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Archiv vom Dezember 2011

Wenn Terrence Malick die schlechtesten Filme 2011 gedreht hätte

Geschrieben am Samstag 31 Dezember 2011 um 17:40 von Roland Freist

Terrence Malick hat mit "Tree of Life" einen der am meisten gefeierten Filme des vergangenen Jahres gedreht. Seine Handschrift ist mittlerweile fast unverwechselbar, typisch sind beispielsweise die expressiven Bilder und die darüber gelegten, geflüsterten Kommentare. Das ist natürlich einfach zu parodieren. Zwei Autoren der Independent-Plattform indiewire haben etwa unter dem Titel "Tree of Lulz" (Lulz ist laut dem Urban Dictionary eine Art Synonym für Spaß) ein Video zusammengestellt, das Ausschitte aus einigen der schlechtesten Filme 2011 im Stil von Terrence Malick präsentiert. Viel Spaß:

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Filmkritik: "Tage des Verrats"

Geschrieben am Mittwoch 28 Dezember 2011 um 16:58 von Roland Freist

Schmutzige Tricks

Wie wird man den smarten, ausgezeichnet arbeitenden Chefstrategen eines Konkurrenten los? "Tage des Verrats" zeigt es uns: Man lädt ihn ein zu einem kleinen, inoffiziellen Treffen und macht ihm das Angebot, die Seiten zu wechseln. Anschließend vertraut man darauf, dass er das seinem Boss erzählt. Falls nicht, kann man ihm diese Information auf anderen Wegen zukommen lassen. Das Vertrauen zwischen den beiden ist auf jeden Fall zerstört, und der Mann wird entlassen. Und falls er dann tatsächlich bei einem selbst aufkreuzt und um den versprochenen Job bittet, bedauert man – das Angebot war nur ein Trick.

Der neue Film von George Clooney deckt noch eine ganze Reihe weiterer schmutziger Wahlkampf- und Kampagnen-Tricks auf. Das könnte durchaus amüsant sein, denn die Betroffenen fallen weich – sie bekommen jederzeit einen Beratervertrag in der Privatwirtschaft, dotiert mit einem Jahreseinkommen von mindestens 750000 Dollar. Mitleid ist hier unangebracht. Doch in dieser Geschichte kosten solche Machenschaften eine junge Praktikantin das Leben.

"Tage des Verrats" spielt während des Vorwahlkampfs der amerikanischen Demokraten. Zwei Männer sind noch im Rennen um die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten, der idealistische Gouverneur Mike Morris (George Clooney) und der bereits etwas ältere Senator Pullman (Michael Mantell). Die Hauptfigur ist jedoch der Pressechef und Stratege von Morris, Stephen Meyers (Ryan Gosling). Zusammen mit dem Wahlkampfmanager Paul Zara (Philip Seymour Hoffman) und dem Gouverneur bildet er den Inner Circle des Teams, das unter anderem von der Praktikantin Molly Stearns (Evan Rachel Wood) unterstützt wird. Auf der Seite von Pullman steht ihnen der Wahlkampfmanager Tom Duffy (Paul Giamatti) gegenüber. Als Vertreterin der Presse spielt Marisa Tomei eine New Yorker Journalistin, und Jeffrey Wright verkörpert den von beiden Seiten heftig umworbenen Senator Thompson, dessen Anhänger den Wahlkampf entscheiden können.

Es ist eine großartige Riege von Schauspielern, die Clooney hier zusammengetrommelt hat, und er gibt ihnen viel Gelegenheit zu zeigen, was sie können: Der Film basiert auf einem Theaterstück und besteht daher in erster Linie aus Dialogen und einigen kürzeren Monologen. Dazwischen sieht man in Closeups immer wieder die coolen, unbewegten Gesichtszüge von Ryan Gosling, der den brutalen Kampf um die Macht nie aufgibt und sich müht, die Fassung zu bewahren. Da es die Hauptrolle ist, ist es noch am ehesten diese Figur, in die man sich hineinversetzt. Dabei ist Meyers ein noch größerer Schweinehund als seine Kollegen.

