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Filmkritik: "The Green Hornet"

Grün ist nicht genug

Wenn der kleine, ironische Christoph Waltz, der Oscar-Gewinner, die Rolle des großen Bösen in einem Superhelden-Film bekommt, dann überlegt man sich schon, ob der Regisseur das ernst meint oder ob es sich um eine Parodie handelt. Im Falle von "The Green Hornet" wird sehr schnell klar, dass die Antwort "weder noch" heißt. Der Film war vielleicht als Parodie geplant, das Ergebnis ist jedoch eine furchtbar lahme Komödie.

Die Story folgt altbekannten Mustern: Britt Reid (Seth Rogen), der nichtsnutzige Sohn des reichen Zeitungsverlegers James Reid (Tom Wilkinson), erfährt nach dem Tod seines Vaters, dass dessen Automechaniker Kato (Jay Chou) ein genialer Bastler und Erfinder ist. Er hat sich auf die Konstruktion von waffenstarrenden Limousinen spezialisiert, die selbst die Prototypen von James Bonds Ausstatter Q in den Schatten stellen würden. Reid beschließt, dass Kato und er nun zusammen auf Verbrecherjagd gehen sollten, und zwar am besten in Verkleidung.

Und schon beginnen die Probleme. Nicht die Probleme der beiden Hauptpersonen wohlgemerkt – die prügeln und ballern sich in der Folge ohne größere Schwierigkeiten durch Horden von Straßenräubern und schweren Verbrechern. Nein, es ist der Film selbst, der spätestens an diesem Punkt unglaubwürdig und langweilig wird. Denn eine Motivation des Hauptdarstellers ist nicht erkennbar. Man versteht auch nicht, warum er sich als Superheld verkleidet. Man weiß nicht, was das Alles soll. Natürlich kommt es zum Schluss zum Showdown mit dem von Christoph Waltz gespielten Gangsterboss Chudnofsky. Und auch das lässt einen weitgehend kalt.

Seth Rogen, der Darsteller des Britt Reid, hat sich in den vergangenen Jahren auf seichte Komödien wie "Beim ersten Mal" oder "Wie das Leben so spielt" spezialisiert. Bei "The Green Hornet" hat er zusammen mit Evan Goldberg auch das Drehbuch geschrieben und den Film mitproduziert, er trägt also einige Mitschuld an diesem Reinfall. Sein Britt Reid ist ein tumbes, verwöhntes Millionärssöhnchen, das nur im Quasseln gut ist. Der Humor des Films erschöpft sich in Dialogen und Situationen, in denen Britt Reid sich eben als tumbes, verwöhntes Millionärssöhnchen zeigt. Rogen versucht, mit einer Ich-bin-kein-Intellektueller-komme-aber-trotzdem-gut-durchs-Leben-Masche Lacher zu ergattern. Funktioniert aber nicht. Die daraus erwachsenen Gags hören sich dann so an - Kato: "Ich bin aus Singapur." Britt: "Ach, ich liebe Japan." Bruuhahaha.

Es ist ein Jammer. Denn eigentlich waren alle Voraussetzungen dafür gegeben, dass "The Green Hornet" ein Erfolg hätte werden können. Die Figur des Zeitungsverlegers, der nachts maskiert auf Verbrecherjagd geht, tauchte erstmals in den 30er Jahren in einer Radioserie auf. Seither gab es bereits mehrere Filme, Comicbücher und auch Fernsehserien, die letzte aus den 60er Jahren, in der Bruce Lee (ja genau, DER Bruce Lee) die Rolle des Kato spielte. Man sollte meinen, dass da eigentlich nichts schief gehen kann: Die Figur ist beim Publikum bekannt und beliebt, man weiß um ihre Stärken und Schwächen und braucht lediglich noch eine spannende Geschichte um sie herum zu stricken.

Hinzu kommt die Qualität der Schauspieler: Die Nebenrollen sind mit Tom Wilkinson ("Batman Begins", "Walküre", "Der Ghostwriter"), Edward James Olmos ("Miami Vice"), Cameron Diaz (kennt man) und natürlich Christoph Waltz gut bis sehr gut besetzt. Der Regisseur Michel Gondry hatte 2004 mit "Vergiss mein nicht" einen hervorragenden Film vorgelegt. Alle Zutaten haben gestimmt. Die vorliegende Neuverfilmung zeigt jedoch, wie man selbst einen solchen Selbstläufer in den Sand setzen kann. Das Einzige, was "The Green Hornet" vor dem kompletten Untergang bewahrt, ist das Know-how von Hollywood, das die Actionszenen ganz passabel aussehen lässt. Da ist nichts Neues oder Aufsehenerregendes dabei, aber alles ist zumindest sauberes Handwerk. Leider gibt es den Film jedoch nur in 3D zu sehen, was einen um 50 Prozent höheren Ticketpreis und ein um zehn Prozent dunkleres Bild bedeutet.

Es gibt gute und schlechte Superheldenfilme. "The Green Hornet" gehört zur zweiten Gruppe.

"The Green Hornet" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Samstag 15 Januar 2011 um 18:01 von Roland Freist

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:27

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