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Archiv vom Juli 2012

Wir sind Batman

Geschrieben am Dienstag 31 Juli 2012 um 15:15 von Roland Freist

Bereits im zweiten Teil von Christopher Nolans Batman-Trilogie gab es einige Verwirrung darüber, wer denn nun der echte Batman ist. Mittlerweile hat sich noch eine ganze Reihe weiterer Bewerber gemeldet:

Filmkritik: "The Dark Knight Rises"

Geschrieben am Samstag 28 Juli 2012 um 17:23 von Roland Freist

Batman gegen Bane

Eigentlich müsste der Titel ja "Bruce Wayne Rises" heißen, denn von Batman ist die meiste Zeit nichts zu sehen. Stattdessen stellt der Film eine geschlagene Stunde lang neue und alte Gesichter vor. Neu ist die Meisterdiebin Selina (Anne Hathaway), die sich schon bald als Catwoman entpuppt. Neu dabei ist auch Miranda (Marion Cotillard), eine reiche Investorin, die unbedingt mit Bruce Wayne in Kontakt kommen will. Der jedoch ist nahezu unerreichbar. Nachdem Batman am Ende von "The Dark Knight" den Mord an Harvey Dent auf sich genommen hatte, ist Wayne nicht mehr aus dem Haus gegangen. Seine Gelenke sind kaputt, er geht am Stock, und nur noch sein treuer Diener Alfred, wie immer gespielt von Michael Caine, hat noch regelmäßig Kontakt mit ihm. Selbst Lucius Fox (Morgan Freeman), der geniale Entwicklungsleiter von Wayne Enterprises, hat ihn seit Jahren nicht mehr gesehen. Bruce Wayne/Batman wird andererseits aber auch nicht mehr gebraucht: Seit die Mafia besiegt ist und das Strafrecht so verschärft wurde, dass es keine Berufungsverhandlungen mehr gibt, sind praktisch alle Kriminellen von Gotham City hinter Schloss und Riegel.

Das ändert sich erst, als ein neuer, gefährlicher Gegner auftaucht: Bane (Tom Hardy) ist ein muskelbepackter Koloss mit einer mysteriösen Atemmaske, die seine Stimme verzerrt. Nachdem Selina an Batmans Fingerabdrücke gekommen ist, wissen die Bösen auch, wer sich hinter der Fledermaus-Maske versteckt. Zusammen mit seiner Bande überfällt er die Börse und manipuliert die Kurse so, dass Wayne Enterprises reif ist für eine feindliche Übernahme. Nur mithilfe von Miranda kann Wayne verhindern, dass ihm seine Firma abgenommen wird. Im Gegenzug muss er allerdings das Geheimnis um seine Forschungen aus den letzten Jahren lüften: Lucius Fox hat einen Fusionsreaktor entwickelt, der sich auch als Atombombe eignet.

Bane macht nun einen Punkt nach dem anderen gegen Bruce Wayne/Batman. Bei einem Zweikampf zertrümmert er nicht nur seine Maske, sondern bricht ihm schier das Rückgrat. Den besiegten Bruce Wayne wirft er in einen weit entfernten Kerker, aus dem es bislang nur ein sagenumwobenes Kind herausgeschafft hat. Er sperrt die gesamte Polizei von Gotham in den U-Bahn-Tunneln unter der Stadt ein. Commissioner Gordon (Gary Oldman) liegt ohnehin schwer verletzt im Krankenhaus. Bane reißt sich Bruce Waynes Batmobil-Fuhrpark unter den Nagel und stiehlt zudem den Fusionsreaktor. Er befreit alle Häftlinge aus den Gefängnissen, riegelt die Stadt ab, sprengt die Brücken – es ist unschwer zu erkennen, dass es sich um Manhattan handelt – und lässt den Reaktor ständig in geschlossenen LKWs durch die Straßen fahren. Dann erpresst er den Staat: Wenn nur eine Person Gotham verlässt oder in die Stadt hereinkommt, wird er die Bombe zünden. Er fordert die Bürger zum Aufstand gegen die Herrschenden auf: "Holt euch eure Stadt zurück."

An diesem Punkt vermittelt der Film ein Gefühl der Beklemmung und Hoffnungslosigkeit. Batman ist besiegt, Bruce Wayne verschollen. Alfred hatte ihn bereits zuvor im Streit verlassen. Bane hat auf ganzer Linie gesiegt. Er hat seine Rache bekommen an einer Gesellschaft, die seine schwangere Mutter in den Kerker geworfen hatte, in dem er zur Welt kam. Er ist eine furchteinflößende Gestalt, stark, brutal, gefühllos und intelligent. Bane scheint keine Schwachstelle zu haben und ist absolut Herr der Lage. Seine machtlosen Gegner nennen ihn einen "Warlord".