Es geht, wie gesagt, um den amerikanischen Wahlkampf, um Loyalität und Verrat, Lügen, Erpressung, Macht und die Frage, wie man die Grenzen dieses zynischen Spiels erkennt. Wie weit gehen Politiker und ihre Helfer, um ihr Ziel zu erreichen, welche Ideale werden sie dafür opfern? Die Antwort, die der Film gibt, ist – beinahe schon erwartungsgemäß – pessimistisch. "Tage des Verrats" ist professionell und spannend erzählt, toll gespielt, kunstvoll konstruiert und nicht zuletzt auch sehr unterhaltsam. Da jedoch eine positiv besetzte Identifikationsfigur fehlt, folgt man der Geschichte vor allem mit analytischem Interesse.

Anmerkung: Der englische Titel des Films lautet "The Ides of March" (Die Iden des März), was im römischen Kalender den 15. März bezeichnete. An diesem Tag im Jahr 44 vor Christus soll Julius Cäsar verraten und ermordet worden sein. Im vorliegenden Film ist der 15. März der Tag der Wahl des Präsidentschaftskandidaten. Warum der deutsche Verleih diesen Titel in das nichtssagende "Tage des Verrats" änderte, ist unverständlich.

"Tage des Verrats" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:16

"Feast", ein Video-Essay über gutes Essen

Geschrieben am Donnerstag 22 Dezember 2011 um 18:00 von Roland Freist

Was für die Amerikaner Thanksgiving, ist für uns Weihnachten: das Fest, bei dem im Kreise der Familie mal so richtig gut gegessen wird. Der amerikanische Filmkritiker Matt Zoller Seitz, dessen Essays ich früher bereits vorgestellt habe (etwa zu den Filmen von Terrence Malick) hat daher vor zwei Jahren zu Thanksgiving unter dem Titel "Feast" einen Film mit einigen der besten und berühmtesten Menüs der Filmgeschichte zusammengestellt. Er liegt in zwei Versionen vor: In der ersten werden die verwendeten Filme im Abspann genannt, die zweite blendet die Titel jeweils bei den entsprechenden Szenen ein. Den lesenswerten Text zum Video findet man hier auf der Website vom Moving Image Source. Das ist dann auch mein letztes Posting vor Weihnachten: Frohes Fest und guten Appetit!

Filmkritik: "The Help"

Geschrieben am Mittwoch 21 Dezember 2011 um 17:22 von Roland Freist

Küchenrassismus

Die USA zu Beginn der 60er Jahre. Die so genannten Jim-Crow-Gesetze zur Rassentrennung sind nach wie vor in Kraft, doch in der Gesellschaft hat es begonnen zu gären. Seit Rosa Parks sich Mitte der 50er Jahre geweigert hatte, ihren Platz im Bus für einen Weißen frei zu machen, hat sich eine Bürgerrechtsbewegung gebildet, die unter der Führung von Martin Luther King Aktionen und Demonstrationen gegen die Diskriminierung schwarzer Bürger organisiert.

In Jackson, Mississippi, ist davon jedoch noch nicht viel zu spüren. Die wohlhabende weiße Mittelschicht lebt so, wie sie es schon immer gewohnt war. Nahezu jede Familie beschäftigt eine schwarze Haushälterin – ihre Großmütter waren noch Sklaven, heute sind die Frauen angestellt. Was jedoch keinen großen Unterschied macht, da sie noch nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn bekommen, geschweige denn Sozialleistungen, und natürlich haben sie auch keine Krankenversicherung. Die Haushälterinnen kochen, putzen, kaufen ein und vor allem ziehen sie die Kinder der weißen Familien auf, bei denen sie leben. Die Frauen lieben diese Kinder, und die Kinder lieben sie. Doch wenn sie groß werden, entwickeln sie sich unter dem allgemeinen gesellschaftlichen Druck zu den gleichen Rassisten wie ihre Eltern.

Die junge Skeeter Phelan (Emma Stone) will da nicht mehr mitmachen. Sie interessiert sich für die schwarzen Dienstboten, will wissen, was sie denken und wie sie fühlen. Als Skeeter ihren ersten Job bekommt – sie will Journalistin werden – und eine Ratgeber-Kolumne in ihrer Heimatzeitung betreuen soll, nimmt sie das zum Anlass, Kontakt aufzunehmen zu Aibileen Clark (Viola Davis), der Haushälterin ihrer Freundin Hilly Holbrook (Bryce Dallas Howard). Bald schon wird mehr aus diesen Gesprächen. Skeeter kann Aibileen und bald auch deren Freundin Minny Jackson (Octavia Spencer) überreden, Geschichten aus ihrem Leben zu erzählen, lustige Anekdoten, aber immer wieder auch Schilderungen von Demütigungen und der Unterdrückung durch die weißen Dienstherren. Eine New Yorker Verlegerin, die angesichts von Protestmärschen mit Hunderttausenden Teilnehmern das finanzielle Potenzial dieser Bewegung ahnt, verspricht Skeeter, daraus ein Buch zu machen.

