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Archiv vom August 2014

Filmkritik: "Guardians of the Galaxy"

Geschrieben am Donnerstag 28 August 2014 um 22:04 von Roland Freist

Auf der Jagd nach dem Juwel vom All

Der lustigste Film des Jahres. "Guardians of the Galaxy" wird von Marvel als Superhelden-Movie verkauft. Doch tatsächlich handelt es sich über weite Strecken um das genaue Gegenteil. Der Film erzählt eine Geschichte rund um eine Gruppe heruntergekommener Diebe und Tagelöhner von fragwürdiger Intelligenz, die man charakterlich mindestens als indifferent einstufen muss. Doch genau das macht den Charme und Humor dieser Weltraum-Saga aus.

Die Hauptperson heißt Peter Quill (Chris Pratt), ein Mensch (das muss man in diesem Film wirklich dazusagen), der nach dem Tod seiner Mutter als kleines Kind im Jahr 1988 von Aliens entführt wurde und anschließend in der Gesellschaft des Abschaums der Galaxis aufwuchs. Er nennt sich selbst "Star Lord", da Helden nun mal einen Namen brauchen, und verdient sein Geld mit Auftragsarbeiten und Schmuggel. Durch eine Reihe von Zufällen, die nichts weiter zur Sache tun, wird er zusammengeworfen mit einer Reihe weiterer Wesen, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Fähigkeiten fortan aufeinander angewiesen sind.

Da ist zunächst Gamora (Zoe Soldana, "Avatar", hier jedoch mit grüner anstatt blauer Haut), eine Soldatin und Auftragsmörderin, die derzeit einer ähnlichen Tätigkeit nachgeht wie Peter. Hinzu kommt Drax, ein komplett tätowierter Berg Muskeln (gespielt von dem Wrestler Dave Bautista alias "The Animal"), der sich durch eine artifizielle Ausdrucksweise bei gleichzeitiger, stark ausgeprägter Begriffsstutzigkeit auszeichnet. Die Runde wird komplettiert durch das Gespann aus Rocket, einem genetisch modifizierten Waschbären mit viel Erfindergeist und einer Vorliebe für großkalibrige Waffen, und Groot, einem, nun ja, intelligenten Baum, dessen Wortschatz nur die drei Begriffe "ich", "bin" und "Groot" umfasst, "und zwar genau in dieser Reihenfolge", wie Rocket erklärt. Seine Mimik ist naturgemäß stark eingeschränkt, was vielleicht der Grund sein mag, warum man für diese Figur Vin Diesel als Sprecher ausgewählt hat.

Am Anfang ist Peter Quill auf der Suche nach dem Orb, einem geheimnisvollen Stein, für den er von einem Hehler viel Geld bekommen soll. Als die übrigen, gerade vorgestellten Figuren davon hören, wollen sie den Orb ebenfalls haben, genauso wie drei oder vier Bösewichter, die der Film uns vorstellt. Denn der Orb ist einer von fünf Infinity-Steinen, die, wenn ich es richtig verstanden habe, beim Urknall übriggeblieben sind und die Macht haben, ganze Galaxien zu vernichten. "Guardians of the Galaxy" erzählt nun von der Jagd nach diesem Stein.

Und das äußerst unterhaltsam. Das Tempo ist hoch, die Bilder sind grellbunt, die CGI-Effekte wie auch die Grafik sind nicht herausragend, aber sauber und professionell. Vor allem aber sitzen die Gags. Das Timing ist perfekt, die Witze kommen an den richtigen Stellen, man spürt sehr deutlich die Mitwirkung professioneller Gagschreiber. Ein weiterer großer Pluspunkt ist die Musik: Seit dem Tod seiner Mutter trägt Peter Quill einen Original-Walkman von Sony mit sich herum, auf dem er ständig eine Kassette mit "Awesome Music" spielt, die sie für ihn aufgenommen hat. Es sind Hits aus dem Jahrzehnt ihrer Jugend, den 70er Jahren, die immer wieder eingeblendet werden, von 10cc über David Bowie und Blue Swede bis hin zu den Jackson 5, sie trägt viel zu der fröhlichen Pop-Stimmung des Films bei.

"Guardians of the Galaxy" ist kein großer Film. Die Story ist verwirrend, die Charakterzeichnung mangelhaft, es fehlen echte Überraschungen. Doch als gutes, solides Sommer-Popcorn-Kino funktioniert er ausgezeichnet.

