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Filmkritik: "Oblivion"

Tom Cruise räumt die Erde auf

Alles nur geklaut – so hieß einmal ein Hit von den Prinzen. Es könnte aber auch als Motto über diesem Film stehen. Denn nahezu alle Elemente sind wohlbekannt, aus "WALL-E", "Matrix", "Planet der Affen" oder auch "Independence Day". Das muss nichts Schlechtes sein. Lieber schaue ich mir einen Film an, der gute Ideen respektvoll zitiert, als dass ich mich langweile bei einem Streifen, dessen Handlung und Figuren nicht einmal den Anflug eines Gedankens erkennen lassen. Doch die Versatzstücke von "Oblivion" sind einfach nur effekthascherisch aneinandergereiht.

Es geht um einen Techniker namens Jack (Tom Cruise), der wie einst Pixars WALL-E den Auftrag hat, auf einer weitgehend verwüsteten Erde nach dem Rechten zu sehen und alles in Schuss zu halten. Denn nachdem Aliens die Menschheit angegriffen und die Menschen sich mit Atomwaffen gewehrt hatten, besteht der Planet zu weiten Teilen aus einer trockenen Wüstenlandschaft, mit großen, radioaktiv verseuchten Gebieten. Doch immerhin haben die Menschen gewonnen, allerdings zum Preis eines weitgehend unbewohnbaren Heimatplaneten. Bereits seit vielen Jahren läuft die Vorbereitung für die Emigration zum Saturn-Mond Titan. Der Erden-Mond war von den Angreifern im Zuge der Kriegshandlungen zerstört worden.

Jacks Aufgabe ist es, die riesigen Maschinen zu schützen, die nach und nach das Wasser aus den Weltmeeren saugen, um daraus Energie für die neue Heimat zu gewinnen. Sie werden bedroht von versprengten Gruppen der Aliens, die den Krieg überlebt haben und nicht ohne Grund Plünderer genannt werden. Meist sieht man sie nur als schattenhafte Gestalten vorüberhuschen. Nur hin und wieder richten sie sich auf, und man kann einen Helm erkennen, der sie aussehen lässt wie eine Kreuzung aus einem Predator und Darth Vader. Sie werden in Schach gehalten von einigen weitgehend automatisch arbeitenden Drohnen, einer Art fliegenden Kugeln mit hoher Feuerkraft.

Ganz allein ist Jack allerdings nicht. In seiner Basis, einem hoch über den Wolken fliegenden, futuristischen Gebäude lebt er mit Victoria (Andrea Riseborough) zusammen, die in der Hierarchie über ihm steht und ihm seine Aufträge gibt, gleichzeitig jedoch seine Freundin ist. Sie wiederum steht in Kontakt mit Sally (Melissa Leo), die in der zentralen menschlichen Siedlung, einer fliegenden, auf dem Kopf stehenden Pyramide, die Arbeiten überwacht. Eines Tages beobachten Jack und Victoria den Absturz eines Raumschiffs. Als er die Trümmer erreicht, findet er in einer Überlebenskapsel Julia (Olga Kurylenko. "Ein Quantum Trost"), die 60 Jahre im Tiefschlaf zugebracht hat. Gemeinsam mit ihr beginnt Jack, den Rätseln rund um den Krieg gegen die Plünderer auf den Grund zu gehen.

"Oblivion" erfüllt viele der Voraussetzungen für einen guten, klassischen Science-Fiction-Film. Es gibt geheimnisvolle Aliens, Hightech-Fluggeräte, staubige Landschaften, böse Roboter und eine Story, die auf den ersten Blick gar nicht so verkehrt ist. Doch was Regisseur Joseph Kosinski ("Tron Legacy") aus dem Stoff gemacht hat, verströmt über weite Strecken pure Langeweile. Spätestens ab der Mitte des Films möchte man nur noch wissen, wie’s ausgeht, und das möglichst schnell, damit man das Kino endlich verlassen kann. Doch dann geht es noch einmal eine ganze Stunde weiter – die Laufzeit beträgt geschlagene 126 Minuten. Die Handlung schleppt sich quälend langsam dahin und droht immer wieder, in den ausgedehnten Wüstenlandschaften zu versanden. Hinzu kommt ein grundlegender Konstruktionsfehler der Story: Je länger der Film vor sich hin döst, desto mehr Charaktere tauchen auf, darunter beispielsweise Morgan Freeman als Chef einer Untergrund-Bewegung. Doch nun ist die Zeit viel zu knapp, als dass der Zuschauer noch Gelegenheit hätte, diese Menschen kennenzulernen. Und so sind sie einem denn auch ziemlich egal.

Wie anfangs bereits erwähnt, hat Kosinski überall geklaut, und zwar sowohl bei der Story wie auch bei den Bildern. Die Antriebe der Raumschiffe etwa hat er aus "Matrix" übernommen, die dreieckigen Formen der Zentrale aus "Independence Day", die aus dem Sand ragenden Artefakte von New York aus "Planet der Affen". Dieses schamlose Kopieren ist umso verwunderlicher, da Kosinski auch für die literarische Vorlage für "Oblivion" verantwortlich ist, eine gleichnamige Graphic Novel, die Mitte des letzten Jahrzehnts herauskam. Das lässt nur den Schluss zu, dass er sich bereits dort, vielleicht mangels eigener Ideen, bei den filmischen Vorbildern bedient hat.

"Oblivion" war mit Sicherheit nicht billig. Tom Cruise allein dürfte bereits einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet haben, und die Special Effects sind, wenn schon nicht originell, so doch wenigstens sauber ausgearbeitet. Vielleicht liegt es daran, dass man dem Autor der Comic-Vorlage auch die Regie anvertraut hat, so dass eine Kontrollinstanz fehlte, die einige Fehler hätte ausbügeln können. Insgesamt bleibt der Eindruck, dass die Chance vertan wurde, einen zwar nicht bahnbrechenden, aber doch wenigstens annehmbaren Film zu drehen.

"Oblivion" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Donnerstag 11 April 2013 um 23:30 von Roland Freist

Bearbeitet: Montag 15 April 2013 17:47

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