert und noch nicht einmal besonders originell.
Dem Spaß am Film tut das keinen Abbruch. Der vierte Teil von "Mission:
Impossible" lebt wie schon seine Vorgänger von den spektakulären
Actionszenen, die dieses Mal noch um eine große Portion Humor ergänzt
werden. Teilweise meint man, eine Parodie zu sehen: Wenn etwa die
Hightech-Gadgets von Ethan Hunt und seinem Team immer wieder
Funktionsstörungen bekommen, so ist das schon ein recht lustiger
Kommentar zur Technikverliebtheit der vorangegangenen Titel. So versagt
etwa in der spektakulärsten Szene des Films, als Ethan Hunt im 130.
Stock an der Fassade des Burj Khalifa, des höchsten Gebäudes der Welt,
hängt, einer seiner beiden elektrisch gesteuerten Saugnapf-Handschuhe.
Nur wenige Minuten später quittiert der Plotter für die Gesichtsmasken
mit einem hässlichen Kratzgeräusch seinen Dienst. Andere technische
Details wiederum sind so absurd, dass man sich an "Mini-Max"
und skurrile Ausstattungsmerkmale wie etwa das Schuhtelefon erinnert
fühlt: In einer verrotteten Budapester Unterführung entpuppt sich ein
graffitiverschmiertes Münztelefon als Hightech-Terminal, ein Wachtposten
wird überwunden, indem man ihm eine 3D-Projektion seiner Umgebung
präsentiert.
Vom alten Team ist außer Ethan Hunt niemand mehr übrig. Neu
hinzugekommen sind die Nahkampfspezialistin Jane (Paula Patton) und der
Computer-Nerd Benji (Simon Pegg), der bereits im dritten Teil eine
kleine Nebenrolle hatte. Später stößt noch der Analyst und ehemalige
Geheimagent Brandt (Jeremy Renner) zur Gruppe. Erst ganz zum Schluss
taucht der altgediente Luther Stickell (Ving Rhames) auf, in seinem
kurzen Auftritt darf er immerhin den coolsten Satz des ganzen Films
sagen ("Wir sehen uns in Kandahar"). Die frische Besetzung und der neue
Regisseur haben "Mission: Impossible" sehr gut getan. Brad Bird hatte
zuvor in erster Linie Animationsfilme wie "Die
Unglaublichen" und "Ratatouille"
gedreht. In "MI 4" hat er gewissermaßen deren überdrehte
Verfolgungsjagden in die Realität übertragen – man spürt den Spaß und
die Begeisterung, mit der er die Action-Sequenzen inszeniert hat. Unter
den Figuren ist es vor allem der von Simon Pegg sehr glaubwürdig
verkörperte Benji, der mit seiner Das-wird-schon-Haltung und seiner
leichten Unbedarftheit im Alltagsleben für witzige Momente sorgt.
Die Handlung beginnt in einem russischen Gefängnis und führt dann über
Budapest, Moskau (wo kurzerhand der halbe Kreml in die Luft gesprengt
wird) und Dubai bis nach Mumbai. Dort kommt es dann in einem über
mehrere Stockwerke verteilten, automatisch arbeitenden Parkhaus zum
Showdown. Die Sprünge und Zweikämpfe auf den auf und ab laufenden
Plattformen wirken wie eine Szenerie aus "Quake
Arena" oder "Unreal
Tournament".
Dieser vierte Teil ist ein großer Schritt vorwärts für die
Mission-Impossible-Serie. Vergleicht man ihre Entwicklung mit der von
James Bond, so wäre man nun in den 70er Jahren angekommen, bei den
ironischen Filmen mit Roger Moore, als die Macher begannen, mit dem
Personal und der Geheimagenten-Technik zu spielen und alles nicht mehr
ganz so ernst zu nehmen. Bleibt zu hoffen, dass sich das im nächsten
Teil fortsetzt. Der wäre dann sozusagen das Äquivalent zu "Sag
niemals nie", was schon deshalb passen würde, weil Tom Cruise
dann auch das Alter des damals reaktivierten Sean Connery erreicht hätte.
