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Archiv vom August 2012

Hinter den Kulissen

Geschrieben am Dienstag 28 August 2012 um 17:10 von Roland Freist

Kino ist unter anderem deshalb so toll, weil sich die Macher über die Jahrzehnte hinweg immer wieder neue technische Tricks einfallen lassen mussten, um bestimmte Szenen überhaupt zu vertretbaren Kosten drehen zu können. Selbst heute, wo die digitale Technik alles Denkbare auch möglich macht, setzen die Filmcrews immer noch gerne die guten, alten Modelle ein, um ihre Schauplätze zu realisieren. Die folgenden drei Bilderstrecken zeigen Aufnahmen von den Sets einiger der berühmtesten Filme der letzten Dekaden.

25 Setfotos von "E.T." bis "Videodrome". Mein Favorit ist die Nummer 19 mit den beiden Darstellern aus "Planet der Affen". Weitere Fotos gibt's bei Flavorwire.

 

20 Setfotos von "Star Wars: Episode V – Das Imperium schlägt zurück" bis "Blade Runner". Mehr Fotos finden Sie bei Buzzfeed.

 

Und zum Schluss noch 43 Fotos von den Dreharbeiten zu "Star Wars". Weitere Aufnahmen bei The Chive.

 

Filmkritik: "Total Recall (2012)"

Geschrieben am Freitag 24 August 2012 um 22:28 von Roland Freist

Erinnerungen an Schwarzenegger

Wenn man alles sein könnte, was man will – würde man sich dann ausgerechnet für einen Doppelagenten entscheiden? Für einen Mann, der permanent gezwungen ist, seine gesamte Umgebung zu täuschen und zu belügen, um nicht aufzufliegen? Der daher unter einem enormen psychischen Stress steht? Wohl kaum.

Um so seltsamer erscheint es, dass genau dies die Rolle ist, die Douglas Quaid (Colin Farrell) für sich aussucht. Er arbeitet am Ende des 21. Jahrhunderts in einer Roboterfabrik. Nachdem sich in den vergangenen Jahrzehnten die meisten Länder gegenseitig mit Chemiewaffen ausgelöscht haben, sind nur noch zwei bewohnbare Gebiete übriggeblieben: ein von England aus regiertes Rest-Europa sowie Australien, das in alter britischer Tradition nur als "die Kolonie" bezeichnet wird und aussieht wie LA in "Blade Runner": Es regnet ständig, und die Mehrheit der Bewohner scheinen Asiaten zu sein. Quaid lebt in der Kolonie, arbeitet jedoch in London, das mit Australien über einen Tunnel quer durch den Erdball verbunden ist. Um auf die andere Seite des Planeten zu gelangen, steigt er jeden Morgen in eine mächtige Kapsel, genannt The Fall, die ihn und andere Reisende in 17 Minuten auf die andere Seite bringt, Umkehrung des Erdmagnetfelds inklusive. Abends kehrt er auf die gleiche Weise wieder zurück zu seiner schönen Frau Lori (Kate Beckinsale).

Bitte jetzt nicht anfangen zu rechnen, welche Geschwindigkeit eine Kapsel erreichen müsste, um rund 12700 Kilometer Erddurchmesser in 17 Minuten zurückzulegen und welche Beschleunigungswerte dazu notwendig wären. Logik und Plausibilität gehören nicht zu den Stärken dieses Films.

Eines Abends, nach einer frustrierten Zechtour mit seinem Kumpel Harry (Bokeem Woodbine), beschließt Quaid, noch bei Rekall vorbeizuschauen, einem Unternehmen, das sich auf synthetische Träume spezialisiert hat. Der Kunde sucht sich eine Rolle aus, eben beispielsweise einen Geheimagenten, und erlebt dann im künstlichen Schlafzustand die wildesten Abenteuer. Doch bei ihm geht etwas schief – seine Actionfigur aus dem Traum kollidiert offenbar mit tatsächlich erlebten Geschehnissen, an die er sich jedoch nicht mehr erinnern kann. Douglas Quaid ist nicht die Person, für die er sich hält. Das bestätigt ihm dann auch bald seine Freundin Melina, gespielt von Jessica Biel, die hier mal wieder ihr seltsam sicheres Gespür für Rollen in maximal durchschnittlichen Filmen beweist.