"The Help" hat viele Stärken, gleichzeitig aber auch etliche Schwächen. Der Film steckt voller Klischees – die Haushälterinnen sind fast durch die Bank dicke, sympathische, gemütliche Mamis, die weißen Frauen sind gleichermaßen einheitlich schlank und tendenziell leicht überdreht. Die Story ist ein wenig kitschig – es kommt zu einem Happy End, die Schwarzen sind glücklich, Skeeter ist glücklich, die böse Hilly ist gedemütigt, und in der Schlusseinstellung zeigt Regisseur Tate Taylor, wie das neu gewonnene, schwarze Selbstvertrauen seinen Weg in die Welt antritt. Da könnte man dann beinahe vergessen, dass farbige Kinder auch 50 Jahre später noch nicht die gleichen Chance haben, aufs College und die Universität zu gehen und einen gut bezahlten Job zu bekommen wie Kinder aus weißen Haushalten. Und für meinen Geschmack waren einige Szenen im Film einfach zu rührselig.

Was den Film dennoch sehenswert macht, ist zum einen die Darstellung des Rassismus. "The Help" arbeitet dabei oftmals mit dem gleichen Trick wie "Mad Men": Aussagen und Handlungen, die uns heute mit offenem Mund dastehen lassen, werden als völlig normaler Alltag dargestellt. Wenn etwa Hilly von den Krankheiten der "Neger" spricht, die man sich auf gemeinsam benutzten Toiletten holen könne, dann fragt man sich, wie um alles in der Welt jemand auch nur auf solch eine Idee kommen kann. Als sie daraufhin in der gesamten Stadt den Bau von Außentoiletten für die schwarzen Dienstboten durchsetzt und Aibileen auch noch dazu zwingt, diese nochmals verschärfte Rassentrennung zu begrüßen, bewundert man die Selbstbeherrschung der Schwarzen, die auf solche Unverschämtheiten nicht mit einem Aufstand antworten.

Zum anderen sind die schauspielerischen Leistungen brillant. Vor allem Viola Davis ist ein heißer Kandidat für einen Oscar. Immer wieder zeigt die Kamera ihr Gesicht, während jemand im Raum die schwarze Bevölkerung beleidigt oder herabsetzt. Der Zuschauer weiß in diesen Momenten, was sie denkt, doch Aibileen ist bewusst, dass eine falsche Reaktion ihren sofortigen Rauswurf zur Folge hätte, und zeigt daher ein nahezu ausdrucksloses Gesicht. Man sucht nach Reaktionen auf die Kränkungen – da muss doch etwas sein? Doch Aibileen hat gelernt sich anzupassen. Nur an den Augen meint man ablesen zu können, was in ihr vorgeht. Große Schauspielkunst.

Ihre Kollegin Minny steht ihr da nicht viel nach – sie verkörpert perfekt die leider etwas klischeehaft gezeichnete Rolle der fürsorglichen und manchmal etwas frechen Haushälterin. Aber auch die weitere Besetzung mit in letzter Zeit hochgelobten Jessica Chastain ("The Tree of Life"), dem Altstar Sissy Spacek und nicht zuletzt Emma Stone in der Hauptrolle ist ausgezeichnet. Schade nur, dass das Drehbuch mit der Qualität der Schauspieler nicht ganz mithalten kann.

"The Help" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:17

Tom Cruise am Burj Khalifa

Geschrieben am Dienstag 20 Dezember 2011 um 15:38 von Roland Freist

Zunächst war es nur ein Gerücht, das wenig glaubhaft schien: In "Mission: Impossible 4" soll Tom Cruise den Stunt am Burj Khalifa wirklich selbst gemacht haben. Warum sollte er, fragte man sich, schließlich gibt es Tricks wie den Green Screen, mit denen man das Gebäude einfach im Nachhinein hätte einblenden können. Doch die folgende Amateuraufnahme und der Ausschnitt aus dem Making of zeigen, dass Cruise tatsächlich um die reale Fassade herumgeschwungen ist.

