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Filmkritik: "Planet der Affen – Revolution"

Immer noch kein Planet der Affen

Die Prequels zu den "Planet der Affen"-Filmen aus den 60er und 70er Jahren beziehen ihre Anziehungskraft zu einem guten Teil aus der Neugierde der Zuschauer, die endlich wissen wollen, wie es zur Umkehr der Machtverhältnisse zwischen Menschen und Affen kam. "Planet der Affen: Prevolution" löste zumindest das Rätsel, wie die Tiere auf das höhere Intelligenz-Level springen konnten. Vom nunmehr erschienenen zweiten Teil mit dem verheißungsvollen Titel "Planet der Affen – Revolution" erwartete ich mir zumindest einen weiteren Schritt in Richtung Affenherrschaft. Aber weit gefehlt. Der deutsche Titel führt in die Irre, das englische Original heißt weit nüchterner "Dawn of the Planet of the Apes".

Tatsächlich hat Regisseur Matt Reeves ("Cloverfield") einen recht eigenständigen Beitrag zum "Planet der Affen"-Mythos gedreht. Er nimmt zwar die Ausgangslage vom Ende des ersten Prequels auf, entwickelt die Handlung dann jedoch in eine gänzlich andere Richtung. "Revolution" geht mit den Mitteln des Actionfilms den Ursachen von Gewalt und Rassenhass auf den Grund. Erst ganz zum Schluss nimmt er den roten Faden wieder auf und zeigt, wie es mit der Geschichte von Affen und Menschen weitergehen könnte.

Der Film spielt etwa zehn Jahre nach dem Ende von "Prevolution". Der größte Teil der Menschheit ist durch eine Seuche hinweggerafft worden, die durch einen "Affenvirus" übertragen wurde. Derweil lebt die Gruppe der intelligenten Affen unter ihrem charismatischen Anführer Caesar (Andy Serkis, bekannt geworden als Gollum in "Herr der Ringe") unbehelligt in den Wäldern nördlich von San Francisco, wo sie sich eine einfache, hölzerne Siedlung gebaut hat.

In der Stadt haben einige Menschen die Seuche überlebt. Als ihnen der Treibstoff für ihre Generatoren auszugehen droht, fährt eine Gruppe über die Golden Gate Bridge in Richtung eines alten Wasserkraftwerks, das sie hoffen reparieren zu können. Als sie von einigen Affen überrascht werden, erschießt einer von ihnen aus Angst einen Affenjungen. Es entsteht eine Gewaltspirale, die immer weitere Opfer fordert. Sowohl Cesar wie auch ein Mann namens Malcolm (Jason Clarke) bei den Menschen versuchen, die Entwicklung zu stoppen. Doch auf beiden Seiten gibt es Personen, die sich von einem Krieg mit anschließender totaler Vernichtung des Gegners Vorteile versprechen.

"Revolution" trägt starke Züge einer Parabel, was den Film zum einen interessant macht, zum anderen aber auch einige arg klischeehafte Stereotypen entstehen lässt. Da gibt es auf der einen Seite mit Malcolm den guten Menschen von San Francisco, andererseits aber auch die primitiven Waffennarren und den Anführer Dreyfus (Gary Oldman), der selbst in sprechenden Affen nur wilde Tiere sehen kann. Der Antagonist von Caesar bei den Schimpansen wiederum heißt Koba, von dem man sofort weiß, dass er abgrundtief böse und grausam ist, da er ein schiefes Gesicht hat und außerdem auf einem Auge blind ist.

Die technische Umsetzung ist meisterhaft. Bereits das erste Prequel vor drei Jahren bestach durch eine verblüffend charaktervolle Darstellung der Menschenaffen, was dem Film eine Oscar-Nominierung für die Visual Effects einbrachte. Der neue Film setzt noch eins drauf. Noch nie hat man eine solch präzise Mimik bei computergenerierten Wesen gesehen. Unterstützt durch die große Schauspielkunst von Andy Serkis als Caesar ergibt sich tatsächlich das Bild einer Gruppe eigenständiger, intelligenter und fühlender Lebewesen. Hinzu kommen zahlreiche perfekt ausgeführte Actionszenen, Verfolgungsjagden durch die Baumkronen des Waldes, Späher, die durch die Ruinen von San Francisco schwingen, und natürlich das furiose Finale.

Nachdem "Prevolution" in erster Linie ein gut gemachter Actionfilm war, besinnt sich "Revolution" wieder auf die ursprüngliche Tradition der Filme, die immer auch etwas Gleichnishaftes hatten (das 2001er Remake von "Planet der Affen" zählt nicht – das war ein Tim-Burton-Film und gehört damit quasi einem eigenen Genre an). Man hätte sich zwar vielschichtigere Charaktere und ein paar Brüche in der Handlung gewünscht. Doch insgesamt ist dies einer der besseren Blockbuster der letzten Zeit.

"Planet der Affen – Revolution" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Donnerstag 07 August 2014 um 22:54 von Roland Freist

Bearbeitet: Freitag 15 August 2014 12:02

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