Zurück zur Startseite dieses Blogs | Filmkritk: "The Book of Eli" »

Filmkritk: "Invictus - unbezwungen"

Sport verhindert Mord

Leider der schwächste Eastwood-Film seit "Mitternacht im Garten von Gut und Böse". Der Film ist zu lang, zu pathetisch, teilweise zu kitschig und vor allem – er kann sich nicht entscheiden zwischen zwei Geschichten. Die eine Geschichte ist die von Nelson Mandela, der nach seinem Amtsantritt als südafrikanischer Präsident das Land einigen und Schwarz und Weiß versöhnen will. Die andere Geschichte ist die des südafrikanischen Rugby-Teams, das 1995 bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land als krasser Außenseiter startet und unerwartet das Turnier gewinnt. Beides verbindet Eastwood zu einer Nation-building-Parabel: Zum Schluss wird die Mannschaft von der schwarzen Bevölkerungs-Mehrheit, die ansonsten lieber Fußball spielt, genauso angefeuert wie von den überwiegend weißen Rugby-Fans. Die verbindende Kraft des Sports: Kann es sein, dass so etwas schon einmal da war?

Der Film erzählt beide Geschichten parallel. Deshalb hat er zum einen Überlänge, zum anderen braucht er zu Beginn rund eine Stunde, um überhaupt erst einmal die Hintergründe zu erklären. Auf der anderen Seite geht er auf einige interessante Geschichten überhaupt nicht ein, etwa auf die des einzigen schwarzen Rugby-Spielers in einer ansonsten durchgängig weißen Mannschaft. Außerdem hätte man gerne gewusst, wie ein Team, das zuvor ständig verloren hatte, bei der Weltmeisterschaft plötzlich die favorisierten New Zealand All Blacks mit ihrem Superstar Jonah Lomu schlagen konnte.

Was im Verlauf des Films zunehmend nervt, ist die ständig wiederholte Parole, alles geschehe zum Wohle des Landes. Da versucht der Film, im Hauruck-Verfahren Emotionen zu erzeugen, was dann ein wenig an überpatriotische Kriegsfilme erinnert. Besser sind die Szenen, in denen die Verunsicherung von Schwarz und Weiß nach der Amtsübernahme deutlich spürbar im Raum steht, ohne dass direkt darüber gesprochen wird, etwa wenn die bulligen weißen Präsidenten-Leibwächter den Dienst bei dem verhassten Mandela antreten. Der beste Teil ist schließlich das Halbfinalspiel zum Schluss mit seinen gut choreographierten Spielszenen, den Bildern aus dem Stadium, mit der hinterlegten Musik und den die Intensität steigernden Schnitten. Richtig gutes Handwerk. Das kann allerdings nicht für die vorangegangene Durststrecke entschädigen.

Zu den Darstellern: Morgan Freeman ist gut wie immer. In einigen Szenen schafft er es tatsächlich, dass man nicht mehr ganz sicher ist, ob man gerade dokumentarisches Material mit dem echten Nelson Mandela oder nachgespielte Szenen vor sich hat – Respekt. Die Oscar-Nominierung hat er sich auf jeden Fall verdient, auch wenn er wahrscheinlich nicht gewinnen wird. Matt Damon hingegen, der den Kapitän des Rugby-Teams verkörpert, bleibt er unter seinen Möglichkeiten, die er noch in "Der Informant" recht eindrucksvoll demonstriert hatte.

Don’t get me wrong: Der Film ist nicht schlecht, er hat einige wirklich beeindruckende Momente und Bilder zu bieten. Aber er könnte besser sein.

"Invictus" in der IMDB

Der Trailer zu "Invictus":

Geschrieben am Dienstag 23 Februar 2010 um 17:44 von Roland Freist

Bearbeitet: Freitag 29 November 2013 17:09

*
blog comments powered by Disqus

Zurück nach oben | Filmkritk: "The Book of Eli" »

Impressum/Kontakt