Die erste Version von "Total Recall" aus dem Jahr 1990 mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle konzentrierte sich auf die Frage nach der Identität ihrer Hauptperson. Wer und was Douglas Quaid wirklich ist, Rebell oder eingeschleuster Verräter, ob er also gut ist oder böse, ließ Regisseur Paul Verhoeven bis zum Schluss offen. Der Zuschauer meinte zwar, die wahre Identität zu kennen, doch der Reiz war, dass bis zum Schluss immer ein kleiner Rest Zweifel bestehen blieb.

Der neue "Total Recall" von Len Wiseman ("Underworld", "Stirb langsam 4.0") ist dagegen in erster Linie ein Science-Fiction-Actionfilm. Er übernimmt zwar die Doppelagenten-Story, macht aber kein Hehl daraus, dass für ihn die Frage nach dem wahren Wesen seines Helden bestenfalls zweitrangig ist. Im Vordergrund steht die Action: Eine Verfolgungsjagd geht nach nur wenigen Minuten Pause in die nächste über, jedes Feuergefecht wird in kürzester Zeit durch ein weiteres abgelöst. Auf die Dauer ist das etwas eintönig.

Der Film wäre ein Flop, wenn er nicht ein grandioses Gespür für Räume und gleichzeitig viel visuelle Phantasie hätte. Vor allem die Szenen in London sind grandios, die Flüge durch die City, die sich auf mehreren Ebenen Hunderte Meter in die Höhe erhebt, mit Straßen, Schienen, öffentlichen Plätzen, historischen und modernen Gebäuden, mit Fußgängern, Flugmobilen und Hubschraubern. Bei den Verfolgungsjagden wechseln Jäger und Gejagte ständig die Richtung, fliegen, rennen, fahren nach vorne, hinten, rechts, links, oben und unten. Das ist toll gemacht und beeindruckend in Szene gesetzt. Wenn doch nur die Story da mithalten könnte.

"Total Recall (2012)" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:26

60 Jahre Mickey Rourke

Geschrieben am Montag 20 August 2012 um 15:15 von Roland Freist

Kaum ein Schauspieler der letzten Jahrzehnte war wohl so umstritten wie Mickey Rourke. Und kaum einer hat sich in dieser Zeit so verändert wie er, aus dem smarten Jungen mit dem Schlafzimmerblick ist ein aufgedunsener, muskelbepackter Koloss mit großporiger Haut geworden, die perfekte Besetzung für den alternden Show-Ringer in "The Wrestler". Aus Anlass seines 60. Geburtstags am 16. September hat der Filmjournalist Jason Bellamy in seinem Blog unter dem Titel "Mickey Rourke: Highs and Lows" einen Zusammenschnitt mit Szenen aus Rourkes bekanntesten Filmen veröffentlicht. Dazu gibt es hier einen begleitenden Text. Die Titel der verwendeten Filme und die Musik werden am Schluss des Videos aufgeführt.

TV-Kritik: "Breaking Bad"

Geschrieben am Sonntag 19 August 2012 um 17:20 von Roland Freist

Walter White wechselt auf die dunkle Seite

"Breaking Bad" ist ohne Zweifel eine der besten Fernsehserien nicht nur des aktuellen Programms, sondern aller Zeiten. Sie erzählt die Geschichte des Chemielehrers Walter White (Bryan Cranston, "Malcolm mittendrin"), der unheilbar an Krebs erkrankt und daraufhin beschließt, Crystal Meth herzustellen, um mit dem Drogengeld seine Behandlung zu bezahlen und seine Familie finanziell abzusichern. Über fünf Staffeln hinweg sieht man zu, wie aus einem harmlos wirkenden, zurückhaltenden Mann aus der unteren Mittelschicht der führende Drogenproduzent von Albuquerque, New Mexico, wird, ein hochgradig gefährlicher Krimineller.

