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Filmkritik: "Mother"

Im Mutterschutz

Das Wort "Mutter" löst bei den meisten Menschen positive Assoziationen aus, Erinnerungen an die Kindheit, an Glück und Geborgenheit, an sorglose Zeiten im Schutz der Eltern. Aber natürlich auch an die eigenen Erziehung, an die Richtlinien, die die Mutter aufgestellt hat, und wie sie deren Einhaltung mit teilweise schmerzhaften Methoden überwacht hat.

In diesem Sinne ist die Mutter aus dem gleichnamigen südkoreanischen Film eine Art Idealbild. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass sie keinen Namen bekommt – sie ist einfach DIE Mutter. Gespielt wird sie von Hye-ja Kim, einer in Südkorea sehr bekannten Fernsehdarstellerin, die die Rolle der starken, kleinen Frau überzeugend interpretiert. Sie besitzt einen engen Kräuterladen in einer Provinzstadt, außerdem mixt sie für ihre Nachbarn und Kunden Naturheiltränke und praktiziert Akupunktur, ohne dass sie dafür allerdings eine Lizenz hätte.

Die Mutter lebt zusammen mit ihrem Sohn Yoon Do-joon (Bin Won) in einer schmucklosen, billigen Wohnung, sie schlafen zusammen in einem Bett. Er ist geistig leicht zurückgeblieben und vielleicht 17, 18 Jahre alt. Sie zeigt ihm, wie man richtig isst, achtet auf sein Aussehen und passt auf ihn auf, wenn er sich mit seinem Freund Jin-tae (Ku Jin) auf der Straße vor dem Kräuterladen trifft.

Natürlich interessiert sich Yoon Do-joon für Mädchen. Eines Tages verabredet er sich mit einer Freundin in einem Restaurant. Sie lässt ihn sitzen, er betrinkt sich, schläft auf dem Tisch ein, wacht auf und wankt nach Hause. Auf dem Heimweg folgt er eine Zeit lang einem anderen Mädchen, das ihn jedoch zurückweist und vor ihm flieht. Am nächsten Morgen findet man ihren toten Körper über die Brüstung einer Terrasse hängen.

Ein Golfball, den Yoon Do-joon gefunden und auf den er seinen Namen geschrieben hat, liegt in der Nähe der Leiche, und er ist sofort verdächtig. Doch er kann sich an nichts erinnern. Trotzdem kommt er ins Gefängnis. Da die Polizei wenig Interesse an weiteren Nachforschungen zeigt, beginnt die Mutter auf eigene Faust zu ermitteln. Schließlich ist es ihr Sohn, und sie will seine Unschuld beweisen. Sie setzt alles ein, was sie hat, ihr weniges Geld, ihren Charme, Überredungskünste. Und schließlich kommt sie der wahren Geschichte auf die Spur.

"Mother" ist also ein Krimi, allerdings einer der besonderen Art. Bei einem westlichen Film wüsste man ungefähr, wie er ausgehen wird: Der wahre Täter wird entlarvt, es kommt vielleicht zu einem Shoot-out (wie immer das bei einer Kräuterverkäuferin auch aussehen mag) und zum Schluss liegen sich Mutter und Sohn in den Armen. Das alles stimmt nicht für diesen Film. Und dennoch ist die Auflösung logisch und konsequent. Er ist ihr Sohn, und sie kämpft um ihn.

Das ist kein Film für Menschen, die sich einen unterhaltsamen Thriller erhoffen. "Mother" enthält einige surreale Szenen, die nur schwer erklärbar sind. Regisseur Joon-ho Bong hat ihn zudem in depressiven Blau- und Grautönen gedreht, es regnet oft und viele der Wege sind mit Schlamm bedeckt. Hinzu kommen die ebenfalls nicht gerade fröhlichen Bilder einer gesichtslosen Kleinstadt und ihrer zumeist ignoranten Bewohner. Wer jedoch Spaß hat an ungewöhnlichen Bildern und Geschichten und sich für Figuren interessiert, die nicht den üblichen Klischees entsprechen, für den ist "Mother" ein guter Tipp.

"Mother" in der IMDB

Der Original-Trailer, koreanisch mit englischen Untertiteln:

Geschrieben am Donnerstag 05 August 2010 um 13:53 von Roland Freist

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:33

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