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Filmkritik: "Logan: The Wolverine"

Das Ende einer Ära

Auch Superhelden werden alt. Das ist eine der interessantesten Erkenntnisse aus "Logan". Superman oder Batman sehen seit Jahrzehnten immer gleich aus. Die Schöpfer der X-Men hingegen trauen sich, uns zu zeigen, was mit Superhelden zum Ende ihres Lebens hin passiert. Ihre Kräfte schwinden, sie wollen nur noch in Ruhe und allein gelassen werden. Körper und Seelen sind vernarbt nach den Hunderten von Kämpfen, die sie ausgestanden haben. Sie wissen, es ist bald vorbei.

Es ist das Jahr 2029. Die Mutanten haben den Krieg verloren, sie wurden eingesperrt und getötet. Nur drei sind noch am Leben: Charles Xavier beziehungsweise Professor X (Patrick Stewart) ist mittlerweile 90 Jahre alt. Er hat die Kontrolle über seine Kräfte verloren, muss Tabletten schlucken und in einem rostigen Stahltank in der mexikanischen Wüste leben, um niemanden zu verletzen. Versorgt wird er von Caliban (Stephen Merchant), einem Mutanten, der andere Mutanten aufspüren kann. Und schließlich ist da noch Logan, Wolverine (Hugh Jackman), der sein Geld mit einem Limoservice verdient. Er ist nur noch ein Wrack, humpelnd, übersät mit Narben, seine Selbstheilungskräfte schwinden. Sein Adamantium-Skelett vergiftet seinen Körper.

Seit 25 Jahren sind schon keine Mutanten mehr geboren worden. Doch da kommt eine Frau (Elizabeth Rodriguez) zu Logan und bittet ihn um Hilfe. Er müsse ihrer Tochter helfen, müsse sie von Mexiko nach North Dakota bringen. Sie sei in Gefahr und werde von gefährlichen Männern verfolgt. Und es stellt sich heraus, dass Laura (Dafne Keen), so heißt die Tochter, tatsächlich von einer halben Armee gejagt wird. Doch bisher haben die Männer sie nicht fangen können, denn genau wie Logan kann sie Adamantium-Klingen aus ihren Händen ausfahren und sich selbst heilen.

Es liegt eine tiefe Melancholie über diesem Film. Von der Aufbruchstimmung, dem oft jugendlichen Übermut, mit dem die X-Men-Serie vor 17 Jahren begann, ist nichts übriggeblieben. Nur noch die Comics erinnern in "Logan" daran, dass es einmal Mutanten gab. Dies ist ohne Zweifel der düsterste und traurigste Superhelden-Film aller Zeiten. Gleichzeitig ist es auch einer der gewalttätigsten: Noch in keinem X-Men-Film hat man so viele Klingen durch Köpfe dringen sehen. Und Logans Wunden schließen sich nur noch sehr langsam, immer wieder bricht er blutüberströmt zusammen.

Und es ist einer der besseren Superhelden-Titel. Bereits im Vorfeld hatten Jackman und Stewart angekündigt, dass es für sie der letzte X-Men-Streifen sei. Von Anfang an spürt man, dass hier eine Ära zu Ende geht. Die X-Men-Reihe war immer eine der intelligenteren Comic-Verfilmungen, Regisseur Bryan Singer, der für vier der Filme verantwortlich zeichnet, hatte bereits im ersten Teil die Richtung vorgegeben. X-Men war in seinen besseren Momenten, und davon gab es viele, ein Plädoyer für Toleranz und den Schutz von Minderheiten, verschwieg aber gleichzeitig nicht die Konflikte, die innerhalb einer solchen Gruppe auftreten und das friedliche Zusammenleben mit den Normalos gefährden können. Ein sehr realistisches Bild, Beispiele dafür finden sich sowohl in der amerikanischen wie in der deutschen Gesellschaft.

Am Schluss von "Logan" müssen die Überlebenden aus den USA fliehen. Man darf gespannt sein, ob und wie es für sie weitergeht.

"Logan: The Wolverine" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Freitag 03 März 2017 um 22:27 von Roland Freist

Bearbeitet: Sonntag 26 März 2017 20:31

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