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Filmkritik: "Monuments Men – Ungewöhnliche Helden"

Kunst im Krieg

George Clooney ist wirklich ein Glückskeks: Kurz bevor sein Film über von den Nazis geraubte Kunstwerke und ihre Rückbeschaffung in die Kinos kommt, wird bekannt, dass in den Wohnungen des Sohnes eines berühmten Kunsthändlers Hunderte von Bildern gefunden wurden, von denen viele seit dem Krieg als verschollen galten. Die anschließende Diskussion über die moralischen und rechtlichen Aspekte des deutschen Umgangs mit Raubkunst bildeten den idealen Einstieg zu "Monuments Men" und verhelfen dem Film nun vermutlich zu mehr Beachtung, als er unter normalen Umständen bekommen würde. Denn er ist, das muss man leider sagen, äußerst mittelmäßig geraten.

Erzählt wird die Geschichte von acht Männern, die sich ab 1943 aufmachen, die von den deutschen Truppen in den besetzten Gebieten gestohlenen Kunstwerke wiederzubeschaffen. Geleitet von Frank Stokes (Clooney), folgen sie in kleinen Gruppen den von der Normandie aus vorrückenden amerikanischen Truppen, registrieren Diebstähle wie etwa von Michelangelos Madonna mit Kind aus der Liebfrauenkirche in Brügge oder des Genter Altars, und machen sich daran, die Verstecke der Kunstschätze aufzustöbern und die Bilder und Statuen wieder zurückzugeben.

Das könnte einen spannenden Film ergeben, wenn Clooney, der auch Regie führte und zusammen mit Grant Heslov das Drehbuch schrieb, für diesen Stoff nicht eine Form gewählt hätte, die sich über weite Strecken an alten Militärklamotten wie "Gesprengte Ketten" oder "Unternehmen Petticoat" orientiert. Denn was in den 50er und Anfang der 60er Jahre noch funktionierte, wirkt heute einfach nur noch unzeitgemäß und unangebracht. Spätestens mit dem Vietnamkrieg hat sich auch in Hollywood das Bild vom Krieg gewandelt, die wehrertüchtigenden Späße von Cary Grant und anderen waren nicht mehr gefragt. Wenn nun in "Monuments Men" immer mal wieder kerniger G. I.-Humor auftaucht ("Das waren keine Platzpatronen."), ist das ein Rückfall in Zeiten, in denen Krieg zumindest im Film noch Spaß machte.

Clooney hat natürlich keine Komödie gedreht, dazu weiß er zu viel über die Erpressung jüdischer Kunstbesitzer, über die Ermordung der Zivilbevölkerung in den besetzten Ländern und das System des organisierten Kunstraubs in ganz Europa. Doch die ernsten Momente, in denen sich der Film etwa der Frage widmet, ob die Rettung eines Kunstwerks den Tod eines Menschen rechtfertigt, wechseln sich immer wieder ab mit mehr oder minder heiteren Anekdoten, was ihnen viel von ihrer Wirkung nimmt.

Das Anekdotische des Films wird noch verstärkt durch die Erzählweise, bei der die Kamera alle paar Minuten von einer Gruppe der Monuments Men zur nächsten springt und sie ein Stück begleitet. Das führt auch dazu, dass man mit den Figuren des Films nicht recht warm wird. Von kaum einem der acht Männer erfährt man etwas Erhellendes über seine Vergangenheit und seine Motive, weshalb die Figuren weitgehend austauschbar bleiben. Das ist schade, denn die Besetzung ist erstklassig: Neben Clooney spielen Matt Damon, Bill Murray, John Goodman, Jean Dujardin (Oscar für "The Artist"), Hugh Bonneville ("Downton Abbey"), Bob Balaban und Dimitri Leonidas die Monument Men, und sie spielen sie sehr gut. Doch die Rollen prägen sich nicht ein, und man ertappt sich immer mal wieder bei Gedanken wie dem, dass der Hausherr von Downton Abbey in dieser Szene mal wieder ganz in seinem Element ist. Das Casting von drei Schauspielern (Murray, Goodman und Dujardin), die vor allem durch ihre komischen Rollen bekanntgeworden sind, ist vor diesem Hintergrund keine glückliche Entscheidung gewesen.

"Monuments Men" macht vieles richtig – er erzählt eine interessante Geschichte, hat tolle Bilder und auch einige bewegende Momente. Doch er stellt sich immer wieder selber ein Bein bei dem Versuch, daraus ein Kunstwerk von Bedeutung zu erschaffen.

"Monuments Men" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Sonntag 23 Februar 2014 um 22:30 von Roland Freist

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