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Filmkritik: "Die Eiserne Lady"

Die vergessliche Lady

Dieser Film ist von vorne bis hinten ein Zeugnis von Unentschlossenheit und fehlendem Konzept. Er ist weder das, was man nach Titel, Trailer und Ankündigungen erwartet, noch das, was vielleicht ursprünglich mal die Idee hinter diesem Projekt war. Man kann sich "Die Eiserne Lady" anschauen und die oscarprämierte Schauspielkunst von Meryl Streep und das ebenfalls mit einem Oscar ausgezeichnete Makeup bewundern. Ansonsten ist der Film weitgehend misslungen.

Wenn jemand einen Film dreht über eine der wichtigsten Politikerinnen des 20. Jahrhunderts und als Titel dann auch noch den politischen Spitznamen seiner Protagonistin verwendet, vermutet man zunächst mal, dass es um Politik geht, dass man vielleicht sogar eine politische Biographie zu sehen bekommt. Aber weit gefehlt.

Tatsächlich ist "Die Eiserne Lady" in erster Linie die Beschreibung einer älteren, zunehmend dementen Frau, der ehemaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher, und ihres Lebens in einer geräumigen Altbauwohnung, wo sie ständig umgeben ist von Bediensteten, Sicherheitsbeamten und ihrer Tochter Carol (Olivia Colman). Alle sorgen sich um sie, achten auf jeden ihrer Schritte, und ganz offensichtlich ist Thatcher von der Fürsorge ihrer Umgebung gewaltig genervt. Doch es hilft nichts, denn aufgrund ihrer Demenz vergisst sie ständig Dinge, will etwa ihren Sohn treffen, der seit Jahren in Südafrika wohnt und dergleichen mehr.

Gleichzeitig geht es um die Beziehung von Margaret zu ihrem Mann Denis (Jim Broadbent), der sie bewunderte und während ihrer gesamten Karriere unterstützte. Zwar starb Denis Thatcher im Jahr 2003. Doch so wie das Drehbuch es darstellt, war er damit dennoch nicht aus Margarets Leben verschwunden. Stattdessen hat sie immer wieder Halluzinationen, in denen sie ihn in ihrem Zimmer sieht und er mit ihr spricht. Auch seine Anzüge, seine Schuhe sind noch da, und Margaret tut sich schwer, die Schränke zu räumen.

Zwischendurch zeigt Regisseurin Phyllida Lloyd ("Mamma Mia!") in Rückblicken die Stationen der politischen Karriere von Thatcher, ihren Kampf um einen Parlamentssitz und den anschließenden Aufstieg zur Premierministerin, ihren Feldzug gegen die Gewerkschaften und ihre harte Haltung während des Falkland-Kriegs. Es endet mit dem Komplott innerhalb ihres Kabinetts, das schließlich zu ihrer Abwahl als Parteivorsitzender und ihrem Rücktritt als Premierministerin führte.

Zu sagen, der Film habe einige Längen, wäre stark untertrieben. Denn die Szenen mit der alten Margaret Thatcher in ihrer Wohnung, mit ihren ständigen Gedächtnisausfällen und ihrer Trauer um den verstorbenen Mann, berühren einen nicht sonderlich. Das wiederum liegt daran, dass sich der Film auf ihr politisches Leben konzentriert, während man von der Person Thatcher, ihren Gedanken und Gefühlen, nur wenig erfährt.

Als politische Biographie andererseits ist "Die Eiserne Lady" ein Schuss in den Ofen. Über die Hintergründe der Gewerkschaftsproteste oder die Gründe für ihren Sturz durch die eigene Partei schweigt sich der Film nämlich ebenso aus wie über ihre private Entwicklung. Man könnte "Die Eiserne Lady" mit etwas gutem Willen als die Geschichte einer Ehe und einer großen Liebe bezeichnen, da sich die Szenen mit Denis Thatcher wie ein roter Faden durch die Handlung ziehen. Doch das erscheint angesichts von Thatchers politischer und historischer Bedeutung, der ja in den Rückblicken durchaus Rechnung getragen wird, einigermaßen lächerlich.

"Die Eiserne Lady" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Sonntag 04 März 2012 um 18:49 von Roland Freist

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:23

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