"Guardians of the Galaxy" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Freitag 29 August 2014 9:31

"Up" von Michael Bay

Geschrieben am Dienstag 26 August 2014 um 11:37 von Roland Freist

Wie sähe es aus, wenn Michael Bay den Pixar-Film "Up" gedreht hätte? Vermutlich etwa so:

Mehr zu Michael Bay in diesem Blog:

Alle Michael-Bay-Filme in weniger als einer Minute

"Titanic" in Super 3D

Lego Ghostbusters Movie

Geschrieben am Freitag 22 August 2014 um 16:37 von Roland Freist

Der Kanadier Marc-André Caron führt unter dem Namen MonsieurCaron nicht nur einen Youtube-Channel, sondern auch betreibt auch die Website brickfun.net, wo er immer wieder neue Lego-Filme vorstellt. Sein neuestes Werk ist eine wunderbar detailverliebte Auswahl von Szenen aus "Ghostbusters". Lediglich Homer Simpson, der hier als Geist auftritt, scheint mir nicht ganz dem Original zu entsprechen.

Es gibt sogar einen Behind the scene-Film dazu:

Weitere Seiten zu Legofilmen in diesem Blog:

Lego-Filme

The Fastest and Funniest LEGO Star Wars story ever told

LEGO Star Wars

"Dinner for One" - die Lego-Version

Lego-Captain im Splatter-Rausch

Filmkritik: "Lucy"

Geschrieben am Freitag 15 August 2014 um 22:28 von Roland Freist

Lucy in the Sky with Diamonds

In den 70er und 80er Jahren stieß man in vielen Zeitschriften auf Anzeigen, die behaupteten, der Mensch nutze nur zehn Prozent seines Gehirns. Um das eigene geistige Potenzial besser auszuschöpfen, sollte man ein Buch bestellen, dessen Tipps und Anleitungen nicht nur den Intelligenz-Quotienten nach oben treiben würden, sondern quasi als angenehmen Nebeneffekt auch mehr Erfolg in Beruf und Privatleben bringen würden. Die Anzeigen stammten von der Scientology-Sekte, die damals noch weitgehend unbekannt war.

Die Aussage von dem nur zehnprozentigen Nutzungsgrad beziehungsweise dem zu 90 Prozent ungenutzten Potenzial des menschlichen Gehirns ist übrigens falsch. Wir mir mehrere von Google gelieferte Quellen übereinstimmend versichern, nutzt der Mensch immer sein gesamtes Gehirn, nur eben je nach Aufgabe (Lesen, Laufen, Rechnen, Gegenstände oder Gesichter erkennen …) unterschiedliche Regionen in unterschiedlicher Intensität.

Aber die These besitzt natürlich einen hohen Aufmerksamkeitsfaktor. Das hat auch Luc Besson erkannt und sie zum Ausgangspunkt seines neuen Films gemacht, bei dem es sich tatsächlich um eine Art Gedankenspiel handelt: Was würde geschehen, wenn jemand in der Lage wäre, auf die vollen 100 Prozent zuzugreifen? Wozu wäre er dann fähig?

Durchexerziert wird dieses Gedankenexperiment am Beispiel einer jungen Frau namens Lucy (Scarlett Johansson). Ihr Ex-Freund überredet sie mit mehr oder weniger sanfter Gewalt, für ihn einen Koffer in ein Gebäude in Taipeh zu bringen und an einen Mr. Jang (Min-sik Choi) zu übergeben. Wie nicht anders zu erwarten, ist dieser Mr. Jang ein Gangster. Der Koffer enthält die erste Lieferung einer neuen synthetischen Droge, die in ihrer natürlichen Form das Wachstum menschlicher Embryonen anregt. Da Lucy schon einmal da ist, zwingen Jang und seine Männer sie und noch drei andere Kandidaten, jeweils ein Drogenpäckchen eingelagert in ihrem Bauch nach Europa zu schmuggeln. Doch aufgrund der rüden Behandlung durch einen von Jangs Schlägern platzt Lucys Portion auf und die Droge gerät in ihren Blutkreislauf. Und plötzlich beginnen die Werte auf der Prozentskala ihrer Hirnnutzung steil nach oben zu gehen.

Die Erzählung dieser Geschichte wird immer wieder durch Schnitte hin zu einer Rede von Professor Norman (Morgan Freeman) an einer Pariser Universität unterbrochen, in der er die Entwicklung des Lebens aus den ersten organischen Zellen schildert und darüber spekuliert, was ein vollständig aktiviertes Gehirn alles leisten könnte. Seine Hypothesen werden anhand von rasant geschnittenen Trickfilm- und Dokumentarszenen erläutert, was die ansonsten sehr lineare Handlung deutlich auflockert. Zum Schluss kann Norman dann wirklich noch einen Eindruck davon gewinnen, zu was ein menschliches Gehirn alles in der Lage ist, denn Lucy kommt zu ihm nach Paris. Dicht auf der Spur sind ihr die Gangster, die ihre Droge wieder zurückhaben wollen.

