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Filmkritik: "Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere"

Berg des Wahnsinns

Ein Film, der genau das einlöst, was sein Titel verspricht. "Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere" ist, von wenigen Szenen abgesehen, ein einziges großes Kampfgetümmel, ein kaum unterbrochenes Hauen, Schlagen, Stechen und Schießen. Und seltsamerweise ist es der beste Teil der Hobbit-Trilogie geworden.

Der Inhalt ist schnell erzählt: Der Film beginnt genau an dem Punkt, an dem "Smaugs Einöde" aufhörte. Der Drache greift die Seestadt Esgaroth an und legt sie in Schutt und Asche, mit Feuerstößen, die die Wirkung an Napalm-Bomben entfachen. Doch dann kann Bard (Luke Evans) ihn mit dem schwarzen Pfeil aus der Stadt Thal erledigen. Und alles könnte wieder gut werden.

Wird es aber nicht, denn der Schatz im Eisernen Berg lässt Neid und Missgunst sprießen. Thorin Eichenschild (Richard Armitage) ist wahnsinnig geworden und schwört, er werde kein einziges Goldstück aus dem Schatz hergeben. Sein Gefährte Balin (Ken Stott) diagnostiziert die "Drachenkrankheit". Doch die Elben unter ihrem Anführer Thranduil (Lee Pace) wollen einige ihnen geraubte Teile wieder zurück, die überlebenden Menschen von Esgaroth verlangen von Eichenschild ihren Anteil am Schatz. Hinzu kommen noch zwei Ork-Heere unter dem Kommando des einarmigen Azog (Manu Bennett), für den der Einsame Berg ein wichtiger strategischer Stützpunkt ist, sowie eine Armee von Zwergen, die Thorin Eichenschild zur Verstärkung gerufen hat. Fertig ist die Schlacht der fünf Heere. Dazu gibt es noch eine kurze Nebenhandlung: Gandalf (Ian McKellen), Saruman (Christopher Lee), Galadriel (Cate Blanchett) und Elrond (Hugo Weaving) bekämpfen in der verfallenen Festung Dol Guldur die Nazgul und den Nekromanten, der sich schließlich als Sauron entpuppt und entkommen kann.

Obwohl die Filmhandlung recht eindimensional ist, kommt doch – im Unterschied zu den ersten beiden Teilen – keine Minute Langeweile auf. Peter Jackson ist spürbar in seinem Element, mischt die Szenen von den aufeinander prallenden Heeren mit kunstvoll arrangierten Duellen. Immer neue superstarke Trolle tapsen heran, außerdem tauchen noch einige bislang ungesehene Kreaturen auf wie die Erdfresser, die an die Sandwürmer vom Wüstenplaneten erinnern, oder eine Armee von überdimensionalen Fledermäusen.

Jackson gelingt es sogar, im Chaos der Kämpfe die Zeichnung der Charaktere zu vertiefen. Die tragische Liebe zwischen Tauriel (Evangeline Lilly) und Kili (Aidan Turner), die Freundschaft zwischen Bilbo (Martin Freeman) und Thorin, die Krankheit und letztendliche Läuterung des Zwergenkönigs – alles findet einen angemessenen Platz. Kaum zu glauben, dass dies mit zweieinhalb Stunden Dauer der kürzeste der drei Hobbit-Filme ist. Allerdings sind auch deutliche Schwächen erkennbar. Neben der sehr vorhersehbaren Story sind es vor allem die großen Löcher in der Handlung (was wurde eigentlich aus dem Arkenstein?), die unangenehm auffallen. Außerdem entsteht der Eindruck, dass man die Rolle von Bilbo Beutlin auch einfach hätte weglassen können, ohne dass der Fortgang der Ereignisse dadurch wesentlich beeinflusst worden wäre.

Insgesamt schließt "Die Schlacht der fünf Heere" in der Qualität jedoch nahtlos an die "Herr der Ringe"-Reihe an und zitiert sogar in der Schlussszene den Anfang von "Die Gefährten". J. R. R. Tolkien hatte "Der Hobbit" für Kinder geschrieben, von dem kindgerechten Ton hat sich die Reihe jedoch immer weiter entfernt. Vielleicht war das sogar der grundlegende Fehler der ersten beiden Filme, nämlich der Spagat, den Peter Jackson versuchte. Er ließ die lustigen, tollpatschigen Zwerge aus dem Buch bestehen, inszenierte ihre Abenteuer jedoch als tödliche Gefahren. Das hat sich in diesem dritten Teil geändert. Der zunehmende Irrsinn ihres Anführers, die Tausenden von Zwergen, Menschen und Elben, die sich für sie opfern, das verleiht Balin und Co. einen tiefen Ernst und lässt sie erstmals als echte Charaktere erscheinen. Die Trilogie hat damit ihre Unschuld verloren, "Die Schlacht der fünf Heere" setzt einen würdevollen Schlusspunkt.

"Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Montag 15 Dezember 2014 um 22:45 von Roland Freist

Bearbeitet: Montag 22 Dezember 2014 10:39

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