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Filmkritik: "Life"

Calvin nicht mehr allein zu Haus

"Blast das Ding ins Weltall", möchte man den Protagonisten dieses Films ein ums andere Mal zurufen. "Blast das Ding doch endlich ins Weltall." Denn das hat gut funktioniert in "Alien" Teil 1, 2 und 4, einer Filmreihe, mit der "Life" einiges gemeinsam hat. Doch die Crew, die hier versammelt ist, kennt die Alien-Filme offenbar nicht. Denn ansonsten wüsste sie, dass man außerirdische Monster am besten bekämpft, indem man sie ins Weltall hinausbläst.

Die Crew besteht aus sechs Personen: den beiden Amerikanern Rory Adams (Ryan Reynolds) und David Jordan (Jake Gyllenhaal), den Briten Miranda North (Rebecca Ferguson) und Hugh Derry (Ariyon Bakare) sowie der russischen Kommandantin Katerina Golovkin (Olga Dihovichnaya) und dem Japaner Sho Kendo (Hiroyuki Sanda). Ihre Aufgabe ist es, eine Sonde einzufangen, die mit einer Bodenprobe vom Mars zur Erde zurückkehrt. Man hat sie dazu auf die ISS geschickt, wo sie die gesammelten Erdbrocken auch gleich untersuchen sollen. Das dient vor allem der Sicherheit: Denn sollten die Wissenschaftler etwas Lebendiges und potenziell Gefährliches finden, könnte man auf dieses Weise vermeiden, dass es sich auf der Erde breitmacht.

Und tatsächlich: Die Sonde hat einen Passagier mitgebracht, einen Einzeller, der auf den Namen Calvin getauft wird. Nachdem Ryan Reynolds es ihm im Labor warm und gemütlich gemacht hat, beginnt er tatsächlich sich zu teilen. Schon bald wächst Calvin zu einem transparenten Glibberwesen mit erstaunlichen Kräften heran. Was nun folgt, ist weitgehend vorhersehbar: Ein Besatzungsmitglied nach dem anderen wird äußerst brutal getötet, bis zum Schluss nur noch einer übrig ist. Und niemand denkt daran, einfach mal eine Luke zu öffnen und das Ding ins Weltall zu blasen.

"Life" ist im Kern eine modernisierte Version von "Alien", mit einer realistischeren Umgebung und CGI-Effekten auf dem aktuellen Stand der Technik. Regisseur Daniel Espinosa ("Safe House") gelingt es nahezu von Anfang an, eine bedrohliche Atmosphäre zu schaffen. Von den Figuren an Bord der ISS erfährt man gerade so viel, dass man sich Sorgen um sie macht – und sich auch immer wieder über sie aufregt. Mit der Spannung und dem düsteren Gesamteindruck von "Alien" kann der Film jedoch nicht mithalten. Das liegt einerseits an dem Monster, dessen Gestalt man von Anfang an in der Entwicklung sieht, was einer der Grundregeln für Horrorfilme widerspricht: Zeige die Gestalt des Bösen immer erst ganz zum Schluss. Auf der anderen Seite enthält der Film so viele logische Ungereimtheiten und offensichtliche Fehlentscheidungen der Mannschaft, dass man sich nach einiger Zeit zu ärgern beginnt. Der Grusel tritt dabei leider etwas in den Hintergrund.

Die Riege der Schauspieler ist besser als es für solch einen Film eigentlich notwendig wäre. Allen voran natürlich Jake Gyllenhaal und Ryan Reynolds, doch auch der Rest der Darsteller macht seine Sache gut. Dass im Rahmen einer solchen Handlung keine differenzierte Charakterzeichnung möglich ist, ist aber ebenfalls klar.

"Life" ist alles in allem ein guter, wenn auch nicht herausragender Science-Fiction-Film. Studio, Drehbuchautoren und Regisseur sind auf Nummer Sicher gegangen und haben mit bewährten Mitteln einen soliden Weltraumhorror gestaltet. Originalität und Überraschungen darf man freilich nicht erwarten.

"Life" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Sonntag 26 März 2017 um 19:53 von Roland Freist

Bearbeitet: Sonntag 26 März 2017 20:33

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