Dabei scheint anfangs alles nur ein Spiel zu sein. Die Serie besitzt einen zuweilen zwar grimmigen, aber immerhin Humor: Um sein schmales Lehrergehalt aufzubessern, arbeitet White nebenbei in einer Autowaschanlage, wo er immer wieder auch mal die Wagen seiner Schüler putzen muss. Erst nachdem bei ihm Krebs festgestellt wird, beginnt er Meth zu kochen, ein preiswertes, illegales Aufputschmittel, das zu psychischer Abhängigkeit führt und zu dessen Nebenwirkungen Persönlichkeitsveränderungen und Zahnausfall gehören. Als Gehilfen heuert er ausgerechnet einen ehemaligen Schüler von sich an, einen Jungen namens Jesse Pinkman (Aaron Paul), dem er in Chemie eine Fünf gegeben hatte. Jesse ist ein Junkie und verhilft Walter White mit seinem Insiderwissen über die Drogenszene von Albuquerque zu ersten Verkaufserfolgen. Seiner Frau Skyler (Anna Gunn) und seinem behinderten Sohn Walter Jr. (RJ Mitte) erzählt White zunächst nichts von seiner neuen Einnahmequelle. Ein witziger Einfall der Drehbuchschreiber ist, dass Walters Schwager Hank Schrader (Dean Norris) ein ziemlich abgebrühter Agent der Antidrogen-Behörde DEA ist.

Doch was zunächst wie eine Serie über Walters Abenteuer in der Drogenwelt aussieht, entwickelt recht schnell immer düsterere Töne. Zwar kann sich Walter White mit dem Drogengeld eine erstklassige medizinische Behandlung bei einem der besten Onkologen der USA leisten. Doch damit der Geldfluss nicht abreißt, ist er gezwungen zu morden, er muss Konkurrenten und bezahlte Killer aus dem Weg räumen, wenn er nicht Gefahr laufen will, mit seinen Geschäften aufzufliegen. Er sieht aber auch tatenlos zu, als Jesses Freundin an ihrem Erbrochenen erstickt, und er verstrickt sich gegenüber seiner Familie immer mehr in Lügen und gefährdet damit seine Ehe. Spätestens ab der dritten Staffel wird ihm auch immer mehr das Schicksal der Crystal-Meth-Süchtigen bewusst, die von seinen Drogen zugrunde gerichtet werden. Immer deutlicher wird, dass der Preis für Walter Whites Überleben der Tod der anderen ist.

Der Name des Protagonisten, Walter White, deutet darauf hin, dass der Erfinder der Serie, Vince Gilligan, ehemals Produzent von "Akte X", ursprünglich im Sinn hatte, mithilfe einer exemplarischen Figur die Angst des amerikanischen Mittelstands vor dem Abrutschen ins Prekariat zu beschreiben und zu zeigen, wie diese soziale Ungewissheit einen Menschen kriminell werden lässt. Doch dieses Konstrukt hat von Anfang an nicht so recht funktioniert, denn White ist als festangestellter Lehrer natürlich krankenversichert. Die Behandlung seiner Krebserkrankung würde von der Kasse bezahlt, der Aufbau einer illegalen Drogenküche wäre an und für sich nicht notwendig. Als Kritik am amerikanischen Gesundheitswesen ist die Serie daher ebenfalls nicht geeignet. Die erste Staffel baut daher die Hilfskonstruktion auf, dass der Spezialist, bei dem sich White in Behandlung begibt, so teuer ist, dass die Krankenversicherung die Kosten nicht übernimmt.

Doch je weiter die Serie voranschreitet, desto mehr weichen die Drehbuchautoren von der ursprünglichen Konzeption ab. Tatsächlich belügt sich Walter White mit der Entschuldigung für seine Taten (er muss seine Behandlung bezahlen und will, dass seine Familie nach seinem Tod materiell versorgt ist) nur selbst. Denn zum einen bietet ihm ein reicher Freund an, die Schecks an das Krankenhaus zu übernehmen, koste es, was es wolle. Zum anderen findet seine Frau Skyler, eine gelernte Buchhalterin, schon bald nach der Geburt ihres zweiten Kindes in der zweiten Staffel wieder einen gut bezahlten Job. Ein materieller Notstand ist daher auch nach dem Tod von Walter nicht zu erwarten. Aufgrund seiner Lügen ist seine Ehe zudem schon längst am Ende, seine Frau will sich scheiden lassen. Bis es in der dritten Staffel auch bei ihr zu einer 180-Grad-Drehung kommt: Längst hat sie erfahren, worin die Nebentätigkeit ihres Mannes besteht und wie viel Geld er damit verdient. Und plötzlich beginnt auch sie eine Lügenkonstruktion aufzubauen, um mit den Hunderttausenden von Dollars, die Walter nach Hause bringt, der Familie ihrer Schwester helfen zu können, deren Mann, der DEA-Agent, schwer verletzt im Krankenhaus liegt.

