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Filmkritik: "Mission: Impossible – Phantom Protokoll"

Mission accomplished

"Mission: Impossible – Phantom Protokoll" ist so, wie die letzten James-Bond-Filme hätten sein sollen: Ein Actionfilm mit Witz, sympathischen Hauptfiguren, hohem Tempo, atemberaubenden Stunts und bescheuerter Story – früher eine der wichtigsten Zutaten für Bond-Movies. Der Böse ist ein Mann namens Hendricks (Michael Nyqvist), der sich Zugriff auf eine russische Atomrakete verschaffen und damit die USA angreifen will, um so einen Weltkrieg zu entfachen, der der Menschheit einen neuen Anfang ermöglichen soll. Ethan Hunt (natürlich wieder gespielt von Tom Cruise) bekommt den Auftrag, Hendricks zu stoppen, vor allem darf er auf gar keinen Fall die Abschusscodes für die Rakete in die Finger bekommen. Wie schon gesagt: Die Story ist bescheuert und noch nicht einmal besonders originell.

Dem Spaß am Film tut das keinen Abbruch. Der vierte Teil von "Mission: Impossible" lebt wie schon seine Vorgänger von den spektakulären Actionszenen, die dieses Mal noch um eine große Portion Humor ergänzt werden. Teilweise meint man, eine Parodie zu sehen: Wenn etwa die Hightech-Gadgets von Ethan Hunt und seinem Team immer wieder Funktionsstörungen bekommen, so ist das schon ein recht lustiger Kommentar zur Technikverliebtheit der vorangegangenen Titel. So versagt etwa in der spektakulärsten Szene des Films, als Ethan Hunt im 130. Stock an der Fassade des Burj Khalifa, des höchsten Gebäudes der Welt, hängt, einer seiner beiden elektrisch gesteuerten Saugnapf-Handschuhe. Nur wenige Minuten später quittiert der Plotter für die Gesichtsmasken mit einem hässlichen Kratzgeräusch seinen Dienst. Andere technische Details wiederum sind so absurd, dass man sich an "Mini-Max" und skurrile Ausstattungsmerkmale wie etwa das Schuhtelefon erinnert fühlt: In einer verrotteten Budapester Unterführung entpuppt sich ein graffitiverschmiertes Münztelefon als Hightech-Terminal, ein Wachtposten wird überwunden, indem man ihm eine 3D-Projektion seiner Umgebung präsentiert.

Vom alten Team ist außer Ethan Hunt niemand mehr übrig. Neu hinzugekommen sind die Nahkampfspezialistin Jane (Paula Patton) und der Computer-Nerd Benji (Simon Pegg), der bereits im dritten Teil eine kleine Nebenrolle hatte. Später stößt noch der Analyst und ehemalige Geheimagent Brandt (Jeremy Renner) zur Gruppe. Erst ganz zum Schluss taucht der altgediente Luther Stickell (Ving Rhames) auf, in seinem kurzen Auftritt darf er immerhin den coolsten Satz des ganzen Films sagen ("Wir sehen uns in Kandahar"). Die frische Besetzung und der neue Regisseur haben "Mission: Impossible" sehr gut getan. Brad Bird hatte zuvor in erster Linie Animationsfilme wie "Die Unglaublichen" und "Ratatouille" gedreht. In "MI 4" hat er gewissermaßen deren überdrehte Verfolgungsjagden in die Realität übertragen – man spürt den Spaß und die Begeisterung, mit der er die Action-Sequenzen inszeniert hat. Unter den Figuren ist es vor allem der von Simon Pegg sehr glaubwürdig verkörperte Benji, der mit seiner Das-wird-schon-Haltung und seiner leichten Unbedarftheit im Alltagsleben für witzige Momente sorgt.

Die Handlung beginnt in einem russischen Gefängnis und führt dann über Budapest, Moskau (wo kurzerhand der halbe Kreml in die Luft gesprengt wird) und Dubai bis nach Mumbai. Dort kommt es dann in einem über mehrere Stockwerke verteilten, automatisch arbeitenden Parkhaus zum Showdown. Die Sprünge und Zweikämpfe auf den auf und ab laufenden Plattformen wirken wie eine Szenerie aus "Quake Arena" oder "Unreal Tournament".

Dieser vierte Teil ist ein großer Schritt vorwärts für die Mission-Impossible-Serie. Vergleicht man ihre Entwicklung mit der von James Bond, so wäre man nun in den 70er Jahren angekommen, bei den ironischen Filmen mit Roger Moore, als die Macher begannen, mit dem Personal und der Geheimagenten-Technik zu spielen und alles nicht mehr ganz so ernst zu nehmen. Bleibt zu hoffen, dass sich das im nächsten Teil fortsetzt. Der wäre dann sozusagen das Äquivalent zu "Sag niemals nie", was schon deshalb passen würde, weil Tom Cruise dann auch das Alter des damals reaktivierten Sean Connery erreicht hätte.

"Mission: Impossible – Phantom Protokoll" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Freitag 16 Dezember 2011 um 16:45 von Roland Freist

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:17

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