Regisseur Christopher Nolan thematisiert in seinen Batman-Filmen immer wieder den Unterschied zwischen Recht und Gesetz. Dieses Mal wird im besetzten Gotham City ein Tribunal errichtet, geleitet von Dr. Jonathan Crane/Scarecrow (Cillian Murphy), den wir schon aus den ersten beiden Teilen der Batman-Trilogie kennen. Einen fairen Prozess hat hier niemand zu erwarten: "Das Urteil steht schon fest, es geht nur noch um das Strafmaß", erklärt Scarecrow in surrealistischen Szenen von einer absurd hohen, aus Müll gebauten Richterplattform herab den Angeklagten. Der Aufstand gegen das Establishment, den Bane propagiert hatte, ist wie in der französischen Revolution zu einer Schreckensherrschaft verkommen. Und Commissioner Gordon deutet bereits in einer frühen Szene an, dass es bei den Verhaftungen in der Unterwelt von Gotham nicht immer korrekt zuging, und erklärt dem jungen Polizisten Blake (Joseph-Gordon Levitt), dass Gesetze manchmal auch Fesseln sein können, die eine wirksame Strafverfolgung verhindern. Darüber müsse man sich dann eben hinwegsetzen. Auf diese Weise wurde die Verbrechensrate in Gotham zwar nahezu auf null gesenkt. Die Tribunal-Szenen andererseits zeigen, was geschieht, wenn Gesetze konsequent ignoriert werden.

"The Dark Knight Rises" ist nicht mehr ganz so gut wie der zweite Teil. Bane gibt zwar einen überzeugenden Bösewicht ab, der von Heath Ledger so spektakulär interpretierte Joker war jedoch eindrucksvoller. Zweimal geraten Batman und Bane direkt aneinander, und beide Male habe ich mich gefragt, ob es nicht klüger wäre, einen solchen Typen mit einer Schusswaffe in Schach zu halten anstatt sich auf einen Faustkampf mit ungewissem Ausgang einzulassen. Der Joker war so gesehen der gefährlichere Gegner – er arbeitete mit Psychologie, suchte nach den Schwächen seiner Gegner, spielte niemals fair und war vor allem unberechenbar. Bane dagegen hat einen Plan, der zumindest in Grundzügen vorhersehbar ist, und vertraut ansonsten einfach darauf, dass er in jedem Kampf immer der Stärkere sein wird.

Auch ist die Einleitung zu lang geraten. Nolan versucht, alle Geschichten und Figuren der ersten beiden Teile einzubinden und muss zudem noch eine ganze Reihe weiterer Personen integrieren. Das dauert seine Zeit, führt zu vielen tiefsinnigen Gesprächen und verhindert einfach, dass man das bekommt, was man haben will, nämlich Batman, der mit Batmobil, Motorrad und anderen technischen Gadgets die Bösen dingfest macht. Völlig überflüssig und sogar etwas störend wirkt die aufgewärmte Geschichte von der Gesellschaft der Schatten und ihrem Anführer Ra’s Al Ghul, die bereits in "Batman Begins" nicht überzeugen konnte.

Trotzdem ist "The Dark Knight Rises" natürlich ein außergewöhnlicher Film, gedreht von einem Regisseur, der weiß, wie man ein dreistelliges Millionenbudget effektiv einsetzt. Erstklassige Schauspieler – Anne Hathaway gibt eine überzeugende Catwoman ab –, eine insgesamt dann doch interessante Story mit einigen überraschenden Wendungen sowie nicht zuletzt die phantasievollen, grandiosen Action-Sequenzen ergeben zusammen einen unterhaltsamen Blockbuster mit mehr Tiefgang als an und für sich notwendig wäre. Bloß Batman hätte man gern ein wenig öfter gesehen.

"The Dark Knight Rises" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:25

Movies R Fun

Geschrieben am Dienstag 24 Juli 2012 um 17:32 von Roland Freist

Josh Cooley arbeitet im Hauptberuf bei Pixar, hat aber nebenbei auch eigene Projekte laufen. Eins davon ist "Movies R Fun", eine Bilderreihe mit Szenen aus mehr oder minder berühmten Filmen, die er Ende letzten Jahres als Buch veröffentlicht hatte. Das Buch ist mittlerweile ausverkauft, jetzt gibt's die Bilder nur noch im Internet zu sehen.