"Breaking Bad" zeigt, wie einfach der Übergang von einem gesetzestreuen, bürgerlichen Leben zu einer kriminellen Existenz ist. Walter White kämpft immer weniger gegen den Krebs und immer häufiger gegen konkurrierende Dealer und Mafia-Organisationen. Immer mehr Menschen werden zu seinen Opfern, und das zunehmend mit Duldung durch seine Frau. Beide wollen die Drogengelder jedoch nicht verwenden, um damit eigenen Luxus zu finanzieren, sondern um der eigenen Familie zu helfen und sie zu schützen – selbst wenn das objektiv gesehen nicht notwendig wäre. Zynischer ist die angebliche Keimzelle der Gesellschaft wohl noch nie gezeigt worden.

Zum Glück vermeidet die Serie dabei einen belehrenden Tonfall. "Breaking Bad" ist eine spannende Krimi- und Familienserie, bei der der Kontrast zwischen der düsteren, pessimistischen Stimmung und dem grellen, klaren Licht von New Mexico oftmals surrealistische Bilder erzeugt. Zu Recht wurde die Nachbearbeitung der Bilder bereits zweimal mit dem Fernsehpreis Emmy ausgezeichnet, die durchweg hervorragende Kameraarbeit wurde mehrfach für Auszeichnungen nominiert. Zusammen mit der hohen Qualität der Drehbücher und den ausgezeichneten Schauspielern – Bryan Cranston bekam bislang schon drei Emmys, dazu kommt einer für Aaron Paul – ist daraus ein Gesamtpaket entstanden, das momentan alle anderen Fernsehprogramme überstrahlt.

In Deutschland und Frankreich liegen die Free-TV-Rechte an "Breaking Bad" bei Arte, das die Staffeln 1 bis 3 in Doppelfolgen ausgestrahlt hat. Staffel 4 wechselt auf einen neuen Sendeplatz am Freitagabend und wird ab dem 2. November 2012 gezeigt. Alle vier Staffeln sind bereits in deutscher Übersetzung auf DVD erhältlich. In den USA läuft derzeit die fünfte und letzte Staffel. Als Ergänzung zu diesem Artikel finden Sie in diesem Blog unter diesem Link ein Video mit Szenen aus "Breaking Bad", die die hervorragende Kameraarbeit demonstrieren.

"Breaking Bad" in der IMDB

Der amerikanische Trailer:

Bearbeitet: Donnerstag 17 Januar 2013 9:56

"Baby Got Back" als Supercut

Geschrieben am Donnerstag 16 August 2012 um 15:40 von Roland Freist

Der ultimative Clip eines Film-Verrückten: "Baby Got Back" von Sir Mix-A-Lot zusammengeschnitten aus 295 Filmen. Die Namen lassen sich als Untertitel einblenden.

Weitere musikalische Supercuts:

"Star Wars" – "Call Me Maybe"

Filmstars singen Lionel Richies "Hello"

Filmkritik: "Prometheus – Dunkle Zeichen"

Geschrieben am Dienstag 14 August 2012 um 11:23 von Roland Freist

Intelligentes Design

Im Regiekommentar zur "Alien"-DVD erzählte Ridley Scott im Jahr 2000, dass er gerne noch einen Teil 5 oder 6 der "Alien"-Reihe drehen würde. Darin solle es um die Geschichte des versteinerten Raumfahrers gehen, den Ripley und ihr Team von der Nostromo im Film gefunden hatten. Er wolle herausfinden, wer diese Wesen sind. Zwölf Jahre später ist daraus nun ein Film geworden.

Man kann über "Prometheus" nicht sprechen, ohne auf "Alien" einzugehen, einen Meilenstein des Science-Fiction-Genres. Zwar hat das ursprünglich als reines Prequel geplante Werk im Laufe der Entstehungsgeschichte ein Eigenleben entwickelt und funktioniert heute auch, wenn man die "Alien"-Filme nicht gesehen hat. Doch die Bezüge sind eindeutig.

