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Filmkritik: "Pacific Rim"

Godzilla vs. Mechwarrior

Endlich! "Pacific Rim" ist ein Sommer-Blockbuster wie er sein soll: kraftvoll, spannend, laut und bunt, mit glaubwürdigen Figuren, sympathischen Schauspielern und perfekten Special Effects. Der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro ("Hellboy", "Blade II") weiß, wie man einen solchen Kracher inszeniert, und vor allem weiß er, dass es auch bei einer so technikverliebten Geschichte im Kern immer um Menschen gehen muss, damit sie funktioniert. Das ist der große Unterschied zu einem Machwerk wie Michael Bays "Transformers 3", einem Film, der in seinen Special Effects noch einmal einen Tick besser ist, aufgrund der Story über weite Teile hinweg jedoch einfach nur langweilt. Denn letztlich geht es dort eben nur um die Auseinandersetzungen von zwei verfeindeten Roboter-Gruppen.

In "Pacific Rim" kämpfen riesige Roboter gegen echsenartige Wesen, die aus einer vulkanischen Spalte am Grund des Ozeans emporsteigen. Doch im Unterschied zu Michael Bays wandelbaren Auto-Bots werden sie von Menschen gesteuert, die in einer Kommandozentrale im Kopf sitzen. Da die Abläufe so kompliziert sind, müssen es immer zwei Personen sein, deren Gehirne parallel geschaltet werden. Die Roboter werden Jaeger genannt, sie haben menschliche Gestalt, sind einige Hundert Meter hoch und erinnern in Bewaffnung und Bewegungsabläufen an die Protagonisten aus den Kultspielen der Mechwarrior-Serie. Sie wurden als Antwort auf die Angriffe der Echsen entwickelt, die eines Tages aus dem Meer kamen und eine Stadt nach der anderen verwüsteten. Die Medien gaben ihnen den Namen Kaiju. Sie sind genauso groß wie die Roboter und weisen eine starke Ähnlichkeit mit Godzilla auf.

Aber wie gesagt, es geht um die Menschen. Raleigh Beckert (Charlie Hunnam, "Sons of Anarchy") bildete zusammen mit seinem Bruder ein Jaeger-Pilotenteam. Doch bei einem Kampf mit einem Kaiju wurde sein Bruder getötet, der traumatisierte Raleigh quittierte daraufhin den Dienst. Fünf Jahre später steht das Jaeger-Programm vor dem Aus. Die Roboter sind den immer häufigeren Angriffen der ständig größer werdenden Monster nicht mehr gewachsen, stattdessen soll eine riesige Küstenmauer die Menschen schützen. Die letzten Modelle werden daher in Hong Kong zusammengezogen, einem bevorzugten Angriffsziel der Kaiju. Doch es fehlt an erfahrenen Piloten. So reaktiviert Kommandeur Stacker Pentecost (Idris Elba, "Luther") Raleigh und gibt ihm nach einigem Zögern seine Adoptivtochter Mako Mori (Rinko Kikuchi) als Partner an die Seite. Genau wie ihr Co-Pilot hat sie ein traumatisches Erlebnis mit einem Kaiju hinter sich, das sie zunächst überwinden muss, bevor sie in den Kampf ziehen kann.

Zur gleichen Zeit taucht an unerwarteter Stelle ein Hoffnungsschimmer auf: Einem Wissenschaftler (Charlie Day) ist es gelungen, sein Gehirn mit dem eines Kaiju zu verbinden. Gemeinsam mit einem Kollegen (Burn Gorman, "Torchwood") entwickelt er einen Plan, um die Monster-Plage endgültig zu beenden. Doch dazu benötigt man nicht nur eine Kaiju-Leiche, es ist auch wahrscheinlich, dass mindestens ein Jaeger-Team die Aktion nicht überlebt.

Der Film ist eine Orgie aus Metall, Mechanik und Monstern. Hier ist kaum etwas digital, es regiert die rohe, physische Gewalt. Selbst die Uhr im Kontrollzentrum ist mechanisch. Es gibt keine ferngesteuerten Drohnen, intelligenten Bomben oder sich selbst steuernden Raketen. Die Roboter schlagen mit den blanken Metallfäusten auf die Kaiju ein, nehmen sie in den Schwitzkasten oder schleudern sie durch die Luft. Die Monster revanchieren sich mit Schlägen ihrer gewaltigen, gepanzerten Schwänze, mit Hieben ihrer klauenbewehrten Vorderbeine, mit Stößen und Bissen ihrer spitzen Mäuler. Außerdem haben sie einen Plasmastrahl im Repertoire, den die Jaeger mit Raketen-Batterien kontern. "Pacific Rim" ist die Gegenposition zu den modernen Computer-Spielen mit ihren Sniper-Gewehren, den Panzern und Hubschraubern. Hier gibt es noch den archaischen Kampf Körper gegen Körper, Schlag gegen Schlag, und verloren hat am Schluss, wer am Boden liegen bleibt.

"Pacific Rim" hat Schwächen, keine Frage. Logik ist nicht die Stärke eines solchen Films, das erwartet allerdings auch niemand. Schlimmer ist, dass del Toro, wohl um noch etwas Humor in die Geschichte zu bringen, die beiden Wissenschaftler zu Witzfiguren gemacht hat, was einfach nur störend wirkt. Das alles wird jedoch aufgewogen durch die souverän gehandhabte Technik und die Hauptfiguren. Die 3D-Effekte, bei den meisten anderen Filmen weitgehend überflüssig, sind sorgfältig designt und bringen eine angenehme räumliche Tiefe. Der entscheidende Punkt ist jedoch, dass der Regisseur dem Zuschauer immer wieder vor Augen führt, dass es Menschen sind, die hier ums Überleben kämpfen, und keine chipgesteuerten Maschinen.

"Pacific Rim" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Donnerstag 18 Juli 2013 um 23:01 von Roland Freist

Bearbeitet: Donnerstag 25 Juli 2013 23:06

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