Geschrieben am Dienstag 13 Dezember 2011 um 15:18 von Roland Freist
In "Hot
Shots! Der 2. Versuch" gibt es eine berühmte Szene, in der
Charlie Sheen dafür sorgt, dass dieser Film das blutigste Leinwandepos
aller Zeiten wird:
Das ist natürlich eine satirische Spitze gegen Kriegsfilme, deren Helden
Dutzende oder sogar Hunderte von Gegnern aus dem Weg räumen, was dann
jedoch nicht mehr dramatisch, sondern nur noch lächerlich wirkt.
Einen schönen und auch sehr witzigen Überblick über die Todesraten
zahlreicher mehr oder minder bekannter Filme liefert die Seite www.bodycounters.com
– klicken Sie im Abschnitt "bodycounts"
auf die Spaltentitel, um die Filme alphabetisch oder nach Body-Zahlen zu
ordnen. In der Abteilung "statistics"
erfährt man außerdem, dass die tödlichste Spielfilmserie aller Zeiten
tatsächlich "Star Trek" ist, also die Reihe der Filme, die auf der
TV-Serie "Raumschiff
Enterprise" aufbauen. Rund sechs Milliarden Leben werden dort
ausgelöscht, wobei allerdings der Großteil auf die Zerstörung des
Planeten Vulkan in "Star
Trek" von 2009 zurückzuführen ist.
Und weil sie schon einmal beim Zählen waren, haben die Macher der Site
auch gleich noch Strichlisten geführt, wie oft Samuel L. Jackson in
seinen Filmen "motherfucker" sagt: Insgesamt 95 Mal ist das Ergebnis,
davon entfielen allein 38 "motherfucker" auf Tarantinos "Jackie
Brown".
Geschrieben am Freitag 09 Dezember 2011 um 15:28 von Roland Freist
Der Autor, Moderator und Redakteur Philipp Walulis präsentiert jede
Donnerstagnacht um 0 Uhr 40 bei Tele 5 seine Fernseh-Comedyshow "Walulis
sieht fern". Von dort stammt der folgende Clip:
Geschrieben am Sonntag 04 Dezember 2011 um 17:15 von Roland Freist
"Das macht dann drei Stunden 40, bitte."
Zeit ist Geld – nie war dieser Satz so wahr wie in diesem
Science-Fiction-Thriller. "In Time" spielt in einer unbestimmten
Zukunft, in der die Menschen dank gentechnischer Manipulationen mit 25
Jahren aufhören zu altern. Das ist zum einen schön, hat aber auch einen
Haken: Ab dem 25. Lebensjahr bekommt jeder nur noch ein Startkapital von
einem Jahr, danach stirbt er. Um länger zu leben, muss er weitere Zeit
hinzuverdienen oder sich auf andere Weise beschaffen. Zeit kann man
durch Arbeit erwerben, geschenkt bekommen, man kann sie sich leihen oder
von anderen stehlen. Die einzige Währung ist die Zeit, die man noch hat,
Geld gibt es nicht mehr. Für jede Taxifahrt, für Miete, Essen, Kleidung,
Telefon usw. werden den Menschen Zeiteinheiten abgezogen, manchmal nur
Minuten, manchmal ganze Tage. Wie viel Zeit jemand hat, ist jederzeit
auf seinem linken Unterarm ablesbar.