Am Anfang steht ein Schöpfungsakt. Man sieht ein bleiches, menschenähnliches Wesen in einer kargen Landschaft an einem Wasserfall, über ihm schwebt ein Raumschiff. Er trinkt irgendeinen Glibberkram aus einem kleinen Becher und beginnt in kürzester Zeit zu zerfallen, sein Körper löst sich komplett auf. Sogar seine DNS-Stränge werden in Stücke gerissen und vom Wasser weggespült. So soll es also gewesen sein als das organische Leben auf die Erde kam.

Der Film wechselt ins letzte Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Nachdem in verschiedenen Höhlen rund um den Globus jahrtausendealte Zeichnungen einer weit entfernten Sternenkonstellation gefunden wurden, finanziert die Firma Weyland Industries eine Erkundungsexpedition zu einem Mond, der in diesem System um den einzigen Planeten kreist. Geleitet wird die Expedition von Meredith Vickers (Charlize Theron), die wenig Hehl daraus macht, dass sie die Mission für rausgeschmissenes Geld hält. Doch die Wissenschaftler an Bord hoffen, Spuren einer außerirdischen Lebensform zu finden. Die Chef-Wissenschaftlerin Elizabeth Shaw (Noomi Rapace) glaubt sogar, dass sie auf eine Spezies treffen könnten, die das Leben auf der Erde und damit die Menschen erschaffen hat.

Als das Raumschiff namens Prometheus auf dem Mond ankommt, stößt die Besatzung dort auf eine Pyramide, die den Zugang bildet zu einem riesigen Höhlensystem, gefüllt mit guter, atembarer Luft. In den Höhlen stolpern die Wissenschaftler schon bald über die Leichen außerirdischer Wesen, deren DNS, wie sich später herausstellt, identisch ist mit der des Menschen. Und es gibt einen Raum mit großen, urnenähnlichen Gefäßen, die mit einer schwarzen, ölartigen Flüssigkeit gefüllt sind. Wie nicht anders zu erwarten, werden in der Folge grundlegende Quarantäne-Regeln missachtet, und das Unheil nimmt seinen Lauf. Nachdem der menschenähnliche Roboter David (Michael Fassbender) Shaws Kollegen und Freund Charlie Holloway (Logan Marshall-Green) einen kleinen Tropfen von dem Öl verabreicht hat, wird der zum Berserker und beginnt, die anderen Besatzungsmitglieder umzubringen. Doch die größere Gefahr geht aus von reptilienartigen Tieren, die in dieser Flüssigkeit leben – sie dringen in ihre menschlichen Opfer ein und benutzen sie als Wirte für ihren eigenen Nachwuchs. Je weiter die Forscher das Höhlensystem erkunden, desto mehr Fragen kommen auf. Wer hat das alles gebaut? Haben diese Wesen auch die Menschen erschaffen? Und warum? Und wo sind sie jetzt?

Die beiden interessantesten und am besten gespielten Figuren in "Prometheus" sind Elizabeth Shaw und Roboter David. Noomi Rapace, bekannt geworden als die Lisbeth Salander in den schwedischen Verfilmungen der Millennium-Romane von Stieg Larsson, ist hier kaum wiederzuerkennen. Aus dem Nerd ist eine überzeugend argumentierende Wissenschaftlerin geworden, die in den entscheidenden Momenten das Richtige macht, auch wenn’s weh tut. Eine würdige Nachfolgerin (beziehungsweise Vorgängerin) von Sigourney Weavers Ripley. Michael Fassbender wiederum macht sich ausgezeichnet als stets höflicher und freundlicher Roboter, der gerade dadurch nur noch umso rätselhafter wirkt.

"Prometheus" nimmt zwar an vielen Stellen Bezug auf "Alien", verfolgt aber tatsächlich eine ganz andere Richtung. "Alien" war ein schmutziger Film: Das Raumschiff zeigte deutliche Gebrauchsspuren, die Laderäume waren mit Öl verschmiert, und die einzige Motivation der Beteiligten war Geld: Die Besatzung feilschte um ihren Lohn, die Betreiberfirma des Schiffs hoffte, das Alien als Biowaffe verhökern zu können. Die Handlung drehte sich um den Kampf gegen eine unbekannte Gefahr, ein Monster, das die meiste Zeit nicht zu sehen war. "Prometheus" dagegen ist sauber: Das Schiff ist wie aus dem Ei gepellt, hell und clean, und den meisten Beteiligten der Mission geht es nur darum, naturwissenschaftliche und philosophische Fragen zu beantworten. Und: Die auftretenden Aliens sind nur noch Beiwerk, die entscheidende Rolle spielen ihre Schöpfer.

