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Filmkritik: "Duell der Magier"

Leider nicht zauberhaft

Mich würde wirklich interessieren, wie der Verleih auf den Titel "Duell der Magier" kam. Denn es geht zum einen nicht um ein Duell – wenn ich richtig mitgezählt habe, bekriegen sich im neuen Disney-Film insgesamt drei Magier und eine Hexe, dazu kommen dann auch noch zwei Lehrlinge. Zum anderen führt der Titel auf die falsche Fährte. Denn tatsächlich geht es um die Ausbildung eines auf den ersten Blick durchschnittlichen Teenagers zu einem mächtigen Zauberer. In den USA hieß der Film folgerichtig "The Sorcerer’s Apprentice", also "Der Zauberlehrling". Damit spielt er an auf die gleichnamige Goethe-Ballade und gleichzeitig auf einen berühmt gewordenen Ausschnitt aus Disneys Film "Fantasia", in dem Micky Maus als Zauberlehrling die Besen zum Tanzen bringt. Ich hatte das schon hier einmal in meinem Blog erzählt. Vielleicht hatte der Verleih Angst, dass beim Name Goethe das angepeilte Publikum schwere Kost vermuten und vom Kinobesuch absehen würde.

Denn "Duell der Magier" richtet sich in erster Linie an Jugendliche im Alter von etwa zehn bis 20 Jahren. Sie finden in der Hauptperson, einem Jungen namens Dave (Jay Baruchel), die ideale Identifikationsfigur. Dave ist zu Beginn des Films zehn Jahre alt. Durch eine Reihe von Zufällen gerät er in einen seltsamen Antiquitätenladen, geführt von Balthazar Blake (Nicolas Cage). Blake ist, wie sich später herausstellt, ein ehemaliger Schüler von Merlin und hat vor Hunderten von Jahren einen zweiten, bösen Zauberlehrling (Maxim Horvath, gespielt von Alfred Molina) sowie die Hexe Morgana Le Fey in einem verheerenden Krieg besiegt und in eine Art Matrjoschka gesperrt, wo sie wie russische Puppen ineinander liegen. Blake erkennt in Dave seinen eigenen, lange gesuchten Zauberlehrling und stattet ihn umgehend mit dem benötigten magischen Ring aus. Durch einen weiteren dummen Zufall wird Horvath von Dave befreit und kann von Blake nur mit Mühe in eine chinesische Urne gestopft werden. Das klappt allerdings nur, weil auch Blake mit in die Urne geht.

Zehn Jahre später. Dave ist nun 20 Jahre alt, was die älteren Jugendlichen im Publikum freuen wird, die nun ebenfalls eine Identifikationsfigur geboten bekommen. Er hat sich zu einem Nerd entwickelt, der sich an der Uni mit Molekular-Physik befasst und in einem verstaubten Keller Experimente mit Teslaspulen durchführt. Zur gleichen Zeit gelingt es Horvath, sich aus der Urne zu befreien. Er macht sich sofort auf die Suche nach dem Gefäß mit Morgana Le Fey. Der ebenfalls in die Freiheit entkommene Balthazar Blake muss zunächst Dave beistehen, der die Matrjoschka mit der Hexe zuletzt in den Händen hielt und daher von Horvath aufgesucht wird. Als dieser Angriff abgewehrt ist, macht er ihn zu seinem Zauberlehrling.

Der Rest des Films ist Routine, das Ende vorhersehbar. Langeweile kommt allerdings trotzdem nicht auf, dazu sind die Zutaten einfach zu perfekt. Licht, Kamera, Ausstattung und nicht zuletzt der Rhythmus des Films sind professionelles, gut gemachtes Handwerk. Bei der Wahl der Schauspieler bin ich allerdings etwas skeptisch. Es gibt Rollen, die kann nur Nicolas Cage spielen. Diese hier gehört nicht dazu. Die für Cage typische Mischung aus Wahnsinn und Melancholie passt einfach nicht zu einem Jahrhunderte alten Zauberer. Trotzdem zieht er sich achtbar aus der Affäre und meistert sogar die oftmals platten Dialoge. Auch Jay Baruchel, der mit seiner Tolle aussieht wie der junge John Travolta, ist in meinen Augen nicht die Idealbesetzung für seine Rolle. Alfred Molina allerdings gibt den perfekten Disney-Bösewicht ab. Er hat sich für die Rolle eine leicht altmodische Gestik zugelegt und kann sein Gegenüber mit seinen kohlenschwarzen Augen regelrecht durchbohren.

"Duell der Magier" ist reines Popcorn-Kino, schnell verschlungen, mit wenig Nährwert, und schon bald wieder vergessen. Der Film ist nicht schlecht gemacht, die Atmosphäre stimmt, und die CGI-Effekte sind sorgfältig inszeniert, aber nicht aufdringlich. Auch eine Teenager-Lovestory fehlt nicht. Das Mädchen hat lange, blonde Haare und sehr blaue Augen, und natürlich verliebt es sich zum Schluss in Dave. Es gibt sogar einige witzige Ideen, etwa wenn Blake und Dave durch einen Spiegel fahren und in einem Paralleluniversum landen, in dem die Beschriftungen sämtlicher Straßenschilder und Werbeplakate spiegelverkehrt sind. Jugendliche werden das Kino vermutlich zufrieden verlassen. Bei älteren Zuschauern könnte der Film jedoch eine gewisse Leere hinterlassen.

"Duell der Magier" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Montag 06 September 2010 um 11:28 von Roland Freist

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:32

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