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Filmkritik: "Der Hobbit – Smaugs Einöde"

Der Drache lässt's krachen

Der Mittelteil einer dreiteiligen Saga lässt einen oft unzufrieden aus dem Kino gehen. Die wichtigsten Charaktere und Handlungsstränge wurden bereits im ersten Teil angelegt, die endgültige Auflösung folgt erst im dritten und letzten Teil. Meist endet der zweite mit einem düsteren Ausblick auf Teil drei, oft vorgetragen von einer der Hauptpersonen, wo noch einmal alles viel schlimmer kommen soll als man es bisher gesehen hat. In seiner Bedeutung für die Story ist Teil zwei fast immer nur zweitrangig.

Das gilt auch für "Der Hobbit – Smaugs Einöde". Man könnte die gesamte Handlung in einem Satz zusammenfassen: Gemeinsam mit Bilbo Beutlin (Martin Freeman) erreichen die Zwerge den Berg Erebor, ihre alte Heimat. Das ist natürlich drastisch verkürzt und verschweigt die Widernisse dieser Reise, vor allem den Weg durch den Düsterwald, wo die Gruppe gleich zweimal in Gefangenschaft gerät: Einmal landen die Reisenden in den Netzen von Riesenspinnen, das andere Mal im Kerker der Waldelben. Es verschweigt auch die brillant choreographierte Action-Sequenz, in der die Zwerge in leeren Weinfässern aus dem Gefängnis fliehen, in einer rasanten Wildwasserfahrt den Fluss hinunterfahren, während sie von beiden Ufern von Orks attackiert werden. Außerdem erfährt man durch die nüchterne Inhaltsangabe nichts vom Weg in den Berg und durch die alten, von den Zwergen gebauten Gewölbe und über die erste Auseinandersetzung mit dem Drachen Smaug.

Wie schon "Eine unerwartete Reise" leidet auch "Smaugs Einöde" daran, dass Regisseur Peter Jackson den Stoff der literarischen Vorlage bis zum Äußersten gestreckt hat, um drei Filme daraus machen zu können. Viele Szenen erscheinen überflüssig oder ließen sich deutlich kürzen. Immerhin stimmt jedoch die Inszenierung. Die Special Effects sind großartig, neben der bereits erwähnten Wildwasserfahrt ist vor allem das rund dreißigminütige Versteckspiel mit dem Drachen (Stimme: Benedict Cumberbatch) ein Highlight. Visuell beeindruckend ist aber auch der in einen See gebaute Ort Seestad, ein verwinkeltes Labyrinth aus Hütten und Stegen, der an ein hölzernes Venedig erinnert.

Trotz der Überlänge des Films bleiben die meisten Charaktere zweidimensional. Von der Gruppe der 13 Zwerge beispielsweise entwickeln lediglich Chefzwerg Thorin Eichenschild (Richard Armitage) und, mit Einschränkungen, der weißbärtige Balin (Ken Stott) ein eigenes Profil, alle anderen sind weitgehend ununterscheidbar. Immerhin hat sich Martin Freeman besser in die Rolle von Bilbo eingefunden und fremdelt jetzt nicht mehr so mit der Rolle des Hobbit. Auch einige neue Figuren betreten die Szene: Evangeline Lilly ("Lost") spielt die schöne Waldelbin Taurin, Stephen Fry verkörpert recht überzeugend den korrupten Bürgermeister von Seestad, Luke Evans tritt als hilfreicher Fährmann auf. Und obwohl im Buch keine Rede von ihm ist, sehen wir Orlando Bloom in seiner Paraderolle als Elbe Legolas, der hier allerdings noch den Waldelben angehört.

"Der Hobbit – Smaugs Einöde" ist zu weiten Teilen eine Aneinanderreihung von Action-Szenen, Zeit zum Durchschnaufen finden Film und Zuschauer so gut wie nicht. Dank des stimmigen Rhythmus, der perfekten Special Effects und der phantasievollen Bauten ergibt sich sogar ein recht guter Unterhaltungswert. Dennoch bleibt der Eindruck einer gewissen Leere zurück, hervorgerufen durch die breitgetretene Story genauso wie durch die flache Charakterzeichnung.

"Der Hobbit – Smaugs Einöde" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Freitag 13 Dezember 2013 um 17:23 von Roland Freist

Bearbeitet: Freitag 20 Dezember 2013 23:08

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