"Prometheus" ist ein hochgradig spannender Film, der einige interessante Fragen aufwirft. Etwas nachdenklich stimmt allerdings, dass er eine kreationistische Weltsicht vertritt und damit die Theorie von Charles Darwin zur Entstehung der Arten kurzerhand beiseite wischt. Er weist aber noch ein paar andere Schwächen auf, einige Details wirken unglaubwürdig, und über die Ölbrühe in den Urnen und ihre Wirkung auf Mensch und Tier müsste man auch nochmal reden. Insgesamt jedoch ist es der erhoffte, große Science-Fiction-Film geworden.

"Prometheus" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:27

Filmkritik: "Ted"

Geschrieben am Freitag 03 August 2012 um 22:33 von Roland Freist

Sex mit einem Plüschtier

Ted ist ein Teddybär, einer von der Sorte, wie es sie früher gab, mit einfach gezeichnetem Gesicht und dünnem Fell. Das Besondere an ihm ist, dass er lebendig ist, weil sich sein Besitzer, der siebenjährige John Bennett, das eines Nachts so gewünscht hatte. Nachdem die Medien auf ihn aufmerksam geworden waren, genoss er für einige Zeit Promi-Status – wir sehen Ted unter anderem in der Talkshow von Johnny Carson. Doch im Laufe der Zeit ist es ruhiger um ihn geworden.

Schnitt, wir wechseln in die Gegenwart. Der mittlerweile 35-jährige John (Mark Wahlberg) hockt neben seinem Teddy auf dem Sofa. Während John sich Cornflakes in den Mund schüttet, raucht Ted Marihuana. Es ist zehn Uhr morgens.

Der Film bezieht seine Komik praktisch ausschließlich aus der Vorstellung eines Teddybären, der sich konsequent daneben benimmt. Er sagt "Scheiße" und spricht vom "Ficken", und er kennt noch viele weitere Ausdrücke und Umschreibungen für das Ausüben des Geschlechtsverkehrs. Sehr viele. Ted heuert Prostituierte an, säuft, rülpst, furzt und hat im Lager eines Supermarkts Sex mit einer Kassiererin, wobei der Film die Zuschauer im Unklaren lässt, wie ein Teddy ohne Penis das bewerkstelligen kann. Der Plüschbär macht Witze über Homosexuelle und redet abfällig über Juden.

"Ted" ist ein sehr lustiger Film. Er funktioniert, weil zum einen die Dialoge ohne Rücksicht auf Verluste unter die Gürtellinie zielen. Seth MacFarlane, der Regisseur und Drehbuchautor, ist Erfinder von "Family Guy", das bei uns Samstagmittags auf Pro 7 läuft. Die ganze Unbekümmertheit, die diese Serie auszeichnet, hat er ins Kino übertragen, und nun setzt er noch einen drauf. Zum anderen funktioniert dieser Humor natürlich nur, weil die Sprüche aus dem Mund eines kugelrunden, süßen Plüschtiers kommen, dem man einfach nicht zutraut, dass Anspielungen auf Oralsex zu seinem täglichen Sprachgebrauch gehören. Und wohl nur einem Teddy wird verziehen, wenn er einer indischstämmigen Frau, die er irrtümlich für eine Muslimin hält, ein "Danke für 9/11!" mit auf den Weg gibt.

Die Story des Films ist weitgehend belanglos und dient letztlich nur als Aufhänger für die teilweise wirklich sehr guten Witze. Kurz zusammengefasst geht es darum, dass die Freundschaft mit Ted zu einer Beziehungskrise zwischen John und seiner Freundin Lori (Mila Kunis, "Black Swan") führt. Außerdem wird Ted zwischendurch von einem Mann namens Donny (Giovanni Ribisi, "Avatar") und seinem Sohn entführt. Aber wie gesagt, das spielt keine große Rolle. Es gibt einige lustige, kleine Gastauftritte von Tom Skerritt ("Alien"), Sam J. Jones ("Flash Gordon") sowie Ryan Reynolds (Sexiest Man Alive 2010, Ex-Mann von Scarlett Johansson) als Schwulem. Doch sie alle sind nur schmückendes Beiwerk für Ted, den obszönsten Teddy der Welt.

"Ted" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:27

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