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Filmkritik: "The Commuter"

Finde den Fremden

"The Commuter" ist ein ärgerlicher Film. Er hat ein Ensemble guter bis sehr guter Schauspieler, einen erfahrenen Action-Regisseur, ein offensichtlich sattes Produktions-Budget – und dennoch ist nur ein völlig unglaubwürdiger und mäßig interessanter Film entstanden. Da die Hauptdarsteller, allen voran Liam Neeson, ihren Job dennoch sehr ernst nehmen und so tun, als wüssten sie nicht, dass sie Teil einer absolut lächerlichen Handlung sind, entsteht sogar eine gewisse Fallhöhe und damit ein beinahe schon humoristischer Effekt.

Erzählt wird die Geschichte des New Yorker Versicherungsvertreters Michael MacCauley (Liam Neeson), der eines Tages völlig überraschend im Rahmen eines Personalabbaus gefeuert wird, in eine Bar geht, dort ein Bier mit einem alten Polizisten-Kumpel (Patrick Wilson) trinkt – er war früher selbst bei der Polizei – und ihm sein Leid klagt: keine Rücklagen, zwei Hypotheken, Familie zu versorgen. Außerdem ist MacCauley schon 60 Jahre alt. Danach steigt er in seinen Pendlerzug – englisch: Commuter – und fährt nach Hause. Im Zug spricht ihn eine Frau namens Joanna (Vera Farmiga) an: 100000 Dollar will sie ihm zahlen, wenn er eine Person findet, die nicht in diesen Zug gehört, also nicht jeden Tag in die Stadt und wieder zurück pendelt. MacCauley willigt ein. In der Folge stellt sich heraus, dass Joanna und ihre Helfershelfer ihn im Zug nicht nur permanent überwachen, sondern auch seine Familie entführt haben. Außerdem erfährt MacCauley, dass sie hinter einem Zeugen her sind, der einen Mord beobachtet hat und jetzt in diesem Zug zum FBI fährt, um seine Aussage zu machen.

Dass alles ist so konstruiert und an den Haaren herbeigezogen, dass man sich schon im Kino vor lauter Fremdschämen in seinem Sessel verkriechen möchte. Warum kann das FBI diesen Zeugen nicht in Manhattan befragen und dort wirksam beschützen? Warum hat eine offensichtlich professionell arbeitende Verbrecherorganisation eine Viertelstunde vor Abfahrt des Zuges noch keine geeignete Person, die für sie nach dem Zeugen sucht? Wie können sie so schnell eine etliche Kilometer entfernt wohnende Familie entführen? In der Schlussszene versucht sich der Film noch an einer Erklärung, die dann jedoch überhaupt keinen Sinn mehr ergibt.

Die gesamte Handlung ist hanebüchener Unsinn. Und das Schlimmste ist: Der Film unternimmt keine Anstrengungen, diesen Blödsinn wenigstens mit ein paar Tricks zu vertuschen, so dass man erst auf dem Nachhauseweg darauf kommt, dass sich die Ereignisse so nicht abgespielt haben können. Und so ärgert man sich eben.

Liam Neeson hat in den vergangenen Jahren einige saubere Actionfilme wie etwa "96 Hours" gedreht, mit dem gleichen Regisseur (Jaume Collet-Serra) und Diane Kruger an seiner Seite beispielsweise "Unknown Identity". "The Commuter" ist mehr Krimi als Actionstreifen, mehr Hercule Poirot als Bruce Willis. Sieht man sich das Ergebnis an, kann man nur hoffen, dass Neeson das nächste Mal wieder einen Ex-Geheimdienstmann spielt anstatt einen ins Versicherungsgeschäft gewechselten Polizisten.

"The Commuter" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Dienstag 16 Januar 2018 um 22:23 von Roland Freist

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