Das folgende Video ist ein Ausschnitt aus dem Making of zu "MI 4":

Bearbeitet: Montag 02 Dezember 2013 17:53

Filmkritik: "Mission: Impossible – Phantom Protokoll"

Geschrieben am Freitag 16 Dezember 2011 um 16:45 von Roland Freist

Mission accomplished

"Mission: Impossible – Phantom Protokoll" ist so, wie die letzten James-Bond-Filme hätten sein sollen: Ein Actionfilm mit Witz, sympathischen Hauptfiguren, hohem Tempo, atemberaubenden Stunts und bescheuerter Story – früher eine der wichtigsten Zutaten für Bond-Movies. Der Böse ist ein Mann namens Hendricks (Michael Nyqvist), der sich Zugriff auf eine russische Atomrakete verschaffen und damit die USA angreifen will, um so einen Weltkrieg zu entfachen, der der Menschheit einen neuen Anfang ermöglichen soll. Ethan Hunt (natürlich wieder gespielt von Tom Cruise) bekommt den Auftrag, Hendricks zu stoppen, vor allem darf er auf gar keinen Fall die Abschusscodes für die Rakete in die Finger bekommen. Wie schon gesagt: Die Story ist bescheuert und noch nicht einmal besonders originell.

Dem Spaß am Film tut das keinen Abbruch. Der vierte Teil von "Mission: Impossible" lebt wie schon seine Vorgänger von den spektakulären Actionszenen, die dieses Mal noch um eine große Portion Humor ergänzt werden. Teilweise meint man, eine Parodie zu sehen: Wenn etwa die Hightech-Gadgets von Ethan Hunt und seinem Team immer wieder Funktionsstörungen bekommen, so ist das schon ein recht lustiger Kommentar zur Technikverliebtheit der vorangegangenen Titel. So versagt etwa in der spektakulärsten Szene des Films, als Ethan Hunt im 130. Stock an der Fassade des Burj Khalifa, des höchsten Gebäudes der Welt, hängt, einer seiner beiden elektrisch gesteuerten Saugnapf-Handschuhe. Nur wenige Minuten später quittiert der Plotter für die Gesichtsmasken mit einem hässlichen Kratzgeräusch seinen Dienst. Andere technische Details wiederum sind so absurd, dass man sich an "Mini-Max" und skurrile Ausstattungsmerkmale wie etwa das Schuhtelefon erinnert fühlt: In einer verrotteten Budapester Unterführung entpuppt sich ein graffitiverschmiertes Münztelefon als Hightech-Terminal, ein Wachtposten wird überwunden, indem man ihm eine 3D-Projektion seiner Umgebung präsentiert.

Vom alten Team ist außer Ethan Hunt niemand mehr übrig. Neu hinzugekommen sind die Nahkampfspezialistin Jane (Paula Patton) und der Computer-Nerd Benji (Simon Pegg), der bereits im dritten Teil eine kleine Nebenrolle hatte. Später stößt noch der Analyst und ehemalige Geheimagent Brandt (Jeremy Renner) zur Gruppe. Erst ganz zum Schluss taucht der altgediente Luther Stickell (Ving Rhames) auf, in seinem kurzen Auftritt darf er immerhin den coolsten Satz des ganzen Films sagen ("Wir sehen uns in Kandahar"). Die frische Besetzung und der neue Regisseur haben "Mission: Impossible" sehr gut getan. Brad Bird hatte zuvor in erster Linie Animationsfilme wie "Die Unglaublichen" und "Ratatouille" gedreht. In "MI 4" hat er gewissermaßen deren überdrehte Verfolgungsjagden in die Realität übertragen – man spürt den Spaß und die Begeisterung, mit der er die Action-Sequenzen inszeniert hat. Unter den Figuren ist es vor allem der von Simon Pegg sehr glaubwürdig verkörperte Benji, der mit seiner Das-wird-schon-Haltung und seiner leichten Unbedarftheit im Alltagsleben für witzige Momente sorgt.

Die Handlung beginnt in einem russischen Gefängnis und führt dann über Budapest, Moskau (wo kurzerhand der halbe Kreml in die Luft gesprengt wird) und Dubai bis nach Mumbai. Dort kommt es dann in einem über mehrere Stockwerke verteilten, automatisch arbeitenden Parkhaus zum Showdown. Die Sprünge und Zweikämpfe auf den auf und ab laufenden Plattformen wirken wie eine Szenerie aus "Quake Arena" oder "Unreal Tournament".