"Star Wars" – "Call Me Maybe"

Geschrieben am Freitag 20 Juli 2012 um 15:47 von Roland Freist

Die Figuren aus den sechs "Star Wars"-Filmen singen "Call Me Maybe" von Carly Ray Jepsen. Und sogar der Wookie stimmt mit ein:

Noch etwas besser finde ich allerdings den Supercut von Lionel Richies "Hello", den ich hier vorgestellt hatte.

Filmkritik: "The Raid: Redemption"

Geschrieben am Freitag 13 Juli 2012 um 22:45 von Roland Freist

Story? Welche Story?

Die Chefetage ist immer ganz oben. So auch hier in "The Raid". Es geht um ein heruntergekommenes Hochhaus, irgendwo in einer pazifisch-asiatischen Großstadt, Näheres erfährt man nicht. Oben, im 15. Stock, wohnt ein Drogenboss und betreibt dort ein Labor. Unten steht eine Spezialeinheit der Polizei und will den Mann aus dem Verkehr ziehen. Gefangene sollen nach dem ausdrücklichen Willen ihres weißhaarigen Sergeants (der in manchen Einstellungen dem Comedian Steve Martin irritierend ähnlich sieht) nicht gemacht werden. Bis zum fünften Stock geht alles gut. Dann, im sechsten Stock, wird die Truppe entdeckt. Es beginnt ein Kampf mit automatischen Waffen, die jedoch schon schnell durch Macheten und blanke Fäuste ersetzt werden. Schon bald ist nur noch ein kleiner Trupp Polizisten übrig, der verzweifelt um sein Leben kämpft. Ihre stärkste Waffe ist Rama (Iko Uwais), der einen Bösen nach dem anderen niederstreckt. Aber allein hat auch er kaum eine Chance gegen die immer neuen, nachrückenden Gegner.

Die Story des Films, wenn man denn überhaupt von einer sprechen kann, ist simpel. Von den Charakteren erfahren wir so gut wie nichts. Rama hat eine schwangere Frau, ist stolz auf seinen Beruf und lässt sich nicht bestechen. Zweifellos ein Held. Die Bösen sind einfach nur Söldner und Hausbewohner, die zur anderen Seite gehören.

Was "The Raid" vorführt, ist Kampf und Gewalt, nackte, brutale Gewalt. Der Film balanciert knapp am Splatter vorbei, blendet die blutigsten Szenen erst im allerletzten Moment aus, die Köpfe, die an die Mauern geschlagen werden, die mit Messern und Macheten zerstückelten Körper. Ohne Story und ohne Figuren, für die man irgendein Interesse aufbringt, könnte das sehr schnell langweilig werden. Doch die Kameraführung und die Kampfszenen verhindern das.

Der Film besitzt eine unglaubliche Kraft und Energie. Die sehnigen Körper der Kämpfer springen bei ihren Schlägen wie Stahlfedern auseinander. Die Choreographie ist hart, schonungslos und präzise, die Handkamera kreist um die Darsteller, um nur ja jede Bewegung einzufangen, jeden Faustschlag und jeden Tritt, jeden Hebelgriff und jede Beinschere. Die Schläge und Griffe wechseln sich mit einer ungeheuren Geschwindigkeit ab. Anders als bei vielen anderen Martial-Arts-Filmen, bei denen die Kämpfe von einem Metronom gesteuert zu sein scheinen, sieht man in "The Raid" wilde Tänze, die vor Ideen schier explodieren.

"The Raid" ist martialisch und gewaltverherrlichend. Mit seiner groben Körnung, den dunklen Bildern und scharfen Kontrasten erinnert er an Cop-Filme aus den 60er und 70er Jahren. Frauen spielen in dieser Welt keine Rolle, die Hauptfiguren leisten sich keinerlei Schwächen. In seiner Härte und Kompromisslosigkeit ist er gleichermaßen abstoßend und faszinierend. "The Raid" gehört zu der Sorte von Filmen, die kaum einer gesehen hat, und die dennoch oder vielleicht gerade deshalb nach einigen Jahren als Kult gehandelt werden.

