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Filmkritik: "Mama"

Mutti kommt zu Besuch

Schade. "Mama" ist über vier Fünftel der Zeit hinweg ein gut funktionierender, altmodischer Horrorfilm, mit einem bösen Geist, zwei Kindern, mit denen er kommuniziert, alten, verwinkelten Häusern, einem düsteren Geheimnis, Wahnsinn und Psychiatrie. Doch das letzte Fünftel, die letzten 15 bis 20 Minuten, verdirbt alles. Die ganze wohlige, gruselige Stimmung ist weg, man kommt etwas enttäuscht aus dem Kino und schläft anschließend viel zu gut.

Zu Anfang sieht man einen Mann namens Jeffrey (Nicolaj Coster-Waldau, "Game of Thrones"), der innerlich völlig aufgewühlt seine beiden kleinen Töchter (ein und drei Jahre alt) abholt und mit ihnen in die Wildnis fährt. Er hat gerade seinen Geschäftspartner und seine Frau umgebracht und ist jetzt auf der Flucht. Nachdem ihr Wagen von der Straße abgekommen ist, stoßen die drei auf eine alte, leere Hütte im Wald. Dort will der Mann zunächst die beiden Mädchen und anschließend sich selbst erschießen. Doch wutsch – plötzlich zeigt sich, dass die Hütte doch nicht so verlassen war, wie es anfangs aussah. Anschließend ist Jeffrey tot, und seine beiden Töchter bleiben zusammen mit Was-auch-immer im Wald zurück.

Fünf Jahre später werden die Mädchen gefunden. Sie sind völlig verwildert, verdreckt, sie haben das Sprechen verlernt und laufen auf allen Vieren. Man bringt sie in eine Klinik, wo sich ein Psychiater (Daniel Cash) um sie kümmert. Einige Monate später werden sie ihrem Onkel Lucas übergeben, Jeffreys Bruder, ebenfalls gespielt von Nicolaj Coster-Waldau. Er lebt mit der Rock-Bassistin Annabel (Jessica Chastain) zusammen, Kinder hatten sie bislang keine. Doch die beiden Mädchen werden von jemandem begleitet, den sie "Mama" nennen, der sich aber zunächst nur ihnen zeigt. Und in dieser Patchwork-Familie kommt es dann auch bald zu ernsthaften Konflikten.

Der Film macht vieles richtig. Der Geist ist zu Anfang niemals komplett zu sehen, man kann seine Gestalt anhand von Schattenwürfe etc. nur erahnen (als die Figur dann zum ersten Mal in voller Größe studiert werden kann, lässt die Spannung denn auch prompt deutlich nach). Die Bilder sind sorgfältig arrangiert – sie zeigen immer wieder, dass da noch jemand oder etwas im Haus ist, ohne dass es selbst in Erscheinung tritt. Es gibt viele "Huch!"-Momente, in denen eine blitzschnelle Bewegung den Zuschauer zusammenzucken lässt. Und mit Jessica Chastain ("The Help", "Zero Dark Thirty") hat der Film eine ausgezeichnete Hauptdarstellerin, die so wandlungsfähig ist, dass man ihr den Rollentausch von der Rockerbraut zur liebenden Mutter ohne weiteres abnimmt. Doch das kitschige, völlig übertriebene Ende verdirbt dann alles. Es sieht so aus, als habe Regisseur Andrés Muschietti keine Idee gehabt, wie er der Geschichte ein würdiges Ende geben könnte. Und so entringt sich einem zum Schluss ein tiefer Seufzer, und man verlässt das Kino, noch bevor der Abspann komplett durchgelaufen ist.

"Mama" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Samstag 20 April 2013 um 17:23 von Roland Freist

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