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Filmkritik: "Gefährten"

Lassie kommt heim

Die erfolgreichste Tierserie aller Zeiten war "Lassie". Gestartet 1954, brachte sie es auf sagenhafte 19 Staffeln und verschliss dabei etliche Collie-Darsteller (wobei es sich übrigens fast ausnahmslos um Rüden handelte, da diese ein schöneres Fell haben). Sie basierte auf dem Spielfilm "Lassie Come Home" (deutscher Titel: "Heimweh" beziehungsweise "Lassies Heimweh") von 1943, in dem eine Familie ihren Haushund aus Geldnot verkaufen musste, der daraufhin jedoch seinem neuen Besitzer gleich wieder davonlief und sich allein von Schottland bis zurück nach Yorkshire durchschlug. Unterwegs erlebte Lassie allerlei Abenteuer mit wechselnden Besitzern, bis sie zum Schluss wieder in Joes Armen landete. The End. Die Parallelen zu "Gefährten" sind offensichtlich.

In Steven Spielbergs neuesten Film geht es zwar nicht um einen Hund, sondern um ein Pferd namens Joey, das jedoch ebenfalls der beste Freund eines Jungen ist. Albert (Jeremy Irvine) ist der Sohn des armen englischen Bauern Ted Narracott (Peter Mullan) und seiner Frau Rose (Emily Watson). Ted hat Joey für die Arbeit auf dem Acker gekauft, obwohl es sich eigentlich um ein Reitpferd handelt. Dann bricht der erste Weltkrieg aus, Joey muss aus Geldnot an die Armee verkauft werden, die ihn mit nach Frankreich nimmt. Dort wird er von deutschen Truppen erbeutet, gelangt dann in die Obhut eines französischen Bauern und seiner kleinen Tochter, wird von plündernden englischen Soldaten mitgenommen und landet schließlich wieder bei Albert. Abspann.

Doch Joeys Odyssee ist lediglich der rote Faden, der durch den Film führt. Eigentliches Thema ist der Krieg, seine Brutalität und Grausamkeit. Menschen werden kaltblütig exekutiert, sterben massenhaft im Maschinengewehrfeuer, erblinden im Senfgas. Es gibt eine Szene mit einem Angriff aus dem Schützengraben heraus, ein Sturmlauf an Stacheldraht-Hindernissen vorbei und durch wassergefüllte Bombenkrater, der Erinnerungen an "Der Soldat James Ryan" aufkommen lässt. Kameramann war hier wie damals Jasnusz Kaminski, der bereits seit "Schindlers Liste" mit Spielberg zusammenarbeitet.

Die Bilder sind eindeutig die große Stärke von "Gefährten". Es ist Breitwand-Kino, das Spielberg hier zelebriert, perfekt in den Farben und der Komposition, mit großartigen Landschaftsaufnahmen. Eine der eindrucksvollsten Szenen kommt ganz zum Schluss, ein Bild wie aus einem alten Western, mit kleinen, wegen des Gegenlichts schwarz erscheinenden Gestalten vor einem riesigen, rot und orange gefärbten Himmel.

Die Story hält da leider nicht ganz mit. Man weiß eigentlich von vornherein wie die Geschichte ausgehen wird, weiß, dass dieser Gaul und der Junge zusammengehören und daher zum Schluss wieder zueinander finden werden. Hinzu kommt, dass Kombinationen mit Kindern und Tieren, weil schon dutzendfach gesehen, immer heikel und hart an der Grenze zum Kitsch sind, vor allem, wenn der Humor, wie in diesem Fall, slapstickhaft ist. Dank der tollen Bilder und Spielbergs souveräner Regie bekommt der Film jedoch noch einmal die Kurve.

"Gefährten" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Samstag 18 Februar 2012 um 10:34 von Roland Freist

Bearbeitet: Freitag 19 Januar 2018 22:29

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