« April 2011 | Startseite | Juni 2011 »

Archiv vom Mai 2011

"Krieg der Sterne", die existenzialistische Version

Geschrieben am Sonntag 29 Mai 2011 um 11:49 von Roland Freist

Nahezu alle Dialoge in diesem Video sind Zitate aus dem Werk von Jean-Paul Sartre. Die Sprache ist Französisch, englische Untertitel werden eingeblendet.

Weitere Beiträge aus dem "Star Wars"/"Star Trek"-Kosmos finden Sie hier in meinem Blog:

Todesstern zerstört die Enterprise

"Krieg der Sterne", Lego-Version

"The People vs. George Lucas"

"Krieg der Sterne", Episode 1

"Krieg der Sterne", Episode 1 (Nachtrag)

Trololo im Weltall

Bearbeitet: Sonntag 29 Mai 2011 12:08

Filmkritik: "Wer ist Hanna?"

Geschrieben am Donnerstag 26 Mai 2011 um 22:53 von Roland Freist

Jason Bourne hat eine Tochter

Wer ist Hanna? Hanna (Saoirse Ronan, laut IMDB spricht man den Vornamen "Siersche" aus, die Schauspielerin selbst sagt "Sarscha") ist zunächst mal ein Mädchen von etwa 15 Jahren, das zu Beginn des Films im finnischen Winter mit Pfeil und Bogen auf Rentierjagd geht. Sie trifft das Tier mit dem ersten Pfeil, doch es kann sich noch weiterschleppen. Hanna verfolgt es, stellt es schließlich, entschuldigt sich bei ihm, weil sie das Herz verfehlt hat, und tötet es kaltblütig mit zwei Revolverschüssen. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein in Felle gepackter Mann hinter ihr auf, von dem wir später erfahren, dass er ihr Vater ist, und ruft "Du bist tot!". Lektion gelernt: Sei bei allem, was du tust, niemals unachtsam.

Erik Heller, der Vater, gespielt von Eric Bana, ist ein ehemaliger CIA-Agent, der von seinem Dienst desertiert ist und nun mit seiner Tochter in einer Holzhütte ohne Strom und fließendes Wasser in Finnland lebt. Er erzieht sie nicht, sondern bildet sie aus. Lässt sie Sprachen lernen, Fakten über die Länder der Welt, und vor allem bringt er ihr Nahkampftechniken bei.

Eines Tages ist Hanna dann schließlich besser als er, schneller und stärker. Er lässt ihr die Wahl, stellt einen mobilen Peilsender auf den Tisch und erklärt ihr, dass sie ihn nur einzuschalten brauche, damit man sie findet. Und nach einigem Zögern legt Hanna den Schalter um. Das löst beim CIA einen Alarm aus. Marissa Wiegler (Cate Blanchett), die Leiterin der Organisation, ahnt, von wem das Signal kommen könnte. Sie schickt mehrere Teams los, um Hanna und Erik zu fangen und auszuschalten, und es beginnt eine Jagd, die über Marokko und Spanien bis nach Hamburg und Berlin führt und dort in einem stillgelegten Vergnügungspark endet.

"Wer ist Hanna?" weist Parallelen zu den Jason-Bourne-Filmen auf: Auch hier ist die Hauptperson das Ergebnis eines fehlgeschlagenen Experiments des Geheimdiensts, eine Kampfmaschine, die versucht, hinter das Geheimnis ihrer Existenz zu kommen. Doch dieses Mal ist es ein schmales, strohblondes Mädchen mit großen, blauen Augen, bleicher Haut und Sommersprossen, das seine Gegner ohne eine Sekunde zu zögern aus dem Weg räumt. Da sie jedoch in der weiten finnischen Wildnis aufgewachsen ist, hat Hanna außer zu ihrem Vater noch nie Kontakt zu anderen Menschen oder zur Zivilisation gehabt. Sie kennt Musik, Tanz, Freundschaft, aber auch Elektrizität, Wasserkocher und Internet allein aus dem dünnen Konversationslexikon, mit dem ihr Vater ihren Unterricht bestritt. Als sie zum ersten Mal unter Menschen kommt, ist sie wie ein Alien, ein Wesen von einem anderen Stern, das seine neue Umwelt zu begreifen versucht. Verzweifelt rekapituliert sie die Texte aus dem Lexikon, doch die helfen ihr jetzt nicht mehr weiter.

