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Filmkritik: "Transformers: Ära des Untergangs"

Kling klong in Hongkong

Und da ist sie wieder, Michael Bays Lieblings-Einstellung: Eine Wagenkolonne fährt in Richtung Zuschauer, sie kommt aus dem orangefarbenen Licht der untergehenden Sonne, schwarze Fahrzeuge mit aufgeblendeten Lichtern, die flirrende Luft lässt die langsam vergehende Hitze des Tages erahnen. Irgendwann war diese Szene mal cool. Nachdem Bay sie jedoch mindestens seit "Bad Boys" – das war 1995 – in nahezu jedem seiner Filme verwendet hat, löst sie bei mir nur noch den Druck einer leichten Übelkeit aus.

Das gilt auch für die "Transformers"-Filme: Es reicht so langsam. Alle paar Jahre wieder die aufeinander prallenden Roboter from Outer Space zu sehen, mit ihrem mittlerweile nur noch zum Gähnen reizenden Ich-mach-ein-Auto-aus-mir-Trick, das immer gleiche Kreischen und Krachen des auseinanderreißenden Stahls, die Kämpfe mit Raketen und Maschinengewehren und den ständigen, funkensprühenden Explosionen und Einschlägen – es ist jetzt einfach genug.

Obwohl dieser vierte Teil wieder etwas besser ist als der dritte oder die Katastrophe von Teil 2. Was aber trotzdem keinen sehenswerten Film ergibt, geschweige denn einen guten. Die Story ist erneut ziemlich wirr, aber das sind wir von dieser Filmreihe ja schon gewohnt. Der mittellose Technik-Bastler und selbsternannte Erfinder Cade Yeager (Mark Wahlberg) im Mittleren Westen findet Optimus Prime, der nach der Schlacht um Chicago im dritten Teil fünf Jahre lang als LKW verkleidet in einer abbruchreifen Halle gestanden hat. Er erweckt ihn wieder zum Leben, was eine Spezialeinheit der CIA auf den Plan ruft. Ihr Chef Harold Attinger (Kelsey Grammar, "Frasier") will sämtliche verbliebenen Autobots zerstören, angeblich um die Erde sicherer zu machen. Tatsächlich hat er zum einen ein Abkommen mit einem Decepticon namens Lockdown, der Optimus Prime seiner Trophäensammlung hinzufügen will und extra aus dem Weltall angereist ist. Zum anderen arbeitet Attinger mit dem steinreichen Unternehmer Joshua Joyce (Stanley Tucci, "Die Tribute von Panem") zusammen, der herausgefunden hat, wie sich die Transformer transformieren und nun eine Reihe eigener Modelle auf den Markt bringen will. Dafür benötigt er jedoch größere Mengen des speziellen Metalls, aus dem die Roboter bestehen.

Aus den verschiedenen Interessenkonflikten zwischen den einzelnen Gruppen erwächst dann der übliche Endkampf, der dieses Mal in Hongkong stattfindet. Ach ja, zwischendurch wird auch noch der unvermeidliche Megatron wieder zum Leben erweckt. Außerdem gibt es eine Liebesgeschichte zwischen Cades Tochter Tessa (Nicola Peltz, der typische, dicklippige "Transformers"-Teenager) und ihrem Freund Shane (Jack Reynor), der von dem väterlich besorgten Cade zunächst abgelehnt wird, bis er sich zum Schluss, man ahnte es, durch seinen Mut im Kampf gegen die bösen Roboter und überhaupt als würdiger Schwiegersohn empfiehlt.

Michael Bay hat den kompletten Cast aus den ersten drei Teilen gegen neue Schauspieler ausgetauscht, was jedoch keine Rolle spielt. Die "Transformers"-Reihe hat es immer fertiggebracht, selbst gute Schauspieler wie etwa John Malkovich oder Frances McDormand zu Nebenfiguren zu degradieren, deren Charaktere ähnlich eindimensional ausfallen wie die der Roboter. Lediglich Stanley Tucci entfaltet dieses Mal eine gewisse Originalität, indem er seinen Industriellen mit einer leichten, comicartigen Überzeichnung spielt. Mark Wahlberg hingegen fällt nicht weiter auf, weder positiv noch negativ.

"Transformers: Ära des Untergangs" dauert beinahe drei Stunden und ist damit viel zu lang. Die Einleitung ist zäh, die später folgenden, immer gleichen Kampfszenen langweilen recht schnell. Es gibt einige interessante Bilder aus einem riesigen Raumschiff der Transformers, und auch in den Wohnblocks von Hongkong, wo die Menschen in einer unglaublichen Enge zusammenwohnen, sind ein paar schöne Szenen entstanden. Insgesamt jedoch ist dieser vierte Teil nicht viel mehr als eine weitere Aneinanderreihung von Michael Bays Lieblings-Einstellungen.

Zum Schluss noch etwas zum Thema 3D: Paramount verleiht den Film nur unter der Auflage, dass das Kino ihn in der ersten Woche ausschließlich in 3D zeigt. Allerdings ist die Technik hier mal wieder völlig überflüssig und wird kaum einmal sinnvoll genutzt. Wer die Transformers unbedingt sehen will, sollte also bis zur zweiten Woche warten. Dann bekommt er für ein paar Euro weniger Eintritt den gleichen Film in schönem, hellem 2D.

"Transformers: Ära des Untergangs" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Freitag 18 Juli 2014 um 22:13 von Roland Freist

Bearbeitet: Freitag 18 Juli 2014 22:53

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