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Filmkritik: "Wonder Woman"

Wie Ludendorff wirklich starb

Neben den beiden großen Heroen des DC-Comic-Universums, Superman und Batman, war Wonder Woman eigentlich immer nur eine Nebenrolle. In den USA erreichte die Figur vor allem durch eine Fernsehserie in den 70er Jahren eine größere Bekanntheit, in Deutschland lief die Serie in den 90er Jahren bei RTL. Darüber hinaus soll Wonder Woman bereits in der letzten DC-Comicverfilmung "Batman vs. Superman" aufgetaucht sein, die ich leider nicht gesehen habe. Doch das ist auch nicht notwendig, um diesen neuen Film verstehen zu können.

Die Geschichte ähnelt ein wenig der von Superman. Allerdings wächst Wonder Woman, mit bürgerlichem Namen Diana, nicht auf Krypton auf, sondern auf der Insel Themyscira, die aussieht, als sei sie irgendwo in der Ägäis gelegen. Dort leben die Amazonen, ein Stamm von unsterblichen, kriegerischen Frauen. Diana ist die Tochter von Königin Hyppolita (Connie Nielsen) und dem Gott Zeus und damit eine Halbgöttin mit übermenschlichen Kräften. Gespielt wird sie wie schon in "Batman vs. Superman" von der israelischen Schauspielerin Gal Gadot, die in ihren zwei Jahren bei der Armee als Sporttrainerin gearbeitet hat, was man ihr auch durchaus ansieht.

Eines Tages stürzt nahe der Insel ein einmotoriges Flugzeug ins Meer, gesteuert von dem britischen Geheimagenten Steve Trevor (Chris Pine). Er wird verfolgt von einem deutschen Kriegsschiff und wir erfahren, dass wir uns nun in den Jahren des ersten Weltkriegs befinden. In einer kraftvollen und hervorragend inszenierten Schlachtszene am Strand von Themyscira besiegen die nur mit Pfeil und Bogen bewaffneten Amazonen die deutschen Soldaten. Regisseurin Patty Jenkins übernimmt an dieser Stelle den Bilderstil von Zack Snyders martialischem Sparta-Epos "300" – kein Wunder, denn Snyder taucht in den Credits sowohl bei den Drehbuchautoren wie auch in der Liste der Produzenten auf.

Trevor überredet Diana, ihm nach Europa zu folgen. Sie hofft, dort den Kriegsgott Ares stellen zu können, der nach der Überlieferung verantwortlich für die Kriege der Menschen ist. Von London aus starten sie mit drei Freelance-Soldaten zu den Schlachtfeldern des ersten Weltkriegs in Belgien. Dort arbeitet die Chemikerin Dr. Maru (Elena Anaya) im Auftrag von General Ludendorff (Danny Huston) an einer neuen Form von Senfgas, die auch Gasmasken durchdringen kann. Ludendorff hofft, den Krieg auf diese Weise noch gewinnen zu können, während sich die Politiker in Berlin bereits auf einen Waffenstillstand vorbereiten. Diana hält zunächst ihn für die Verkörperung von Ares, muss dann allerdings erkennen, dass ihr der wahre Endkampf erst noch bevorsteht.

"Wonder Woman" ist in mehrerer Hinsicht ein bemerkenswerter Film. Nicht nur, weil er emotional starke Kampfszenen liefert wie die bereits erwähnte Strandszene oder den Vormarsch von Diana gegen die Schützengräben der deutschen Truppen. Er bezieht auch eindeutig Stellung gegen den Krieg, zeigt die Wirkung und die Folgen von Giftgasangriffen, ermordete Zivilpersonen und zerstörte Dörfer. Diana, die mit der einigermaßen romantischen Vorstellung vom Krieg als einem Duell zwischen ihr und Ares aufwuchs, wird schnell eines Schlechteren belehrt und beginnt, sich für die Schicksale der Betroffenen zu interessieren und daraus ihre Motivation zu schöpfen. Seine schwächsten Momente hat der Film am Schluss, als es zum unvermeidlichen Kampf der Titanen kommt. Die ganze intelligente Inszenierung und die Subtilität, welche die ersten anderthalb Stunden auszeichneten, werden dann für einen eher drögen Blitzkrieg (im wörtlichen Sinne) aufgegeben.

Immerhin entwickelt die Geschichte zwischendrin noch einigen an Humor. So spielt Regisseuring Jenkins etwa nach der Ankunft von Trevor und Diana in London genüsslich mit den Konflikten, die sich aus dem Aufeinandertreffen von Amazonen- und realer Welt ergeben und verteilt nebenher noch einige Seitenhiebe auf die Männerbünde in Politik und Gesellschaft der damaligen Zeit.

"Wonder Woman" ist einer der besten Superhelden-Filme im klassischen Stil des ersten "Superman" oder auch der "Avengers". Hier geht es nicht um Moral, Depressionen und Selbstzweifel, sondern um den Kampf von Gut gegen Böse, wobei das absolut Böse der Krieg selbst ist. Wie gesagt, ein guter Film.

"Wonder Woman" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Montag 03 Juli 2017 um 22:28 von Roland Freist

Bearbeitet: Mittwoch 02 August 2017 11:38

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