Der Film lässt einige Fragen offen, was okay ist, und beantwortet einige andere nur in Andeutungen. Einige Details wirken recht unglaubwürdig – man fragt sich beispielsweise, wie Hanna in wenigen Minuten lernen kann, mit Computer, Maus und einer Internet-Suchmaschine umzugehen. Aber sei’s drum. Dafür bekommt man einen gut fotografierten, spannenden Actionthriller, der allerdings auf die üblichen Explosionen und Ballereien weitgehend verzichtet und stattdessen die Geschichte seiner Hauptfigur in den Mittelpunkt stellt. Und Saoirse Ronan spielt diese Hanna wirklich beeindruckend gut.

Wer aber ist nun Hanna? Die Frage, die der Filmtitel stellt, wird bis zum Ende nicht beantwortet (das englische Original heißt auch einfach nur "Hanna"). Und die Tragik von Hannas Geschichte ist, dass die Frage nach dem Wer oder auch Was im Verlauf des Films immer uninteressanter wird. Der Zuschauer leidet mit der Hauptperson mit, weil ihm wie ihr immer stärker bewusst wird, wer sie hätte sein können.

"Wer ist Hanna?" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Montag 02 Dezember 2013 17:30

Filmkritik: "Priest"

Geschrieben am Donnerstag 12 Mai 2011 um 23:39 von Roland Freist

Der etwas andere Vampirfilm

Gute Vampirfilme zeichnen sich immer dadurch aus, dass sie dem Publikum einen sexuell attraktiven Obervampir präsentieren. Sei es Bela Lugosi in den 40er Jahren oder der damals noch nicht verknitterte Christopher Lee in den 50ern, sei es Robert Pattinson in den "Twilight"-Filmen oder, die weibliche Variante, Kate Beckinsale in "Underworld" – eiserne Regel und sozusagen mit Blut geschrieben ist, dass der untote Hauptdarsteller eine Mischung aus Lustversprechen und tödlicher Gefahr ist. Das macht den Reiz des Vampirs aus, Anziehung und Abstoßung, ein Widerspruch, der erst dann aufgelöst wird, wenn der Vampir gierig zubeißt und dabei sein wahres, hässliches Gesicht zeigt.

Leider sind Scott Charles Stewart, dem Regisseur von "Priest", seine Vampire weitgehend egal. Bei ihm sind sie nur bösartige Schmarotzer, die sich vorzugsweise auf allen Vieren fortbewegen, weder Augen noch Nase haben und sich durch einen glitschigen, nackten, grauen Körper und einen überdimensionalen Mund mit Fangzähnen auszeichnen. Ob sie so etwas wie Intelligenz besitzen, ist zweifelhaft. In "Priest" haben die Menschen sie in ein Reservat in der Wüste zurückgedrängt, wo sie eine Art Termitenbau hochgezogen haben und sich von ein paar wenigen Infizierten ernähren, die wahrscheinlich Blutaufbau-Präparate nehmen.

Der Krieg gegen die Vampire wurde offenbar in erster Linie von der Kirche geführt. Zu Anfang des Films wird uns erzählt, dass der Sieg erst durch den Einsatz der Priester gelang, einer Art katholischer Navy Seals, ausgebildet im Nahkampf und im Umgang mit den für Vampire tödlichen Wurfkreuzen. Die Priester sind leicht an einem auf Stirn und Nasenrücken tätowierten Kreuz zu erkennen. Nach Ende des Kriegs wurden sie von der Kirche entlassen und fühlen sich seither weitgehend überflüssig und schlecht behandelt. Die Kirche wiederum hat die Gelegenheit genutzt und einen totalitären Kirchenstaat aufgebaut, in dem einzig und allein das Wort des Klerus zählt.

