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Filmkritik: "Iron Sky"

The Dark Side of the Moon

Vorsicht! Dies ist kein guter Film! "Iron Sky" ist vergleichsweise billig produziert, setzt auf Schauspieler, die nicht ohne Grund nur wenig Gage verlangen können, und wurde von einem weitgehend unerfahrenen Regisseur gedreht, der im Hauptberuf Sänger in einer finnischen Heavy-Metal-Band ist. Die Dialoge sind äußerst hölzern inszeniert, die Handlung hat mehr Löcher als ein Nudelsieb. "Iron Sky" ist Trash.

Wer jedoch Trash-Filme mag, wird diesen hier durchaus unterhaltsam finden. Er ist vor allem mit viel Liebe zum Kino gemacht, grafisch beeindruckend und mit Sinn für originelle Details gestaltet, und enthält einige sehr lustige Szenen und schöne Bonmots ("Lebe wohl, Propaganda-Maus! Ich muss einen Planeten erobern.")

Die Story ist schnell erzählt: Im Jahr 2018 starten die USA eine neue Mondexpedition. Die amerikanische Präsidentin Sarah Palin verspricht sich davon einen Schub für ihren gerade laufenden Kampf um die Wiederwahl. Auf der Rückseite des Mondes stoßen die beiden Astronauten auf eine Kolonie von Nazis, die sich nach Ende des zweiten Weltkriegs dorthin geflüchtet hatten. Seither arbeiten sie an Plänen, Raumschiffen und Waffen für die Eroberung der Erde.

Als die Mondnazis feststellen, dass das erbeutete Smartphone des schwarzen Astronauten James Washington (Christopher Kirby) einhundert Mal leistungsfähiger ist als ihre größte Rechenmaschine, schickt "Führer" Wolfgang Kortzfleisch (Udo Kier) seinen Ziehsohn Klaus Adler (Götz Otto) zur Erde, um weitere von diesen Wundergeräten zu besorgen. Mit den kleinen Computern hofft der Chefwissenschaftler Doktor Richter (Tilo Prückner), die Nazi-Flotte komplettieren zu können. Mit dabei sind Adlers Verlobte Renate Richter (Julia Dietze) und Astronaut Washington, der mit einem Arisierungsmittel zu einem Weißen umgeformt wurde. Ihnen folgen bald die zeppelinförmigen Mutterschiffe der Mondnazis, die mit Hunderten von fliegenden Untertassen beladen sind und die Invasion der Erde vorbereiten.

Wie viele andere Trash-Filme auch, enthält auch "Iron Sky" ein gerüttelt Maß an Geschmacklosigkeiten. Am dicksten aufgetragen haben die Drehbuchautoren sicher bei den Szenen, in denen Sarah Palin mit den Parolen der Nazis ihren Wahlkampf in Schwung bringt. Aber auch die prolligen Auftritte der Ländervertreter im UNO-Sicherheitsrat wurden nicht mit diplomatischem Feingefühl inszeniert.

"Iron Sky" hatte mit seinem Finanzierungsmodell – dem Crowdfunding – und durch die Einbeziehung der Fans in die Produktion hohe Erwartungen geweckt. Als Trash-Film kann er die durchaus erfüllen. Vergleicht man ihn hingegen mit ernsthaften Science-Fiction-Produktionen, gibt es himmelweite Qualitätsunterschiede. Wer sich eine Kinokarte für "Iron Sky" kauft, sollte sich dessen bewusst sein.

"Iron Sky" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Freitag 06 April 2012 um 17:07 von Roland Freist

Bearbeitet: Montag 02 Dezember 2013 18:04

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