« Filmkritik: "Der Hobbit – Smaugs Einöde" | Zurück zur Startseite dieses Blogs | Captain Picard singt "Let it Snow" »

Filmkritik: "Machete Kills"

Machete langweilt

Als Danny Trejo sagte "Machete schreibt keine SMS", da war klar: Dieser Film wird Kult. 2010 war das, und "Machete" war der erste Film, der für Trejo eine Hauptrolle bereithielt. Der ehemalige Boxer mit dem zerfurchten Gesicht war schon in den Jahren zuvor einer der Lieblinge von Regisseur Robert Rodriguez gewesen, schien jedoch auf ewig festgelegt auf die Rolle des brutalen, mexikanischen Bandenmitglieds, ein Mann aus der zweiten Reihe und treuer Gehilfe seines Drogenbosses. Zum Glück macht Rodriguez jedoch Filme, in denen brutale, mexikanische Bandenmitglieder die Hauptrolle spielen.

Auch in "Machete Kills" dreht sich natürlich alles wieder um Danny Trejo. Und der tut das, was er am besten kann: finster schauen, Dutzende von Bösen töten und kurze Sätze sagen wie "Machete twittert nicht." Die Handlung ist recht einfach. Bereits fünf Minuten nach Beginn des Films stirbt Machetes Freundin aus Teil 1, Sartana alias Jessica Alba, bei einem Feuergefecht, bei dem eigentlich auch er selbst draufgehen sollte. Doch eine amerikanische Spezialeinheit holt ihn raus und bringt ihn zum Präsidenten, der von Charlie Sheen gespielt wird als wäre es Charlie Harper. Der schickt ihn zurück nach Mexiko, um den Drogenkartell-Boss Mendez (Demian Bichir) unschädlich zu machen. Machete findet Mendez, kidnappt ihn und hat ein Problem: Mendez‘ Herz ist mit dem Startmechanismus einer Atomrakete verbunden. Hört es auf zu schlagen, zerstört sie Washington. Zudem stellt sich bald heraus, dass Mendez nur ein Strohmann ist. Der wahre Böse ist ein Mann namens Voz (Mel Gibson), der mit dem Angriff auf Washington einen Krieg auslösen will, während er selbst sich auf eine Raumstation zurückzieht.

Die ersten 30 Minuten funktioniert der Film so wie er soll. Er ist brutal, witzig, völlig überzogen, konstruiert bizarre Situationen und originelle Bilder. Das Kinopublikum tobte und applaudierte. Doch dann geht ihm die Puste aus, und im Kino wurde es ruhig. Denn "Machete Kills" ist nahezu über die gesamte restliche Strecke hinweg nicht mehr als eine Art Nummernrevue, die sich eine Gruppe angeschickerter Filmfans ausgedacht hat. Er erinnert ein wenig an einen der Titel aus der "Scary Movie"-Reihe: aneinandergereihte Szenen, die zusammen nicht viel Sinn ergeben und nur unterhalten sollen. Aber nicht einmal das funktioniert, trotz großem Star-Aufgebot.

Es sieht so aus, als hätten sich Rodriguez und seine Leute irgendwann einmal zusammengesetzt und gesagt, hey, wen würdet ihr gern mal wieder in einem Film sehen? Mel Gibson, Antonio Banderas, Charlie Sheen, Cuba Gooding Jr., Tom Savini? Geht klar. Und welche heißen Bäute würdet ihr gerne mal am Set treffen? Amber Heard ("Drive Angry"), Vanessa Hudgens ("Sucker Punch"), Sofia Vergara ("Modern Family"), Alexa Vega ("Spy Kids"), Michelle Rodriguez ("Avatar"), Lady Gaga (ja genau, DIE Lady Gaga)? Kein Problem. Und dieser coole Typ, der Chef von Tesla Motors, der mit dem Verkauf von Paypal Multimillionär geworden ist, dieser Elon Musk, der wäre auch gern mit dabei. Stellen wir ihn zum Schluss einfach irgendwo ins Bild.

Diese teilweise sehr guten Schauspieler tauchen dann kurz auf, erschießen oder zerstückeln einige Leute und verschwinden wieder. Schön, dass man sich mal wieder gesehen hat. Außer Danny Trejo und Mel Gibson scheint niemand den Film ernstgenommen zu haben. Alle anderen reißen ihre spärlichen Dialoge runter, töten ein paar Gegner und das war’s. Doch zumindest diese beiden sehen zu, dass sie eine passable Leistung abliefern. Und dafür ist man ihnen dankbar.

Ein Handlungszusammenhang ist kaum erkennbar. Das ist bei dieser Art von Film auch nicht so wichtig, wenn denn die einzelnen Szenen zumindest sorgfältig inszeniert sind. Aber "Machete Kills" ist so schlampig choreographiert, wie man es von Rodriguez nicht gewohnt ist. Gut, dass der Held keinen Kratzer abbekommt, selbst wenn drei Leute die Magazine ihrer Maschinenpistolen auf ihn abfeuern, das hat man auch schon anderswo gesehen. Aber selten war so offensichtlich, dass sich das gesamte Filmteam keinen Deut um das Publikum scherte. Alles läuft unter dem Motto: Hey, ihr habt doch wohl keinen guten Film erwartet, oder? Doch es macht einen Unterschied, ob man einen schlechten Film dreht und sich dabei Mühe gibt, weil man diese Art von Filmen einfach liebt, oder ob man an ein solches Projekt von vornherein mit einer Interessiert-doch-eh-keinen-Haltung herangeht.

"Machete Kills" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Freitag 20 Dezember 2013 um 22:37 von Roland Freist

Bearbeitet: Sonntag 22 Dezember 2013 17:49

*
blog comments powered by Disqus

« Filmkritik: "Der Hobbit – Smaugs Einöde" | Zurück nach oben | Captain Picard singt "Let it Snow" »

Impressum/Kontakt