Die Geschichte wird erzählt aus Sicht eines ehemaligen Priesters (Paul Bettany), der bis zum Schluss namenlos bleibt. Zu Beginn wird die Familie seines Bruders (Stephen Moyer, der Hauptdarsteller aus "True Blood") von Vampiren überfallen, die seine Frau (Mädchen Amick aus "Twin Peaks", lange nicht gesehen) umbringen und seine Tochter Lucy gefangen nehmen. Natürlich zieht der Priester los, um seine Nichte zu befreien. Von irgendwoher stoßen auch noch zwei Gehilfen dazu, die ihn bei dieser Aufgabe unterstützen. Später stellt sich heraus, dass seine Nichte tatsächlich seine Tochter ist, der Priester also ein Verhältnis mit seiner Schwägerin hatte. Scheint aber zwischen den Brüdern kein Problem zu sein. Der Satz "Lucy, ich bin dein Vater" fällt leider nicht.

Lucy ist allerdings nur ein Köder. Wir erfahren, dass die Vampire in Wirklichkeit den Krieg gegen die Menschen wiederaufnehmen wollen. Warum sie dazu den Priester in die Wüste gelockt haben, erfahren wir nicht. Stattdessen sehen wir einen rundum verdunkelten Zug voller Vampire in der prallen Mittagssonne durch die Wüste auf den Kirchenstaat zurasen. Eine extrem dämliche Idee, denkt man sich. Der Priester braucht nur ein paar Gleise in die Luft zu sprengen, und die Vampire, lichtempfindlich wie sie sind, sitzen in ihren Waggons in der Falle, Geisel Lucy hin oder her. Aber Logik ist nicht die Stärke dieses Films. So kommt es dann doch noch zum unvermeidlichen Showdown.

"Priest" ist ein kruder Genre-Mix aus Vampirfilm, Western und Science-Fiction. Das könnte trotzdem einen interessanten Film ergeben, wenn der Regisseur es nicht mit traumwandlerischer Sicherheit geschafft hätte, aus allen drei Genres ausgerechnet die interessanten Parts herauszuschneiden. So ist eine an den Haaren herbeigezogene Geschichte übrig geblieben, die von unglaubwürdigen Pappcharakteren bevölkert wird. Bezeichnend ist, dass im Abspann die Zahl der Beteiligten an den CGI-Effekten die Zahl der Darsteller um etwa das Zehnfache übersteigt. Allerdings sind Landschaften, Gebäude und Fahrzeuge grafisch eindrucksvoll gestaltet, Regisseur und CGI-Studios beweisen bis in die Details hinein eine beeindruckende visuelle Fantasie. Die von Wüstenstaub überzogenen Motorräder mit dem Düsenantrieb und der Nitro-Einspritzung, das Vampirnest, das aussieht wie der Turmbau zu Babel, die aggressiven Felsformationen – hier hat man ein paar Grafikern gestattet, sich mal richtig auszutoben. Die Filmeffekte jedoch sind nur Durchschnittsware. Ein paar Schockeffekte reißen den Zuschauer zwischendurch aus seiner Lethargie, insgesamt ist "Priest" jedoch eher unerfreulich. Hinzu kommt, dass der Film, als Vampirfilm ohnehin recht dunkel, überflüssigerweise auch noch in 3D umgearbeitet wurde, was die Innenraum-Passagen teilweise komplett absaufen lässt. Aber das ist dann auch schon irgendwie egal.

"Priest" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 19:12

David Lynch macht Kaffeewerbung

Geschrieben am Dienstag 10 Mai 2011 um 11:33 von Roland Freist

David Lynch ist nicht nur ein berühmter Regisseur ("Blue Velvet", "Mulholland Drive"), sondern auch an einem Unternehmen beteiligt, das Bio-Kaffee vertreibt. Der Kaffee trägt den Namen David Lynch Signature Cup, und der Meister hat sogar einen Werbespot dafür gedreht. Das Ergebnis ist ein bizarrer Dialog mit einer Barbie-Puppe, die immer wieder in der Unschärfe zu verschwinden scheint. Ein typischer Lynch also.

Das ist allerdings nicht das erste Mal, dass David Lynch in der Werbung tätig ist. Einer seiner ersten Spots war für einen Schwangerschaftstest:

Hier ein Video für den Nissan Micra:

Und schließlich noch einmal ein echter Lynch – ein Spot für die Playstation 2:

Bearbeitet: Montag 02 Dezember 2013 17:29

« April 2011 | Zurück nach oben | Juni 2011 »