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Filmkritik: "Valerian – Die Stadt der tausend Planeten"

Der Film der tausend Planeten

Während die beiden Comic-Giganten Marvel und DC Comics seit Jahren einen Blockbuster nach dem anderen raushauen, war es um die europäischen Comics bislang verhältnismäßig still geblieben. Es mangelt vor allem an Realfilmen. Gut, es gab die Asterix-Verfilmungen mit Gérard Depardieu als Obelix, die man aber insgesamt eher als missglückt betrachten muss. Es gab den Tim-und-Struppi-Film von Spielberg, dem jedoch das Herz fehlte. Nun hat sich Luc Besson mit "Valerian – Die Stadt der tausend Planeten" darangemacht, mit großem Budget und hohem Aufwand einen der zahlreichen Action-Comics aus dem französischen Sprachraum zu verfilmen. Dort erschienen die Science-Fiction-Stories um die beiden Agenten Valerian und Laureline ab 1967 in der Zeitschrift Pilote. Ab 1973 wurde die Serie für den deutschen Markt durch das legendäre Zack-Magazin übernommen und aus ungeklärten Gründen in "Valerian und Veronique" umbenannt.

Der Film beginnt mit der Geschichte der Stadt der tausend Planeten. Ihr Herz bildet die ISS, die im Laufe der Jahrhunderte immer weitere Anbauten bekam und neue Besatzungsmitglieder aufnahm, darunter zunehmend Angehörige fremder Zivilisationen, mit denen die Menschheit in Kontakt trat. So wuchs sie zu einer riesigen Kugel heran, die irgendwann für den Erdorbit zu groß wurde und seither wie ein Raumschiff das All durchquert. Als der Film beginnt, leben mehr als 5000 Spezies auf der Station, die zu einer Großstadt namens Alpha herangewachsen ist.

Dort sind Major Valerian (Dane DeHaan) und Sergeant Laureline (Cara Delevingne) vom Raum-Zeit-Service stationiert. Der Film stellt sie vor mit einer schönen, actionreichen Verfolgungsjagd durch einen Basar in einer anderen Dimension, bei der sie ein gürteltierähnliches Alien sicherstellen, das die Fähigkeit besitzt, jeden beliebigen Gegenstand zu vervielfältigen. Es stammt von einem Planeten, der uns bereits in einer Eingangsszene des Films vorgestellt wurde, mit paradiesischer Natur und bevölkert von zartgliedrigen, friedfertigen Wesen, die vermutlich nicht ganz zufällig an die Na’vi, die blauen Hippies aus James Camerons "Avatar" erinnern.

Mit dem Alien im Gepäck reisen Valerian und Laureline zurück nach Alpha, wo sie den Oberkommandierenden Arun Filitt (Clive Owen) beschützen sollen, der jedoch trotzdem von geheimnisvollen Angreifern entführt und in einen entlegenen, angeblich radioaktiv verseuchten Bereich tief im Bauch von Alpha gebracht wird.

Spätestens ab diesem Punkt weiß man als Zuschauer, wie sich die Handlung voraussichtlich weiterentwickeln wird. Und tatsächlich hält die Story von "Valerian" im weiteren Verlauf keine großen Überraschungen bereit. Wesentlich interessanter sind denn auch die CGI-Effekte des Films. Besson hatte im Vorfeld erzählt, er habe den Comic – den Lieblingscomic seiner Jugend – schon seit Jahren verfilmen wollen. Doch erst jetzt sei die erforderliche Technik verfügbar. Und die nutzt er weidlich aus. Mit einer unglaublichen Liebe zum Detail beschreibt er etwa die Tausenden von Handelsständen im großen Basar und anschließend das Innere von Alpha, wo Wasserwesen neben kleinen Computer-Konstrukteuren mit flinken Händen und großen, ungeschlachten Höhlenbewohnern leben. Die Phantasie, die hinter all diesen Wesen und Welten steckt, die Faszination, die von den verschiedenen Körpern, Farben, Bewegungsarten ausgeht, ist das wichtigste Argument, das für diesen Film spricht.

Denn leider hat er auch etliche Schwächen. Neben der einfallslosen Story sind das vor allem die beiden Hauptfiguren, von denen man einfach zu wenig erfährt. Dane DeHaan ist ein gutaussehender Kerl und mag auch ein passabler Darsteller sein, doch hier wirkt er einfach nur glatt. Cara Delevingne dagegen, die Frau mit den eindrucksvollen Augenbrauen, in Deutschland vor allem durch die Zalando-Werbung bekannt, ist zwar keine sonderlich gute Schauspielerin – ihre Bewegungen wirken teilweise zu angestrengt und gekünstelt –, doch sie hat sich ganz offensichtlich Gedanken über ihre Figur gemacht, wie sie in einer bestimmten Situation reagieren, was sie tun würde. Ihre Laureline wirkt daher wesentlich lebendiger und zugänglicher als Valerian.

Neben diesen beiden treten noch eine Reihe weiterer bekannter Namen auf. So spielt Jazzmusiker Herbie Hancock den Verteidigungsminister von Alpha, Ethan Hawke gibt einen Zuhälter und Popstar Rihanna mimt eine Gestaltwandlerin, die sich als Schauspielerin versucht, was eine ganz eigene Ironie ergibt.

"Valerian" nimmt viele Anleihen bei "Avatar" und Bessons eigenem Film "Das fünfte Element". Technisch ist er brillant und daher einen Kinobesuch wert, doch das allein reicht für einen guten Film leider nicht aus.

"Valerian" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Montag 24 Juli 2017 um 22:58 von Roland Freist

Bearbeitet: Montag 24 Juli 2017 23:44

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