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Filmkritik: "Monsters"

Die Aliens jenseits der Grenze

"Monsters" ist ein Science-Fiction-Film, der sich bei näherem Hinsehen als recht aktuelle Parabel entpuppt. Es ist ein Kriegsfilm, der in einigen Momenten stark an "Apocalypse Now" erinnert, bei dem man sich aber am Ende verdutzt fragt, warum da eigentlich gekämpft wird. Und es ist ein Liebesfilm, bei dem die beiden entscheidenden Liebesszenen gerade einmal aus Umarmungen und ein paar, nun ja, Küssen bestehen. Trotz aller Special Effects, die beim Mitwirken von Aliens nun einmal zwangsläufig sein müssen, ist es alles andere als ein Roland-Emmerich-Film.

Der Vorspann erzählt, dass die NASA im All auf außerirdisches Leben gestoßen war. Man schickte eine Sonde los, um weitere Informationen zu erhalten. Bei der Rückkehr stürzte sie über Mexiko ab und zerschellte. Was auch immer an Bord war, fand die neue Heimat so ansprechend, dass es bald den gesamten Norden von Mexiko besiedelt hatte. Trotz Einsatz der Marines, der Air Force und auch von Giftgas ließen sich die neuen Nachbarn nicht mehr vertreiben. Also bauten die USA eine gigantische Mauer, um ihre südliche Grenze vor den Monstern zu schützen, das Rest-Mexiko auf der anderen Seite behilft sich mit einem hohen Zaun. Das gesamte Gebiet dazwischen steht als "infizierte Zone" unter Quarantäne.

Als auf der mexikanischen Seite die Tochter eines amerikanischen Zeitschriftenverlegers beim Angriff eines Aliens leicht verletzt wird, bekommt der freie Fotograf Andrew Kaulder (Scoot McNairy) den Auftrag, sie in die USA zurückzubringen. Als Transportmittel stehen allerdings nur noch Fähren zur Verfügung – es bleibt ein Rätsel, warum die Beiden nicht einfach den nächsten Flieger nehmen können. Seltsamerweise gibt es jedoch keinen Luftverkehr mehr, was um so unlogischer erscheint, da die Kreaturen, wie sie allgemein nur genannt werden, weder fliegen können noch eine wie immer geartete Luftabwehr besitzen. Aber sei’s drum.

Wegen eines Militäreinsatzes verkehren dann aber auch die Fähren nicht mehr, und das Paar muss die infizierte Zone, begleitet von einer Eskorte bewaffneter Männer, auf einem kleinen Flussschiff und zu Fuß durchqueren. Die Parallelen zu "Apocalypse Now" werden nun überdeutlich. Die Fahrt durch den Dschungel, die zerstörten und vor sich hin rostenden Kampfflugzeuge, Helikopter und Boote beidseits des Flusses, die immer näher kommenden Geräusche der Kreaturen, dazu das Geheul der Militärjets, die über das Gebiet jagen – Szenen wie diese hat man schon einmal gesehen. Doch die Geschichte ist eine andere. Die einheimischen Mexikaner, die die beiden Amerikaner begleiten, haben sich längst mit den Eindringlingen arrangiert. "Wenn man sie in Ruhe lässt, lassen sie einen auch in Ruhe", sagt einer von ihnen. Sie wissen auch, wie sich die Kreaturen vermehren und zeigen den beiden Reisenden, warum es vermutlich aussichtslos ist, die neuen Erdbewohner gänzlich auszurotten. Gegen die Natur kann man nicht gewinnen, erklären sie ihnen.

Wie die Kreaturen tatsächlich aussehen, lässt sich über weite Strecken des Films nur erahnen. Erst in der Schlussszene kann man sie in voller Größe studieren. Und an dieser Stelle wird dann auch klar, warum dieser Krieg Mensch gegen Alien eine Barbarei ist.

"Monsters" enthält einerseits Anspielungen auf den Vietnam-Krieg, in dem die USA ebenfalls mit schwerem Kriegsgerät und Gift letztlich erfolglos gegen einen meist unsichtbaren Gegner vorgingen. Gleichzeitig erinnert der Schutzwall an der Grenze zu Mexiko an den streng bewachten Zaun, der die amerikanischen Südstaaten vor illegalen Immigranten schützen soll. Man kann sogar darüber philosophieren, ob es nicht eine weitere Aussage des Films ist, dass erst die Verteufelung von Anderen als "Monster" Kriege überhaupt möglich macht.

Nach der Vorstellung hörte man im Kino etliche Stimmen, die zu wenig Spannung und den nicht erklärten Schluss beklagten. Das ist verständlich – "Monsters" bricht mit etlichen Gepflogenheiten des Genres und vertritt eine andere Botschaft. Wer sich darauf jedoch einlassen kann, wird mit einem mehr als nur sehenswerten Film belohnt.

"Monsters" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Donnerstag 09 Dezember 2010 um 15:21 von Roland Freist

Bearbeitet: Montag 02 Dezember 2013 17:19

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