Dieser vierte Teil ist ein großer Schritt vorwärts für die Mission-Impossible-Serie. Vergleicht man ihre Entwicklung mit der von James Bond, so wäre man nun in den 70er Jahren angekommen, bei den ironischen Filmen mit Roger Moore, als die Macher begannen, mit dem Personal und der Geheimagenten-Technik zu spielen und alles nicht mehr ganz so ernst zu nehmen. Bleibt zu hoffen, dass sich das im nächsten Teil fortsetzt. Der wäre dann sozusagen das Äquivalent zu "Sag niemals nie", was schon deshalb passen würde, weil Tom Cruise dann auch das Alter des damals reaktivierten Sean Connery erreicht hätte.

"Mission: Impossible – Phantom Protokoll" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:17

Body Count: die blutigsten Filme aller Zeiten

Geschrieben am Dienstag 13 Dezember 2011 um 15:18 von Roland Freist

In "Hot Shots! Der 2. Versuch" gibt es eine berühmte Szene, in der Charlie Sheen dafür sorgt, dass dieser Film das blutigste Leinwandepos aller Zeiten wird:

Das ist natürlich eine satirische Spitze gegen Kriegsfilme, deren Helden Dutzende oder sogar Hunderte von Gegnern aus dem Weg räumen, was dann jedoch nicht mehr dramatisch, sondern nur noch lächerlich wirkt.

Einen schönen und auch sehr witzigen Überblick über die Todesraten zahlreicher mehr oder minder bekannter Filme liefert die Seite www.bodycounters.com – klicken Sie im Abschnitt "bodycounts" auf die Spaltentitel, um die Filme alphabetisch oder nach Body-Zahlen zu ordnen. In der Abteilung "statistics" erfährt man außerdem, dass die tödlichste Spielfilmserie aller Zeiten tatsächlich "Star Trek" ist, also die Reihe der Filme, die auf der TV-Serie "Raumschiff Enterprise" aufbauen. Rund sechs Milliarden Leben werden dort ausgelöscht, wobei allerdings der Großteil auf die Zerstörung des Planeten Vulkan in "Star Trek" von 2009 zurückzuführen ist.

Und weil sie schon einmal beim Zählen waren, haben die Macher der Site auch gleich noch Strichlisten geführt, wie oft Samuel L. Jackson in seinen Filmen "motherfucker" sagt: Insgesamt 95 Mal ist das Ergebnis, davon entfielen allein 38 "motherfucker" auf Tarantinos "Jackie Brown".

 

Der typische "Tatort" in 123 Sekunden

Geschrieben am Freitag 09 Dezember 2011 um 15:28 von Roland Freist

Der Autor, Moderator und Redakteur Philipp Walulis präsentiert jede Donnerstagnacht um 0 Uhr 40 bei Tele 5 seine Fernseh-Comedyshow "Walulis sieht fern". Von dort stammt der folgende Clip:

Standardsätze in Hollywood-Filmen (4)

Geschrieben am Mittwoch 07 Dezember 2011 um 16:00 von Roland Freist

Ein weiterer Supercut auf Youtube: "Sit Down and Shut Up". Die Filmtitel werden eingeblendet.

Weitere Beiträge aus dieser Reihe:

"We've got company."

"Get out of there!"

"Now if you'll excuse me..."

"Blah blah blah"

"You just don't get it, do you?"

Filmkritik: "In Time"

Geschrieben am Sonntag 04 Dezember 2011 um 17:15 von Roland Freist

"Das macht dann drei Stunden 40, bitte."

Zeit ist Geld – nie war dieser Satz so wahr wie in diesem Science-Fiction-Thriller. "In Time" spielt in einer unbestimmten Zukunft, in der die Menschen dank gentechnischer Manipulationen mit 25 Jahren aufhören zu altern. Das ist zum einen schön, hat aber auch einen Haken: Ab dem 25. Lebensjahr bekommt jeder nur noch ein Startkapital von einem Jahr, danach stirbt er. Um länger zu leben, muss er weitere Zeit hinzuverdienen oder sich auf andere Weise beschaffen. Zeit kann man durch Arbeit erwerben, geschenkt bekommen, man kann sie sich leihen oder von anderen stehlen. Die einzige Währung ist die Zeit, die man noch hat, Geld gibt es nicht mehr. Für jede Taxifahrt, für Miete, Essen, Kleidung, Telefon usw. werden den Menschen Zeiteinheiten abgezogen, manchmal nur Minuten, manchmal ganze Tage. Wie viel Zeit jemand hat, ist jederzeit auf seinem linken Unterarm ablesbar.

