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Filmkritik: "The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro"

Die neuen Leiden des jungen P. P.

Zugegeben: Ich hatte von diesem Film nicht viel erwartet. Was soll auch noch passieren im mittlerweile fünften Spider-Man-Epos, welche Bösewichter sollen dem Spinnenmann denn noch gefährlich werden können, welche Bilder hat man noch nicht gesehen? Aber nachdem die etwas langatmige Einführungsphase vorbei war, wurde der Film besser und besser und schließlich sogar richtig gut. Und er zeigte, dass man aus der Figur der hilfsbereiten Spinne von nebenan tatsächlich noch neue Aspekte herausholen kann.

Natürlich drängt sich immer der Vergleich mit den ersten drei Spider-Man-Filmen von Sam Raimi auf, mit Tobey Maguire in der Titelrolle. Vor allem der zweite Teil ist einer der besten Superhelden-Filme überhaupt, es geht um Moral und Verantwortung und um einen Helden, der in einem ständigen Zwiespalt steckt zwischen dem Wunsch nach dem normalen Leben eines Jugendlichen auf der einen und der Verpflichtung, in Notfällen anderen zu helfen, auf der anderen Seite.

Der neue Spider-Man, Entschuldigung: Amazing Spider-Man, ist im Vergleich dazu leichtgewichtiger. Sein Held Peter Parker, gespielt von Andrew Garfield, schlägt sich vor allem mit den typischen Problemen von jungen Erwachsenen um die 20 herum, sprich: Er hat Beziehungsprobleme mit seiner Freundin Gwen (Emma Stone). Außerdem will er das große Rätsel seines Lebens lösen, nämlich wie und warum seine Eltern (Campbell Scott und Embeth Davidtz) umgekommen sind und was das mit seinen Spinnenkräften zu tun hat. Der Zuschauer, der eventuell den ersten Teil nicht gesehen hat, erfährt das aus einer kleinen Vorgeschichte.

In der Zwischenzeit wird Spider-Man von gleich drei beeindruckenden Bösen in Atem gehalten. Da ist zum einen Aleksei Sytsevich (Paul Giamatti), bei dem bereits das Stacheldraht-Tattoo auf seiner Stirn einen Hinweis darauf gibt, dass es sich bei ihm nicht um einen Fan von Ruhe und Ordnung handelt. Er will mit einigen Kumpeln den gepanzerten Transport eines hochexplosiven und, na klar, radioaktiven Materials in seine Gewalt bringen und feiert am Schluss noch einmal Auferstehung als Pilot eines metallenen Rhinozerosses.

Es folgt die Geschichte von Electro (Jamie Foxx), eines Elektro-Ingenieurs, der nach einem Unfall mit einem Starkstromkabel als eine Art lebender Akku durch die Welt läuft und Rache sowohl an seinem Arbeitgeber wie auch an Spider-Man und der gesamten Stadt New York nehmen will. Und schließlich taucht auch noch Spideys alter Freund Harry Osborn (Dane DeHaan) auf, der sich dann in den Green Goblin verwandelt und mit seinem fliegenden Surfbrett Jagd auf den Spinnenmenschen macht.

Alle diese Figuren sind sorgfältig in die Geschichte integriert. Sie haben ein Motiv für das, was sie tun, und auch wenn es kein gutes Motiv ist, versteht man zumindest, was sie antreibt. Auch die Charaktere von Peter Parker und seiner Gwen sind gut gezeichnet und wirken lebendig. Man merkt, dass das Drehbuch von Leuten stammt, die etwas von ihrem Job verstehen, nämlich Alex Kurtzman und Roberto Orci, die unter anderem die Serie "Fringe" sowie "Die Insel" und die beiden neuen "Star Trek"-Filme schrieben (allerdings auch den zweiten "Transformers"-Streifen).

Die beiden Hauptdarsteller passen ausgezeichnet in diese Geschichte hinein. Emma Stone und Andrew Garfield bringen genau die erforderliche Leichtigkeit ein, um diese angehenden Studenten glaubhaft erscheinen zu lassen. Mit Paul Giamatti und dem Oscar-Preisträger Jamie Foxx hat man zudem auch zwei echte Könner für die Bösewichter-Rollen verpflichtet.

Und schließlich geht es bei Filmen dieser Art natürlich immer auch um die Bildeffekte. Da muss man vor allem auf die Kameraarbeit von Daniel Mindel verweisen, der ebenfalls bereits bei den beiden "Star Trek"-Filmen dabei war und hier wunderbar suggestive Bilder zeigt, wie ich sie noch nie in einem ähnlichen Film gesehen habe. Bei den Special Effects wurde, wie nicht anders zu erwarten, nicht gespart. Sie sind sauber ausgeführt und besitzen einen hohen Unterhaltungswert, etwas wirklich Spektakuläres und bisher nicht Gesehenes ist allerdings nicht dabei. Die 3D-Effekte sind sauber ausgeführt und an zwei oder drei Stellen tatsächlich innovativ und originell, unbedingt gesehen haben muss man sie allerdings nicht. Und noch ein Wort zur Filmmusik: Sie entstand in einer bislang einmaligen Kooperation zwischen Hans Zimmer, Pharrell Williams und Johnny Marr von The Smiths.

"The Amazing Spider Man 2" ist ein hervorragend gemachter Abenteuerstreifen. Er verzichtet weitgehend auf das Düstere und Grüblerische der Filme von Sam Raimi und will in erster Linie Spaß machen, ohne dabei allerdings oberflächlich und beliebig zu werden. Es ist vermutlich der am besten produzierte Film des gesamten Jahres.

"The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Donnerstag 17 April 2014 um 22:43 von Roland Freist

Bearbeitet: Dienstag 22 April 2014 11:25

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