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Filmkritik: "Pixels"

Sind Aliens dumm?

Vor fünf Jahren tauchte auf Youtube ein schöner Kurzfilm namens "PIXELS" auf, den ich damals auch hier in diesem Blog vorstellte. Regisseur Patrick Jean zeigte darin, wie die, nun ja, Figuren aus den alten Arcade-Spielen zunächst New York und schließlich den gesamten Erdball zerstören. Donky Kong und Pac Man, aber auch die fallenden Tetris-Steine und weitere Darsteller aus der alten Spielhallenautomatenwelt erschienen genauso wie man sie in Erinnerung hatte, nämlich als grellbunte, pixelige Mächte, die alles vernichten wollen, was sich ihnen in den Weg stellt. "PIXELS" war originell, machte Spaß und war nach zweieinhalb Minuten vorbei. In der mehr als zwei Stunden langen Version, die jetzt in die Kinos gekommen ist, nutzt sich die Idee jedoch sehr schnell ab und macht überhaupt keinen Spaß mehr.

Anders als ein Youtube-Video braucht ein kinotauglicher Spielfilm eine Story und muss beispielsweise erklären, warum die Erde plötzlich von Gegnern in niedriger Bildschirmauflösung attackiert wird. "Pixels" macht dafür eine Raumsonde verantwortlich ist, die in den 80er Jahren mit Beispielen der irdischen Jugendkultur bestückt und in den Weltraum geschossen wurde, auf dass außerirdische Zivilisationen, sollten sie sie zufällig finden, einen Eindruck vom Leben auf der Erde bekommen. Ab diesem Punkt, er ist im Film sehr früh erreicht, müsste auf der Leinwand eigentlich eine Tafel erscheinen mit dem Text: Ab hier bitte Gehirn ausschalten. Denn tatsächlich tauchen in der Gegenwart plötzlich Aliens auf, die alles falsch verstanden haben und die Arcade-Spiele als eine Art Herausforderung ansehen: Sie gegen die Menschheit, der Gewinner bekommt die Erde.

(Berücksichtigt man die Geschwindigkeit der von der Erde ausgeschickten Raumsonden, so müsste die Nachricht seit den frühen 80er Jahren etwa bis zur Umlaufbahn von Uranus oder Neptun vorgedrungen sein, was bedeuten würde, dass dort die Aliens zuhause sind. Aber wie gesagt: Gehirn ausschalten.)

Im Kino kam bei mir kurz der Gedanke auf, dass es vielleicht ganz gut ist, dass die Sonde Spiele wie Donky Kong oder Tetris mitgenommen hat und nicht Titel wie World of Warcraft oder Call of Duty. Leider war keine Zeit, diesen Gedanken weiter zu verfolgen, denn die Handlung entwickelte sich mit gutem Tempo weiter. Zumindest das muss man "Pixels" lassen.

Kommen wir zur Hauptperson. Adam Sandler spielt den Nerd Sam Brenner, Anfang der 80er Jahre einer der besten Arcade-Spieler der Welt. Heute arbeitet er als Elektrofachmann und schließt bei Kunden Heimvideo-Anlagen an. Sein alter Kumpel Cooper (Kevin James) hingegen hat es bis zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gebracht und bittet ihn nun um Hilfe gegen den Angriff der Aliens. Gemeinsam mit Freunden und Rivalen aus alten Spielhallentagen, darunter Josh Gad und Peter Dinklage ("Game of Thrones"), machen sie sich auf, gegen die Gegner aus dem All anzutreten. Und da in einem solchen auf Jugendliche zielenden Film immer auch eine schöne Frau mitspielen und es eine Liebesgeschichte geben muss, ist auch Michelle Monaghan ("Source Code") mit dabei.

Das Schlimmste an "Pixels" ist, dass es dem ansonsten sehr routinierten Regisseur Chris Columbus ("Mrs. Doubtfire", "Harry Potter und der Stein der Weisen") nicht gelingt, dem Geschehen auf der Leinwand auch nur ein klein wenig Plausibilität zu verleihen. Alle paar Minuten muss man sich dazu zwingen, über einen weiteren äußerst unwahrscheinlichen und jeglicher Erfahrung widersprechenden Schwenk in der Handlung hinwegzusehen. Bereits die Grundidee des Films erschließt sich nicht – sind Aliens tatsächlich so dumm? Doch dann geht es weiter mit den trotteligen Auftritten von Kevin James als Präsident, Cheating bei Donkey Kong und seltsamen Effekten bei der Alien-Invasion – "Pixels" macht sich noch nicht einmal ansatzweise die Mühe, irgendetwas davon zu erklären.

Vermutlich war der Film als großer, grellbunter Spaß gedacht, mit ein paar Anklängen an "Ghostbusters". Doch der Humor bewegt sich auf einem auch für Adam Sandler recht niedrigen Niveau. Es gibt einige witzige Momente, doch zum Lachen regen sie nicht an. Nahezu sämtliche Figuren verhalten sich ohne Not wie Idioten. Das soll wohl lustig sein, ist es aber nicht. Und obwohl die von den Aliens vorgegebenen, verschiedenen Spielvarianten und der Best-of-Five-Modus des Wettkampfs eigentlich für einige Spannungsspitzen sorgen könnten, ist davon nichts zu spüren. Hinzu kommt, dass die Special Effects eher lustlos ausgeführt sind. Dass die 3D-Darstellung mal wieder überflüssig ist und dem Geschehen keine weitere Ebene hinzufügt, daran hat man sich mittlerweile leider schon gewöhnt.

Es ist fraglich, ob ein anderes Team aus diesem Stoff einen besseren Film hätte machen können. Die Computer-Spiele haben sich weiterentwickelt, Pac Man und Co. sind nur noch für Nostalgiker interessant. Wenn sie durch die Straßen von New York ziehen und alles, was sich ihnen in den Weg stellt, in kleine Würfel verwandeln, so ist das heute nur noch putzig, leicht anachronistisch und leider auch etwas langweilig.

"Pixels" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Dienstag 04 August 2015 um 18:20 von Roland Freist

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