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Filmkritik: "Precious - Das Leben ist kostbar"

Schwarzes Melodram

Ein depressiver, trüber Film. Und doch geht man zum Schluss aus dem Kino mit einem Gefühl der Hoffnung. Man räumt der gebeutelten Hauptperson sogar recht gute Chancen ein, dass sie sich aus ihrer Lage befreien kann.

Diese Hauptperson heißt Claireece Jones (Gabourey Sisibe), wird allgemein nur Precious genannt, und lebt mit ihrer Mutter (Mo’Nique) in einem Loch von Wohnung in Harlem. Es ist 1987, draußen klingeln ständig die Junkies an der Tür, drinnen raucht die Mutter Kette, sieht ununterbrochen fern, kommandiert ihre Tochter herum und beschimpft sie. Sie ist frustriert von ihrem eigenen Leben, das merkt man, und sie lässt ihren ganzen Selbsthass an Precious aus. Die geht in eine Schule, in der sie nichts lernt, sie nimmt zwar am Unterricht teil, sagt aber so gut wie nie ein Wort.

Precious wird bereits seit ihrer Kindheit regelmäßig von ihrem Vater vergewaltigt. Ein Kind hat sie bereits bekommen, es hat das Down-Syndrom und wurde zur Großmutter gegeben. Als Precious das zweite Mal schwanger wird, fliegt sie von der Schule. An diesem Punkt kommt das Glück ins Spiel. Denn die Direktorin ihrer alten Schule glaubt trotz des Rauswurfs an sie und vermittelt ihr einen Platz an einer Alternativschule, die mit kleineren Klassen arbeitet und wo es Lehrer gibt, die sich um ihre Schüler kümmern. Und Precious beginnt langsam aufzuleben.

Diesen Prozess zu beobachten, das ist das Spannende an dem Film. Wie aus einem 16jährigen Mädchen, das von aller Welt immer nur ausgenutzt wurde und dem die Mutter eingebläut hat, dass es dumm sei, wie dieses Mädchen langsam aufwacht, Hoffnung schöpft und beginnt, ihre eigene Vorstellung von ihrem Leben zu entwickeln. Gabourey Sisibe spielt diese Wandlung absolut überzeugend und strahlt zum Schluss eine Kraft aus, dass man ihr zutraut, dass sie es schaffen kann. Aber auch die Darstellung der Mutter ist beeindruckend. Sie wird gespielt von Mo’Nique, einer in den USA recht bekannten Standup-Comedian, die für diese Leistung zu Recht einen Oscar bekommen hat. In Nebenrollen tauchen dann auch noch zwei echte Promis auf, was vermutlich den Beziehungen der Produzentin Oprah Winfrey zu verdanken ist: Die Sozialarbeiterin Mrs. Weiss wird gespielt von Mariah Carey, die ungeschminkt und mit dunklen Haaren kaum zu erkennen ist, und Lenny Kravitz ist in der Rolle eines Krankenpflegers zu sehen. Beide machen ihre Sache gar nicht schlecht.

Der Film trägt ziemlich dick auf. Precious ist schwarz, hat einen Body-Mass-Index, dass es die Sau graust, kommt aus einer zerrütteten Familie, sie ist Inzest- und Vergewaltigungs-Opfer, zeitweise obdachlos, und im Laufe der Handlung stellt sich auch noch heraus, dass ihr mittlerweile verstorbener Vater sie mit AIDS angesteckt hat. Fehlt eigentlich nur noch, dass eins der Kinder stirbt, was denn auch prompt nur um ein Haar verhindert wird. Und spätestens, wenn zum Schluss die Gospelchöre angestimmt werden, ist es mit der Tränendrüsendrückerei dann etwas zu viel. Doch die Hauptdarstellerin verhindert letztlich, dass "Precious" zu einem reinen Rührstück verkommt.

"Precious" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Dienstag 30 März 2010 um 12:16 von Roland Freist

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:38

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