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Oscar-Verleihung 2012

Nachdem die Veranstaltung in den vergangenen beiden Jahren an schlecht aufeinander eingespielten (Steve Martin und Alec Baldwin) und völlig ungeeigneten (Anne Hathaway und James Franco) Moderatoren litt, setzte die Academy dieses Jahr wieder auf die bewährten Dienste von Billy Crystal. Allerdings nicht ganz freiwillig – eigentlich wollte man es dieses Jahr mit Eddie Murphy probieren, der dann jedoch absagte, weil man seinem Kumpel Brett Ratner (der Regisseur von "Rush Hour") die Produktion der Sendung abgenommen hatte, nachdem er sich im Vorfeld zu einer flapsigen, angeblich schwulenfeindlichen Bemerkung hatte hinreißen lassen ("Proben ist was für Schwuchteln"). Schade eigentlich, denn Eddie Murphy war früher ein ausgezeichneter Standup-Comedian. Ich hätte gern gesehen, wie er diesem Abend seinen Stempel aufgedrückt hätte.

Billy Crystal machte seine Sache natürlich nicht schlecht. Er übernahm die Moderation dieses Jahr bereits zum neunten Mal und hatte daher die notwendige Routine im Rücken, um die Veranstaltung souverän über die Bühne zu bringen. Er war witzig, durchaus auch spontan und wie immer leicht ironisch. Aber trotz seiner gefärbten Haare sah man ihm an, dass er nicht mehr der Frischeste ist. Crystal wird in ein paar Tagen 64, da sind andere Arbeitnehmer längst in Altersteilzeit. So wurde es dann eine eher laue und mittelmäßige Veranstaltung ohne große Überraschungen. Keiner fiel aus der Rolle, Skandale blieben aus. Die Dankesreden waren ausnahmsweise wirklich einmal angenehm kurz, es gab Tränen (Octavia Spencer bei Entgegennahme des Oscars für die beste Nebendarstellerin in "The Help"), einige ansatzweise witzige Auftritte (Jean Dujardin, Meryl Streep) und in der Halbzeitpause einen guten, wenn auch nicht sensationellen Auftritt vom Cirque de Soleil.

Die großen Abräumer waren wie erwartet "The Artist" (fünf Oscars für die beste Regie, den besten Film, den besten Hauptdarsteller, die beste Originalmusik und die besten Kostüme) und "Hugo Cabret" (ebenfalls fünf Oscars für die beste Kamera, die besten visuellen Effekte, die beste Art Direction, das beste Sound-Editing und den besten Soundmix). Ich hätte die beiden "großen" Oscars, also Film und Regie, ebenfalls an "Hugo Cabret" und Martin Scorsese gegeben, da der Film im Unterschied zu "The Artist" mit seinem Einsatz der 3D-Technik zukunftsweisend ist. Aber sei's drum. Insgesamt ging die Verteilung der Preise in Ordnung. Und die Tatsache, dass die Academy zwei sehr gewagte und mutige Filmprojekte – einen schwarzweißen Stumm- und einen intelligenten 3D-Film – belohnt hat, macht Hoffnung für die nächsten Kinojahre.

Geschrieben am Montag 27 Februar 2012 um 17:36 von Roland Freist

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