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Filmkritik: "Date Night"

Ein Date mit der Mafia

Es gibt eine Form der Komödie, in der es Hollywood zur Perfektion gebracht hat. Die Rede ist von diesen etwas seichten, mäßig lustigen Liebeskomödien, harmlos und familienfreundlich, die in Deutschland meist am Samstagabend auf Sat.1 oder Pro Sieben laufen. Der König dieser Comedies ist Adam Sandler, aber auch Will Smith, Kevin James, Jennifer Aniston oder Ben Stiller werden gerne genommen. Schauspieler, die lustig sind, und die man gerne sieht eben. Alles ist perfekt inszeniert in hellen, freundlichen Bildern, kein Dialog unter der Gürtellinie stört die letztlich immer vorhandene Harmonie. Von dieser Art ist eigentlich auch "Date Night". Man könnte den Film also eigentlich als uninteressant abhaken, wenn da nicht an einigen Stellen doch eine Portion anarchischer Humor aufblitzen würde.

Tina Fey und Steve Carell spielen das Ehepaar Foster aus New Jersey, sie ist Immobilien-Maklerin, er Steuerberater. Wie es Eheberater immer wieder empfehlen, gehen sie einmal pro Woche zusammen aus zu einem romantischen Dinner, ohne Kinder, nur sie beide, diesmal soll es ein angesagtes Fischrestaurant in Manhattan sein. Sie bekommen keinen Platz und müssen mit zahlreichen anderen Parteien an der Bar warten. Als dann ein Tisch aufgerufen wird, geben sich die Fosters kurzerhand als das Paar aus, das ihn reserviert hat, aber nicht gekommen ist. Doch die Freude über diesen kleinen Betrug währt nicht lang: Die beiden Personen, die hier eigentlich sitzen sollten, werden von der Mafia gesucht. Plötzlich tauchen zwei Killer auf und fordern die Fosters nachdrücklich auf, mit ihnen das Lokal zu verlassen. Draußen jedoch können sie fliehen, und es beginnt eine Verfolgungsjagd durch das nächtliche New York.

Was "Date Night" von den oben beschriebenen Durchschnittskomödien unterscheidet, das sind die immer mal wieder erkennbaren Brüche, die die beiden Hauptdarsteller der ansonsten recht glatten Oberfläche des Films zufügen. Sobald der Witz auch nur ansatzweise anzüglich wird, sieht man förmlich, wie Fey und Carell tief durchatmen und aufblühen aus Freude über die kleinen Provokationen, die in den Bildern und Dialogen stecken. Dieser Effekt lässt zwar zum Schluss nach, als die letzten Szenen dann doch zu etwas klamaukhaft geraten. Davor jedoch sind sie die Rettung für diesen Film. Einen Schenkelklopfer wie etwa "Die nackte Kanone", wo die Gags wie mit einem Maschinengewehr auf die Zuschauer abgefeuert werden, darf man zwar nicht erwarten. Aber witzig ist der Film schon.

Tina Fey ist bekannt geworden als Autorin und Darstellerin bei "Saturday Night Live", einer enorm populären Show, die RTL in den 90er Jahren als "RTL Samstag Nacht" kopierte. Heute hat sie mit "30 Rock" ihre eigene Fernsehserie, die sie bei den ersten Folgen nicht nur zu großen Teilen selbst geschrieben hat, sondern in der sie auch die Hauptrolle spielt, nämlich die Chefautorin einer Comedy Show. Steve Carell wiederum ist der Hauptdarsteller in "The Office", dem amerikanischen Pendant zur deutschen Serie "Stromberg" (mehr dazu demnächst hier). Beide sind keine großen Schauspieler, insbesondere Tina Fey sieht man an, dass sie im Grunde nur sich selbst spielen kann, nämlich die smarte, überarbeitete, intellektuelle New Yorkerin. Und bei Steve Carell hat man an einigen Stellen den Eindruck, dass er eigentlich lieber ganz andere Dialoge sprechen würde, wenn man ihn denn nur ließe. Aber gerade durch diese vermeintlichen Fehlbesetzungen gewinnt "Date Night" einen ganz eigenen Reiz: Man sieht Fey und Carell zu und fragt sich, wie sie durch so einen Film kommen werden. Und das macht durchaus Spaß.

"Date Night" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Dienstag 20 April 2010 um 18:10 von Roland Freist

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:37

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