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Filmkritik: "Savages"

Hippies vs. das Kartell

Seit Jahren tobt in Mexiko an der Grenze zu den Vereinigten Staaten ein Krieg zwischen Drogenkartellen, Polizei und Militär, der bislang rund 50000 Menschen das Leben gekostet hat. Mit "Savages" kommt die Brutalität dieses Krieges auf die Leinwände des Mainstream-Kinos.

Die Hauptpersonen sind zwei Freunde, Chon (Taylor Kitsch, war dieses Jahr schon in "Battleship" und "John Carter" zu sehen), ein ehemaliger Soldat, der im Irak und in Afghanistan gekämpft hat, und Ben (Aaron Taylor-Johnson), ein Botaniker. Sie leben gemeinsam in einem Traumhaus in Laguna Beach in Südkalifornien und teilen sich auch die Freundin, Ophelia, meist nur O genannt, gespielt von Blake Lively. Chon hat vor einigen Jahren afghanischen Hanfsamen mit in die USA gebracht. Seither stellen Ben und er das stärkste Gras an der gesamten Westküste her, und wie man sieht, haben sie damit eine Menge Geld verdient.

Zusammen mit O führen sie den Lebensstil von Hippies. Vermutlich haben sie die Drogenproduktion früher nur nebenbei betrieben, heute wirkt es so, als wären sie von ihrem Erfolg selbst überrascht worden.

Die Situation ändert sich schlagartig, als Elena (Salma Hayek), Boss eines mexikanischen Kartells, den ewigen Krieg mit ihren Konkurrenten leid ist und ihr Geschäft verstärkt in den USA betreiben will. Chon und Ben sollen ihr beim Einstieg in den amerikanischen Markt helfen. Sie will nicht nur das Geheimnis ihrer Marihuana-Produktion, sondern auch die Kontakte und das Vertriebsnetz. Um die Beiden zu überzeugen, einer Übernahme ihres Geschäfts zuzustimmen, lässt sie ihnen durch ihren Gefolgsmann Lado (Benicio del Toro) zunächst ein Video schicken, das mehrere enthauptete Männer und einen Maskierten mit einer Kettensäge zeigt. Kurz darauf lädt ihr Finanzchef Chon und Ben zu einem Treffen ein und macht ihnen ein großzügiges Übernahmeangebot. Als sie ablehnen und zu fliehen versuchen, wird O entführt und als Geisel eingesetzt. Chon und Ben beschließen, sie zu befreien. Mithilfe des korrupten DEA-Agents Dennis (John Travolta) sammeln sie Informationen über Elena und ihre Mitarbeiter, dann schlagen sie zu.

"Savages" baut eine gleichbleibend hohe Spannung auf und vermittelt nahezu von Anfang bis Ende ein durchgehend starkes Gefühl der Bedrohung und Hoffnungslosigkeit. Es gibt keine Guten in diesem Film, Ben und Chon werden im Kampf gegen das Kartell selbst zu brutalen Mördern. Gesetz und Polizei haben zu keinem Zeitpunkt Einfluss auf das Geschehen. Erst zum Schluss erlöst Regisseur Oliver Stone die Zuschauer mit einem alternativen Ende von der Depression. Dieses Happy End wirkt dann allerdings wie ein Fremdkörper.

Das Einzige, was in dieser gesetzlosen Gesellschaft etwas bedeutet, sind die Deals, die die beteiligten Parteien untereinander abschließen. Obwohl sie niemals schriftlich fixiert werden, scheint sich doch jeder an die Abkommen gebunden zu fühlen. Diese Geschäftsbeziehungen sind alles, was zählt, nur auf sie kann man sich verlassen. Wer seine Geschäftsprinzipien zugunsten persönlicher Beziehungen aufgibt, geht unter. Ein Lehrstück über den Kapitalismus.

"Savages" basiert auf dem gleichnamigen Buch von Don Winslow, einem momentan sehr gefeierten Autor von Thrillern aus dem Drogenmilieu. Es ist ein guter, aber kein sehr guter Film geworden. Es gibt keine positiven Figuren in diesem Spiel, und die harten Gewaltdarstellungen sorgen zusätzlich dafür, dass man eine innere Schutzmauer gegen das Geschehen aufbaut. Doch der Kauf eines Kinotickets lohnt sich allein schon deshalb, um zu sehen, wie ein Oliver Stone einen Überfall auf ein Drogenlabor und einen Geiselaustausch inszeniert.

"Savages" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Dienstag 16 Oktober 2012 um 11:24 von Roland Freist

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:28

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