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"The People vs. George Lucas"

Die Filme der "Star Wars"-Serie haben seit den späten 70er Jahren einen beispiellosen Kult ausgelöst. Unzählige Fanclubs diskutieren bis heute Figuren und Geschichten der Filme, spinnen die Handlungsstränge weiter, organisieren Fan-Messen und sammeln jedes noch so kleine Detail des Weltraummärchens. Ein eindrucksvolles Beispiel für die vielfältigen Aktivitäten der Szene ist die Jedipedia (www.jedipedia.de), die in mittlerweile über 18000 Artikeln alles Wissenswerte (und auch zahlreiche weniger wichtige Details) rund um die SF-Saga archiviert. Die englischsprachige Wookieepedia (http://starwars.wikia.com) kommt sogar auf über 77000 Artikel.

Und fast immer, wenn im Umfeld von "Star Wars" Geld fließt, verdient George Lucas mit. Der Produzent und teilweise auch Regisseur der Filme hatte sich in einem Akt weiser Voraussicht vom Filmstudio die Merchandising-Rechte vertraglich zusichern lassen. Ein genialer Coup, Lucas gilt heute als der Erfinder des modernen Film-Merchandising. Sein heutiges Vermögen, es wird auf etwa drei Milliarden Dollar geschätzt, kam in erster Linie durch den Verkauf von Plastikfiguren, Zubehör wie etwa Lichtschwertern, Postern, Büchern, Comics, Computerspielen und Hunderten von weiteren unverzichtbaren Ausrüstungs-Gegenständen für Fans zusammen. Sie kauften voller Begeisterung praktisch alles, auf dem das "Star Wars"-Logo prangte.

Mein Lichtschwert, vor einigen Jahren für rund zehn Dollar in den USA erworben. Leider war seine Quelle der Macht sehr schnell versiegt, sprich: Die kleine Glühbirne, die den blauen Teil normalerweise leuchten lassen würde, versagte ihren Dienst und ließ sich nicht auswechseln.

Doch im Laufe der Jahre hat sich das Verhältnis zwischen Lucas und seinen Fans verschlechtert. Während die Ewoks aus dem dritten "Star Wars"-Film noch als verzeihbarer künstlerischer Missgriff und kleineres Übel hingenommen wurden, wurde bei der Vorstellung der digital überarbeiteten Versionen der ersten drei Filme in den späten 90er Jahren bereits deutlich vernehmbar Unmut laut. Den Puristen unter den Fans ging die Bearbeitung zu weit, sie forderten die billiger gemachten Originalversionen zurück. Als dann mit Episode 1 der erste der drei neuen Filme in die Kinos kam, dauerte es nur 24 Stunden bis im Web die Site www.jarjarbinkssucks.com auftauchte. Bis heute ist das schlappohrige Wesen vom Planeten Naboo ein rotes Tuch für die Fans – geben Sie in Google einfach mal „jar jar binks sucks“ ein.

Ein neuer Dokumentarfilm mit dem Titel "The People vs. George Lucas" nimmt sich nun des Themas an. Interviewt werden Fans, Kritiker und Macher von Star Wars, und es geht unter anderem um die Frage, inwieweit ein Regisseur wie Lucas, der einen eigenen Zweig der Popkultur erschaffen und kräftig daran verdient hat, nun auch verantwortlich dafür ist. Oder: Wie frei kann ein Geschichtenerzähler wie Lucas noch entscheiden, wenn sich seine Geschichten im Laufe der Jahre verselbstständigt haben?

Nachtrag: Um die "Star Wars"-Filme und den um sie herum entstandenen Kult ging es bereits hier und hier in meinem Blog.

"The People vs. George Lucas" läuft im Rahmen des Münchner Filmfests am 29. Juni und 3. Juli im Cinemaxx. Weitere Infos gibt es hier.

Der englische Trailer:

Ein Interview mit dem Fan Corey Vidal, der auch im Film auftaucht:

Geschrieben am Sonntag 20 Juni 2010 um 18:51 von Roland Freist

Bearbeitet: Dienstag 28 Dezember 2010 15:45

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