Die Story von "Lucy" ist komplett hanebüchen, pseudowissenschaftlich und gegen Schluss geradezu lächerlich. Man kann an diesem Film dennoch anderthalb Stunden lang Spaß haben, muss dazu aber in der Lage sein, sämtliche Logik zu unterdrücken und den Quatsch mit den zehn Prozent einfach mal so zu akzeptieren. Wenn einem das gelingt, stellt sich sogar eine gewisse Spannung ein, da man schließlich wissen will, zu was ein hundertprozentig ausgelastetes Gehirn in der Lage ist. Außerdem muss man Luc Besson eines lassen: Seine Filme sehen einfach verdammt gut aus. In "Léon – Der Profi" gelang es ihm, ein New Yorker Apartmenthaus so wirken zu lassen als stünde es in Paris, in "Das fünfte Element" wurde eine völlig unglaubwürdige Story aufgefangen durch die surrealistische Schönheit der Figuren und ihrer Kleidung. Dazu kommen ein äußerst alberner Humor – man denke nur die geistig stark eingeschränkten Aliens in "Das fünfte Element" – sowie ein Gespür dafür, wie man Actionszenen richtig in Szene setzt. So gibt es in "Lucy" eine zwar völlig überflüssige, aber zumindest schön anzuschauende, rasante Jagd durch den Pariser Verkehr.

Dies ist kein Film, an den man sich am Ende des Jahres noch erinnern wird. Es ist reines Popcorn-Kino, das behauptet, einen wissenschaftlichen Anspruch zu haben, der sich jedoch bei näherer Betrachtung als hohl herausstellt. Das ist ärgerlich, zumal ähnlich gelagerte Titel wie "Der Rasenmähermann" ohne einen angeblichen wissenschaftlichen Überbau auskommen. Lediglich die professionell gestalteten Action-Szenen, die perfekt gesetzten Schnitte und die schönen Bilder lassen einen zum Schluss in halbwegs versöhnlicher Stimmung aus dem Kino gehen. Insgesamt muss man jedoch feststellen, dass die Macher noch nicht einmal zehn Prozent ihres Gehirns genutzt haben.

"Lucy" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Freitag 15 August 2014 23:06

Erste Bilder von "Better Call Saul"

Geschrieben am Donnerstag 14 August 2014 um 11:48 von Roland Freist

Auf Youtube sind die ersten Ausschnitte aus "Better Call Saul" aufgetaucht, dem Spin-off von "Breaking Bad" rund um den windigen Anwalt Saul Goodman. Mich freut vor allem, dass laut Vorspann der wunderbare Jonathan Banks als Mike Ehrmantraut wieder auftaucht.

Hier zunächst der geleakte Vorspann:

Und dies ist der erste Teaser-Trailer:

Lauren Bacall und Robin Williams, R. I. P.

Geschrieben am Donnerstag 14 August 2014 um 11:24 von Roland Freist

Zwei große Schauspieler sind diese Woche gestorben. Zum Tod von Lauren Bacall hier ein etwa zwei Jahre altes Porträt des amerikanischen Fernsehsenders TCM, der Sprecher ist Kelsey Grammar ("Frasier"). Und natürlich geht es los mit ihrer wohl berühmtesten Szene, dem Dialog mit Humphrey Bogart aus "Haben und Nichthaben": "You know how to whistle, don't you, Steve?"

Die wohl berühmteste Szene von Robin Williams stammt aus "Good Morning Vietnam" und zeigt die ersten Einsätze von Adrian Cronauer als Radiomoderator bei der US Army. Williams spielt hier sein ganzes Können als Standup-Comedian und Imitator von Typen und Stimmen aus. Brilliant.

Bearbeitet: Freitag 15 August 2014 11:57

Filmkritik: "Planet der Affen – Revolution"

Geschrieben am Donnerstag 07 August 2014 um 22:54 von Roland Freist

Immer noch kein Planet der Affen

Die Prequels zu den "Planet der Affen"-Filmen aus den 60er und 70er Jahren beziehen ihre Anziehungskraft zu einem guten Teil aus der Neugierde der Zuschauer, die endlich wissen wollen, wie es zur Umkehr der Machtverhältnisse zwischen Menschen und Affen kam. "Planet der Affen: Prevolution" löste zumindest das Rätsel, wie die Tiere auf das höhere Intelligenz-Level springen konnten. Vom nunmehr erschienenen zweiten Teil mit dem verheißungsvollen Titel "Planet der Affen – Revolution" erwartete ich mir zumindest einen weiteren Schritt in Richtung Affenherrschaft. Aber weit gefehlt. Der deutsche Titel führt in die Irre, das englische Original heißt weit nüchterner "Dawn of the Planet of the Apes".