"The Raid: Redemption" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Filmkritik: "Cosmopolis"

Geschrieben am Freitag 06 Juli 2012 um 22:14 von Roland Freist

Im Stau

Mit dem Auto zum Friseur zu fahren, ist in Manhattan eine der schlechteren Ideen, vor allem, wenn gleichzeitig der Präsident in der Stadt ist und die Maßnahmen zu seinem Schutz wie konzentrische Kreise von seinem Standort aus den Verkehr lahmlegen. Doch trotz der Warnungen seines Bodyguards (Kevin Durand) besteht Eric Packer (Robert Pattinson) darauf, per Stretchlimo zum Haareschneiden kutschiert zu werden, quer durch die Stadt. Packer ist ein junger Multimillionär, wahrscheinlich sogar Milliardär, der sein Geld an der Wallstreet mit Währungsspekulationen gemacht hat. Doch zuletzt lief es nicht gut. Er hat auf einen Absturz des chinesischen Yuan gesetzt, aber wie es aussieht, hat er sich getäuscht. Jeden Tag verliert er Hunderte Millionen Dollar.

Die Limo kommt nur langsam voran, sie schiebt sich durch den Straßenverkehr wie durch eine Waschstraße. Immer wieder nimmt Packer Leute mit, seinen Experten für Computer-Sicherheit (Jay Baruchel), seine Kunstagentin (Juliette Binoche), mit der er im Auto auch Sex hat, oder eine Beraterin aus seiner Firma. Ein paar Mal lässt er auch anhalten und trifft sich mit seiner Frau Elise (Sarah Godon), die mit öffentlichen Verkehrsmitteln erheblich schneller ist als er.

Die Limo ist eine abgeschlossene Welt, luxuriös ausgestattet, gegen Außengeräusche gedämpft und gepanzert. Durch die Fenster sieht man die Welt im Schneckentempo vorbeiziehen. Innen sitzt Eric Packer wie auf einem Thron und führt pseudophilosophische und über weite Strecken sinnfreie Gespräche mit seinen Besuchern. Er ist kalt und gefühllos, Robert Pattinsons Vampirblässe prädestiniert ihn quasi für diese Rolle.

Zunächst kaum merklich setzen parallel zueinander mehrere Entwicklungen ein: Außerhalb des Wagens lauert eine diffuse Gefahr auf Eric. Während zunächst nur von einer allgemeinen Bedrohung die Rede ist, wird im Laufe der Fahrt immer deutlicher, dass ein Attentäter auf ihn wartet. Gleichzeitig wird die Limo immer stärker beschädigt, vor allem beim Durchfahren eines Demonstrationszugs. Der zunächst glänzend saubere, weiße Wagen, der noch am Morgen perfekten Schutz zu bieten verspricht, ist am Schluss ein Wrack, mit Graffiti besprüht, mit zerbeulten Kotflügeln und klemmender Tür. In einer der letzten Szenen im Auto uriniert Eric auf den Boden. Der ihn umgebende Panzer ist beschädigt worden, zum Schluss muss er ihn verlassen. Und auch mit Eric geht eine Veränderung vor, er wird unsicherer und zeigt Gefühle. Als er schließlich am späten Abend den Friseurladen erreicht, hat der schon längst geschlossen. Doch der Besitzer lässt ihn trotzdem noch herein, und es ist, als würde Eric nach Hause kommen. Und das ist immer noch nicht das Ende der Geschichte.

"Cosmopolis" ist ein langatmiger und, wegen der absurden Dialoge, auch über weite Strecken ein sehr ermüdender Film. Fast alles, was geschieht, scheint ein Bild für etwas zu sein, nichts passiert einfach so. Es gibt einige sehr groteske Dialoge und Szenen, etwa wenn sein Hausarzt zusteigt und seine Prostata abtastet, während Eric sich mit seiner Beraterin unterhält. Hier und genauso bei einer sehr surrealen Szene, in der eine aufgebrachte Menschenmenge den Wagen demoliert und umzukippen versucht, während die Insassen weiter über die Zukunft philosophieren, ohne dem Protest auch nur die geringste Beachtung zu schenken – in diesen Szenen erkennt man die Handschrift von Regisseur David Cronenberg, sein Interesse an sich verwandelnden und deformierten Körpern. Doch letztlich ist das alles zu abgehoben, als dass es einen tatsächlich interessieren würde.

"Cosmopolis" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

"Blade Runner" nachgemalt

Geschrieben am Montag 02 Juli 2012 um 15:56 von Roland Freist

Der aus Schweden stammende Künstler Anders Ramsell hat die ersten 13 Minuten des SciFi-Klassikers "Blade Runner" mit 3285 Aquarell-Bildern animiert und mit dem O-Ton unterlegt. Und er plant, auch den Rest des Films auf Papier zu bringen. Das wäre dann ein schönes Geburtstagsgeschenk für den Film, der vor genau 30 Jahren in die Kinos kam.

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