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Filmkritik: "Wolverine – Weg des Kriegers"

Rotkäppchen und der Wolf

Der neue "Wolverine" ist ein trauriges Beispiel für einen Film, der gut anfängt, einem vertrauten Thema neue, interessante Seiten abgewinnt, nur um am Ende so zu enttäuschen, dass es sich auf die Bewertung der gesamten 126 Minuten auswirkt. Die letzte halbe Stunde ist so unglaubwürdig, sowohl was die Charaktere wie auch was die Handlung angeht, dass sie alles zerstört, was der Film zuvor sorgfältig aufgebaut hatte.

Los geht es 1945 mit dem Atombombenabwurf auf Nagasaki. Logan (Hugh Jackman) sitzt als amerikanischer Kriegsgefangener in einem japanischen Militärlager in der Nähe der Stadt. Als die Bombe explodiert, rettet er einen der japanischen Soldaten (Hal Yamanouchi), indem er ihn mit seinem unverwundbaren Körper vor dem Feuer und der Strahlung schützt.

Sprung in die heutige Zeit. Logan lebt als Eremit irgendwo in den nordamerikanischen Wäldern. Anstatt seiner üblichen Frisur mit den putzigen kleinen Wolfsohren an den Seiten hat er sich eine schulterlange Mähne und einen Fusselbart zugelegt. In seinen Träumen erscheint ihm seine Ex Jean Grey (Famke Janssen), die er im dritten Teil der X-Men-Saga umgebracht hatte, nachdem sie wahnsinnig geworden war. Er leidet unter seinen Erinnerungen, an seinem Dasein und er weiß inzwischen, dass er für seine Unsterblichkeit einen hohen Preis bezahlen muss.

Da taucht plötzlich die sehr rothaarige Yukio (Rila Fukushima) auf. Sie wird von dem Soldaten geschickt, den Logan 1945 gerettet hatte. Sein Name ist Yashida, und mittlerweile ihm gehört das größte Unternehmen von ganz Asien. Nun liegt er im Sterben, doch vor seinem Tod möchte er sich bei Logan noch einmal bedanken und sich von ihm verabschieden. Das hat er jedenfalls Yukio erzählt. Angekommen in Japan erkennt Logan jedoch, dass alles ganz anders ist, als Yukio es ihm erzählt hatte. Tatsächlich ist der Kampf um Yashidas Erbe bereits voll entbrannt. Der greise Firmengründer bittet Logan von seinem Krankenbett aus, dass er sich um seine Enkelin Mariko (Tao Okamoto) kümmere, die er in seinem Testament als Alleinerbin benannt hat. Um dieses Erbe zu verhindern, trachten ganze Hundertschaften von Yakuzas und vermummten Ninja-Kriegern Mariko nach dem Leben, dazu kommt mit der giftspritzenden Viper (Svetlana Khodchenkova) der neben Wolverine einzige Mutant des Films. Ihr gelingt es, Logan/Wolverine zumindest einen Teil seiner Selbstheilungskräfte zu nehmen, wodurch er über weite Strecken genauso verletzlich ist wie ein normaler Mensch. "Wolverine – Weg des Kriegers" ist im X-Men-Kosmos bislang der Film, in dem die speziellen Fähigkeiten der Mutanten die geringste Rolle spielen.

Überhaupt ist es ein sehr untypischer Vertreter dieser Reihe. Er zeigt unter anderem eine zarte, in langen Einstellungen gedrehte Liebesgeschichte, die lediglich den Fehler hat, dass sie Logan mit der falschen Frau zusammenbringt – finde ich jedenfalls. Und

(Vorsicht, Spoiler!)

der Schluss, in dem es unser Held mit dem gestählten Körper mit einem mächtigen Roboter zu tun bekommt, erinnert eher an Science-Fiction des letzten Jahrtausends als an den Stil der X-Men-Serie.

Wie gesagt, am Anfang macht der Film alles richtig. Einige Szenen, wie etwa der Atombombenabwurf oder ein Duell auf einem mit Höchstgeschwindigkeit dahinrasenden Shinkansen-Zug, sind sogar spektakulär. Und Wolverine wurde noch nie so menschlich gezeigt, sowohl physisch wie psychisch so verletzlich. Doch nur auf diese Weise gelingt es ihm, Jean Grey langsam aus seinem Kopf zu bekommen und sich neu zu verlieben. Das ist alles interessant und nachvollziehbar und für einen X-Men-Film ungewöhnlich. Und dann kommt dieser unsägliche Schluss.

"Wolverine – Weg des Kriegers" wird in den meisten Kinos in 3D gezeigt, und wieder einmal ist die dreidimensionale Darstellung völlig überflüssig und für den visuellen Eindruck sogar nachteilig. In diesem Fall ist der Effekt die meiste Zeit nicht sichtbar, und wenn, sind die Auswirkungen durchweg negativ. Die Szenen wirken, als würden die Figuren im Vordergrund vor einer Leinwand spielen. Dass die Bilder dazu wie von einem Grauschleier überzogen aussehen, kommt noch erschwerend hinzu. Der Tipp lautet also: Suchen Sie sich ein Kino, das den Film in hellem, freundlichem 2D zeigt.

"Wolverine – Weg des Kriegers" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Mittwoch 31 Juli 2013 um 22:39 von Roland Freist

Bearbeitet: Freitag 30 August 2013 14:26

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