Tatsächlich hat Regisseur Matt Reeves ("Cloverfield") einen recht eigenständigen Beitrag zum "Planet der Affen"-Mythos gedreht. Er nimmt zwar die Ausgangslage vom Ende des ersten Prequels auf, entwickelt die Handlung dann jedoch in eine gänzlich andere Richtung. "Revolution" geht mit den Mitteln des Actionfilms den Ursachen von Gewalt und Rassenhass auf den Grund. Erst ganz zum Schluss nimmt er den roten Faden wieder auf und zeigt, wie es mit der Geschichte von Affen und Menschen weitergehen könnte.

Der Film spielt etwa zehn Jahre nach dem Ende von "Prevolution". Der größte Teil der Menschheit ist durch eine Seuche hinweggerafft worden, die durch einen "Affenvirus" übertragen wurde. Derweil lebt die Gruppe der intelligenten Affen unter ihrem charismatischen Anführer Caesar (Andy Serkis, bekannt geworden als Gollum in "Herr der Ringe") unbehelligt in den Wäldern nördlich von San Francisco, wo sie sich eine einfache, hölzerne Siedlung gebaut hat.

In der Stadt haben einige Menschen die Seuche überlebt. Als ihnen der Treibstoff für ihre Generatoren auszugehen droht, fährt eine Gruppe über die Golden Gate Bridge in Richtung eines alten Wasserkraftwerks, das sie hoffen reparieren zu können. Als sie von einigen Affen überrascht werden, erschießt einer von ihnen aus Angst einen Affenjungen. Es entsteht eine Gewaltspirale, die immer weitere Opfer fordert. Sowohl Cesar wie auch ein Mann namens Malcolm (Jason Clarke) bei den Menschen versuchen, die Entwicklung zu stoppen. Doch auf beiden Seiten gibt es Personen, die sich von einem Krieg mit anschließender totaler Vernichtung des Gegners Vorteile versprechen.

"Revolution" trägt starke Züge einer Parabel, was den Film zum einen interessant macht, zum anderen aber auch einige arg klischeehafte Stereotypen entstehen lässt. Da gibt es auf der einen Seite mit Malcolm den guten Menschen von San Francisco, andererseits aber auch die primitiven Waffennarren und den Anführer Dreyfus (Gary Oldman), der selbst in sprechenden Affen nur wilde Tiere sehen kann. Der Antagonist von Caesar bei den Schimpansen wiederum heißt Koba, von dem man sofort weiß, dass er abgrundtief böse und grausam ist, da er ein schiefes Gesicht hat und außerdem auf einem Auge blind ist.

Die technische Umsetzung ist meisterhaft. Bereits das erste Prequel vor drei Jahren bestach durch eine verblüffend charaktervolle Darstellung der Menschenaffen, was dem Film eine Oscar-Nominierung für die Visual Effects einbrachte. Der neue Film setzt noch eins drauf. Noch nie hat man eine solch präzise Mimik bei computergenerierten Wesen gesehen. Unterstützt durch die große Schauspielkunst von Andy Serkis als Caesar ergibt sich tatsächlich das Bild einer Gruppe eigenständiger, intelligenter und fühlender Lebewesen. Hinzu kommen zahlreiche perfekt ausgeführte Actionszenen, Verfolgungsjagden durch die Baumkronen des Waldes, Späher, die durch die Ruinen von San Francisco schwingen, und natürlich das furiose Finale.

Nachdem "Prevolution" in erster Linie ein gut gemachter Actionfilm war, besinnt sich "Revolution" wieder auf die ursprüngliche Tradition der Filme, die immer auch etwas Gleichnishaftes hatten (das 2001er Remake von "Planet der Affen" zählt nicht – das war ein Tim-Burton-Film und gehört damit quasi einem eigenen Genre an). Man hätte sich zwar vielschichtigere Charaktere und ein paar Brüche in der Handlung gewünscht. Doch insgesamt ist dies einer der besseren Blockbuster der letzten Zeit.

"Planet der Affen – Revolution" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Bearbeitet: Freitag 15 August 2014 12:02

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