Es ist ein faszinierendes Konstrukt, das Regisseur Andrew Niccol ("Gattaca",
"Lord of
War") hier präsentiert. Doch noch bevor man sich in diese
Gesellschaft hineinversetzen und die Konsequenzen einer Zeitwährung
überdenken kann, beginnt auch schon die Story. Will Salas (Justin
Timberlake), ein Gelegenheits-Arbeiter aus einem der schlechteren
Viertel von L.A., rettet in einer Bar einem Mann das Leben. Der stellt
sich als reich, alt und lebensmüde heraus und beschenkt ihn mit dem Rest
seiner Lebenszeit, mehr als einem ganzen Jahrhundert. Will, der vorher
gerade einmal ein paar Stunden auf dem Konto hatte, verschafft sich
damit Zutritt zu einem Refugium der Reichen und Schönen, wo Menschen
Tausende von Jahren besitzen und praktisch unsterblich sind – es ist
eine nahezu undurchlässige Klassengesellschaft, die der Film entwirft.
Dort lernt er Sylvia Weis (Amanda Seyfried) kennen, die Tochter eines
der wohlhabendsten Männer der Welt (schön ekelhaft gespielt von Vincent
Kartheiser aus "Mad
Men"). Gemeinsam beginnen sie, die Reichen dieser Welt
auszurauben – Will nimmt damit Rache an einer Gesellschaft, die es
achselzuckend akzeptiert, dass Menschen ohne ausreichendes Zeitpolster
durch einen dummen Zufall von einer Minute zur anderen sterben können,
so geschehen bei seiner Mutter. Ihre Beute übergeben sie einem Priester
in einer Sozialstation, der die Zeit an die Armen verteilt.
Während der ersten halben Stunde ist "In Time" ein aufregendes
Gedankenspiel. Doch sobald Will seinen Rachefeldzug beginnt, meint man,
das alles schon mal gesehen zu haben. Als er Sylvia entführt, die sich
dann prompt in ihn verliebt, denkt man unwillkürlich "Stockholm-Syndrom"
und kurz darauf "Bonnie
und Clyde". Später fällt einem noch Robin Hood ein, der den
Reichen ihren Besitz genommen und ihn den Armen gegeben hat. Man weiß,
wie diese Geschichten weitergehen, und Langeweile macht sich breit.
Das gibt einem immerhin die Gelegenheit, über eine Gesellschaft
nachzudenken, die auf Zeit gegründet ist. Fragen kommen auf: Wie löst
man das Problem der drohenden Überbevölkerung? Selbst wenn viele
Menschen nur einen Puffer von einigen Tagen oder Wochen haben, können
sie damit doch Jahrhunderte überleben. Und auch wenn im Film nur wenige
Kinder zu sehen sind, so scheint es sie immerhin zu geben. Doch wenn nur
eine geringe Zahl an Menschen stirbt und trotzdem weitere geboren
werden, muss es in wenigen Jahren zur Katastrophe kommen.
Man fragt sich auch, wer sich auf ein solches System überhaupt einlassen
sollte. Ewiges Leben schön und gut, aber warum sollte man Lebenszeit als
Währung verwenden? Das Vermögen eines Menschen wird dadurch praktisch
fest an die Person gebunden. Was zuvor eine Zahl auf einem Kontoauszug
war, wird nun quasi zu einer persönlichen Eigenschaft. Das ist nicht nur
für die Armen lebensgefährlich, sondern auch bedrohlich für das Leben
der Wohlhabenden, da es sie zu attraktiven Zielen für Raubüberfälle
macht. Wenn ein Dieb das Geld eines anderen klauen will, knackt er
seinen Tresor oder räumt sein Bankkonto leer. In dieser Gesellschaft
jedoch nimmt er ihm nicht nur seinen Besitz, sondern zugleich auch das
Leben.
Je länger man über solche Dinge nachdenkt, umso mehr wächst der Ärger
über die unausgegorene Geschichte. Zwar ist "In Time" dank seinem Tempo
und einiger origineller Einfälle noch ein leidlich unterhaltsamer Film
geworden. Aber zum Schluss verlässt man das Kino mit dem Eindruck, dass
man aus diesem Stoff mehr hätte machen können.