Es ist ein faszinierendes Konstrukt, das Regisseur Andrew Niccol ("Gattaca", "Lord of War") hier präsentiert. Doch noch bevor man sich in diese Gesellschaft hineinversetzen und die Konsequenzen einer Zeitwährung überdenken kann, beginnt auch schon die Story. Will Salas (Justin Timberlake), ein Gelegenheits-Arbeiter aus einem der schlechteren Viertel von L.A., rettet in einer Bar einem Mann das Leben. Der stellt sich als reich, alt und lebensmüde heraus und beschenkt ihn mit dem Rest seiner Lebenszeit, mehr als einem ganzen Jahrhundert. Will, der vorher gerade einmal ein paar Stunden auf dem Konto hatte, verschafft sich damit Zutritt zu einem Refugium der Reichen und Schönen, wo Menschen Tausende von Jahren besitzen und praktisch unsterblich sind – es ist eine nahezu undurchlässige Klassengesellschaft, die der Film entwirft. Dort lernt er Sylvia Weis (Amanda Seyfried) kennen, die Tochter eines der wohlhabendsten Männer der Welt (schön ekelhaft gespielt von Vincent Kartheiser aus "Mad Men"). Gemeinsam beginnen sie, die Reichen dieser Welt auszurauben – Will nimmt damit Rache an einer Gesellschaft, die es achselzuckend akzeptiert, dass Menschen ohne ausreichendes Zeitpolster durch einen dummen Zufall von einer Minute zur anderen sterben können, so geschehen bei seiner Mutter. Ihre Beute übergeben sie einem Priester in einer Sozialstation, der die Zeit an die Armen verteilt.

Während der ersten halben Stunde ist "In Time" ein aufregendes Gedankenspiel. Doch sobald Will seinen Rachefeldzug beginnt, meint man, das alles schon mal gesehen zu haben. Als er Sylvia entführt, die sich dann prompt in ihn verliebt, denkt man unwillkürlich "Stockholm-Syndrom" und kurz darauf "Bonnie und Clyde". Später fällt einem noch Robin Hood ein, der den Reichen ihren Besitz genommen und ihn den Armen gegeben hat. Man weiß, wie diese Geschichten weitergehen, und Langeweile macht sich breit.

Das gibt einem immerhin die Gelegenheit, über eine Gesellschaft nachzudenken, die auf Zeit gegründet ist. Fragen kommen auf: Wie löst man das Problem der drohenden Überbevölkerung? Selbst wenn viele Menschen nur einen Puffer von einigen Tagen oder Wochen haben, können sie damit doch Jahrhunderte überleben. Und auch wenn im Film nur wenige Kinder zu sehen sind, so scheint es sie immerhin zu geben. Doch wenn nur eine geringe Zahl an Menschen stirbt und trotzdem weitere geboren werden, muss es in wenigen Jahren zur Katastrophe kommen.

Man fragt sich auch, wer sich auf ein solches System überhaupt einlassen sollte. Ewiges Leben schön und gut, aber warum sollte man Lebenszeit als Währung verwenden? Das Vermögen eines Menschen wird dadurch praktisch fest an die Person gebunden. Was zuvor eine Zahl auf einem Kontoauszug war, wird nun quasi zu einer persönlichen Eigenschaft. Das ist nicht nur für die Armen lebensgefährlich, sondern auch bedrohlich für das Leben der Wohlhabenden, da es sie zu attraktiven Zielen für Raubüberfälle macht. Wenn ein Dieb das Geld eines anderen klauen will, knackt er seinen Tresor oder räumt sein Bankkonto leer. In dieser Gesellschaft jedoch nimmt er ihm nicht nur seinen Besitz, sondern zugleich auch das Leben.

Je länger man über solche Dinge nachdenkt, umso mehr wächst der Ärger über die unausgegorene Geschichte. Zwar ist "In Time" dank seinem Tempo und einiger origineller Einfälle noch ein leidlich unterhaltsamer Film geworden. Aber zum Schluss verlässt man das Kino mit dem Eindruck, dass man aus diesem Stoff mehr hätte machen können.

"In Time" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:17

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