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Filmkritik: "The Lego Movie"

"Transformers" for Kids

Als Kind besaß ich einen Legokasten, einen flachen, quadratischen Holzkasten mit vielleicht einem Dutzend Fächern, in die eine Auswahl der Standard-Legosteine einsortiert war. Dazu gab’s ein Legobuch, hauptsächlich ein Bilderbuch, in dem mit wenig Text die Geschichte von zwei Kindern erzählt wurde, die an einem Regentag daheim bleiben müssen und anfangen, Wolkenkratzer und andere Bauten aus Lego zu konstruieren. Das Buch zeigte die Ergebnisse stimmungsvoll beleuchtet in Fotos und wollte damit die Lust wecken, eigene Phantasien umzusetzen. Doch trotz einiger Erweiterungen für meinen Kasten reichten die Steine dafür natürlich niemals aus. "The Lego Movie" sieht aus, als habe man einigen Kindern eine unbegrenzte Zahl von Steinen zur Verfügung gestellt und sie hätten nun begonnen, alle ihre Mythen und Geschichten in riesigen, grellbunten Szenarien zu erzählen. Und das ist gar nicht einmal so falsch, wie wir am Ende erfahren.

Der ganze Film wirkt so, als hätten hier einige Kinder alles umgesetzt, was ihnen Spaß macht: Es gibt riesige Explosionen, Superhelden wie Batman, Superman, Wonder Woman und Green Lantern treten auf, außerdem kommen populäre Figuren wie Gandalf, Dumbledore, Han Solo und Shaquille O’Neal zum Zuge (die natürlich oftmals nur in den USA wirklich bekannt sind). Hauptfigur ist ein Held, der wie ein kleiner Junge wirkt und im Verlauf der Handlung das Herz eines schönen, selbstbewussten Mädchens erobern kann, was umso aufregender ist, da sie am Anfang noch mit Batman geht.

Dieser Held heißt Emmett und ist ein Bauarbeiter, genauer gesagt, die Lego-Figur eines Bauarbeiters. Nach einer Reihe von Zufällen hält ihn eine Untergrund-Gruppe für den "Besonderen", der ihnen in einer Prophezeiung versprochen wurde und der die Welt von dem tyrannischen und autoritären Lord Business befreien soll – die "Matrix"-Trilogie lässt grüßen. Der Rest der Geschichte ist Standard und vorhersehbar, bis es zum Schluss, in den letzten 20 Minuten, dann doch noch zu einer überraschenden Wendung kommt.

Ich kann schlecht beurteilen, wie Kinder diesen Film beurteilen werden. Für Erwachsene ist er ganz amüsant. Sie können sich zum einen über zahlreiche popkulturelle Verweise freuen, die für Kinder zumeist unverständlich bleiben, wie etwa einen Batman, der sich eng an die Interpretation des Fledermaus-Menschen in den Filmen von Christopher Nolan anlehnt, inklusive der durch den Sprachverzerrer gejagten, tiefen Stimme. Zum anderen ist aber auch die ständige Verwandlung der Fahrzeuge, Boote und Fluggeräte schön anzusehen, die sehr an eine Version von "Transformers" für Kinder im Grundschulalter erinnert.

(Fast) alles in diesem Film ist aus Lego gebaut oder soll zumindest so aussehen. Er beginnt in einer Großstadt mit Hochhäusern und vielspurigen, mit Autos verstopften Highways und führt dann über eine Art Monument Valley, das Meer (natürlich mit Piratenschiff) bis hin zu einer Science-Fiction-Szenerie, die aus einem James-Bond-Film der 60er Jahre stammen könnte. Die Aufnahmen entstanden im Stop-Motion-Verfahren, also Bild für Bild, oder tun zumindest so. Bei einigen Szenen auf See, wo sich die Lego-Wellen heben und senken, habe ich jedoch genau wie bei einigen anderen Panoramen Zweifel, ob hier tatsächlich Tausende von Legosteinen verbaut wurden oder ob man nicht einfach auf digitale Tricktechnik zurückgegriffen hat. Den Spaß an den Bildern beeinträchtigt das allerdings nicht. Auch dass die Idee offensichtlich von den Dutzenden von Legofilmen auf Youtube übernommen wurde, spielt keine Rolle. Ich habe den Film übrigens in 3D gesehen, was mal wieder eine unnötige Investition war, denn er enthält keine einzige Szene, in der diese Technik tatsächlich zusätzliche Bildinformationen oder -eindrücke liefern würde.

"The Lego Movie" ist so gestaltet, dass er aussieht, als sei er von Kindern gemacht worden. Das ist originell und trifft vielleicht tatsächlich den Nerv von jungen Zuschauern. Mir sind insgesamt jedoch Filme lieber, denen man anmerkt, dass sie von älteren und erfahreneren Regisseuren gedreht wurden.

"The Lego Movie" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Donnerstag 10 April 2014 um 21:47 von Roland Freist

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