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Filmkritik: "Planet der Affen: Prevolution"

Die Affen rasen durch den Wald

Man kann von diesem Film nicht erzählen, ohne auf das große Vorbild einzugehen. Als Charlton Heston Ende der 60er Jahre auf dem "Planet der Affen" landete, hatten Menschen und Affen ihre Rollen bereits vertauscht: Schimpansen, Orang-Utans und Gorillas regierten die Welt, während die Menschen in den Wäldern hausten, in Zoos gehalten wurden und für wissenschaftliche Experimente herhalten mussten. Ungeklärt blieb, was diese Veränderung ausgelöst hatte, was oder wem die Affen ihren evolutionären Entwicklungssprung verdankten und wie die Menschen ihre zivilisatorischen Errungenschaften eingebüßt hatten.

"Planet der Affen: Prevolution" (nebenbei: ein grauenhafter Titel) zeigt nun, was davor geschah. Der junge Wissenschaftler Will Rodman (James Franco) will ein Mittel gegen Alzheimer entwickeln, getrieben unter anderem von dem Wunsch, seinem Vater (John Lithgow) zu helfen, der an ebenjener Krankheit leidet. In der Biotech-Firma, in der er arbeitet, benutzt er Schimpansen als Versuchstiere. Als eins der Tiere während einer sehr hoffungsvoll begonnenen Versuchsreihe ausrastet und Menschen angreift, ordnet Rodmans Chef (David Oyelowo) an, alle Affen einzuschläfern. Lediglich ein Neugeborenes überlebt, wird von Rodman und seiner Freundin Caroline (Freida Pinto) aufgenommen und auf den Namen Cäsar getauft. Es stellt sich als überaus intelligent heraus und kann offenbar sogar die menschliche Sprache verstehen. Um es kurz zu machen: Nach dem Überfall auf einen Menschen (David Hewlett, der Rodney McCay aus "Stargate: Atlantis") kommt Cäsar in ein Tierheim, kann fliehen, mobilisiert die anderen Affen, und der Kampf beginnt.

Es gibt zwei Argumente dafür, warum man sich "Planet der Affen: Prevolution" durchaus anschauen kann. Das erste ist Andy Serkis. Er spielt den Schimpansen Cäsar, verleiht ihm seine Gesten, seine Bewegungen, seine Mimik. Per CGI wurde anschließend ein Affe daraus generiert. Das Ergebnis ist beeindruckend. Cäsars Charakter-Entwicklung lässt sich an seinen immer klarer und weiter in die Ferne sehenden Augen und an seiner immer aufrechteren und selbstbewussteren Körperhaltung klar ablesen. Cäsar ist ein Menschenaffe, der vom Affen zum Menschen wird, und Serkis zeigt diesen Prozess in einer eindrucksvollen Performance. Übrigens nicht das erste Mal: In Peter Jacksons gleichnamigen Film hat er King Kong verkörpert, und Jackson hatte ihn in "Herr der Ringe" auch schon als den vom Ring der Macht verführten Flussmenschen Gollum eingesetzt.

Das zweite Argument ist, dass "Prevolution" einfach ein gut gemachter Abenteuerfilm ist. Er hat ausgezeichnete Schauspieler, eine nachvollziehbare Story, eine professionell konstruierte Spannungskurve und effektvolle Actionszenen. Nur die, nun ja, Kameraführung geht einem manchmal etwas auf den Keks, die rasanten Fahrten durch die düsteren Gänge des Tierheims oder über und unter der Golden Gate Bridge haben etwas arg Selbstverliebtes und beinahe schon Prahlerisches. Dabei sind zumindest die letztgenannten Szenen erkennbar komplett am Computer entstanden. Das soll keine Kritik an der CGI-Technik sein – viele neuere Filme wären ohne sie nicht möglich gewesen – es geht nur um das Wie ihres Einsatzes.

Und natürlich handelt es sich bei "Prevolution" um reines Popcorn-Kino. Von dem gesellschaftskritischen Ansatz des Charlton-Heston-Films, von der darin geäußerten Angst vor dem Atomkrieg, vor radioaktiver Verseuchung und Zerstörung der Zivilisation, und auch von der Kritik an einer Wissenschaft mit ideologischen Scheuklappen, ist nichts mehr übrig geblieben. So ist einfach nur ein schöner Sommerfilm daraus geworden, einer von der Sorte, bei der man am Schluss auf die Straße tritt und sich erst einmal nach dem nächsten Eissalon umschaut.

"Planet der Affen: Prevolution" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Und weil's so schön war, hier noch einmal die berühmte Schlussszene aus dem Originalfilm. Heute strahlt ihr Pathos allerdings eine unfreiwillige Komik aus:

Geschrieben am Freitag 12 August 2011 um 21:33 von Roland Freist

Bearbeitet: Samstag 13 August 2011 11:02

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