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Filmkritik: "Killing Them Softly"

Auftragsmorde in Zeiten der Rezession

Die Elemente dieses Films kommen einem seltsam bekannt vor: Zwei Gangster von zweifelhafter Intelligenz, das Mobster-Milieu mit Auftraggebern, die wie Geschäftsleute aussehen, lakonisch ausgeführte, brutale Morde und dazwischen Dialoge über Frauen und Beziehungen. Doch "Killing Them Softly" reicht nicht einmal ansatzweise an die großen Vorbilder "Reservoir Dogs" und "Pulp Fiction" heran.

Es geht um die beiden kleinen Gangster Frankie (Scoot McNairy) und Russell (Ben Mendelsohn). Sie bekommen von einem Mann mit dem schönen Spitznamen Squirrel (Eichhörnchen, gespielt von Vincent Curatola) den Auftrag, eine Pokerrunde mit Mitgliedern des organisierten Verbrechens auszuheben und das Geld zu kassieren. Das wurde einige Jahren zuvor bereits schon einmal erfolgreich durchgeführt. Wie sich später herausstellte, steckte damals ausgerechnet der Organisator der Spieleabende dahinter, ein Mann namens Markie Trattman (Ray Liotta).

Damit diese Überfälle ein für alle Mal ein Ende haben, beauftragt die Mafia in Gestalt des sehr bürgerlichen Driver (Richard Jenkins) einen professionellen Killer namens Jackie (Brad Pitt), die Räuber zu finden und auszuschalten. Zunächst fällt der Verdacht natürlich wieder auf Markie Trattman. Doch der kann glaubhaft versichern, dass er mit dem Überfall nichts zu tun hat. Als Jackie die Täter schließlich identifiziert hat, beauftragt er seinerseits den Profikiller Mickey (James "Soprano" Gandolfini), Squirrel zu erschießen. Leider ist aus Mickey mittlerweile ein unzurechnungsfähiger Alkoholiker geworden, und so muss Jackie die Sache selber in die Hand nehmen.

Was von "Killing Them Softly" in Erinnerung bleibt, sind zwei Arten von Szenen: die mehr oder minder professionell ausgeführten Attentate von Gangstern auf andere Gangster, die allesamt in einem Blutbad enden. Und die Dialoge zwischen den Killern, bei denen es vorzugsweise um Frauen und Sex und manchmal auch ums Geschäft geht. Die mit vielen "fuck" angereicherten Gespräche sind denn auch die Highlights dieses Films, sie lassen recht tiefe und oftmals sehr witzige Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten zu. In seinen besten Momenten erinnert der Film an Scorseses "GoodFellas" oder eben Tarantino und man staunt und ist belustigt über die Banalität der Gedanken, die diesen Mafiakillern durch den Kopf gehen. Dazu kommen einige schöne Ideen, wie etwa die Spülhandschuhe, die die beiden Gangster zum Vermeiden von Fingerabdrücken anziehen, oder auch die Demonstration, was beim Sprengen eines Wagens alles schief laufen kann.

Untermalt wird das Geschehen von den Fernsehbildern des Jahres 2008. Man hört George W. Bush, John McCain und Barack Obama über die Wirtschaftskrise und die Situation in den USA reden. Selbst die Mafia bekommt in dieser Zeit die Auswirkungen der Krise zu spüren, was bei den Beteiligten zu einigen heftigen Diskussionen über die Entlohnung von Auftragsmorden in Zeiten der Rezession führt.

Leider ist aus "Killing Them Softly" dennoch kein guter Film geworden, was unter anderem damit zu tun hat, dass Regisseur Andrew Dominik eben nicht Quentin Tarantino ist. Die Dialoge sind zwar teilweise witzig, geraten über weite Strecken aber auch recht langatmig. Die Themen wiederholen sich, auf originelle Gedanken und Überraschungen hofft man vergeblich. Und auch die Handlung erzeugt wenig bis gar keine Spannung – es ist letztlich egal, wer hier wen warum umlegt. Einige Szenen sind schön choreographiert, und es gibt eine spektakuläre Sequenz, in der Kugeln mit Highspeed-Kameras gefilmt in eine Autoscheibe einschlagen und die Glassplitter wie die Gischt eines Wasserfalls davonspritzen. Das ist dann auch eine der wenigen Szenen, die vielleicht längerfristig im Gedächtnis bleiben werden.

"Killing Them Softly" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Sonntag 02 Dezember 2012 um 22:47 von Roland Freist

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:32

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