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Filmkritik: "Ted"

Sex mit einem Plüschtier

Ted ist ein Teddybär, einer von der Sorte, wie es sie früher gab, mit einfach gezeichnetem Gesicht und dünnem Fell. Das Besondere an ihm ist, dass er lebendig ist, weil sich sein Besitzer, der siebenjährige John Bennett, das eines Nachts so gewünscht hatte. Nachdem die Medien auf ihn aufmerksam geworden waren, genoss er für einige Zeit Promi-Status – wir sehen Ted unter anderem in der Talkshow von Johnny Carson. Doch im Laufe der Zeit ist es ruhiger um ihn geworden.

Schnitt, wir wechseln in die Gegenwart. Der mittlerweile 35-jährige John (Mark Wahlberg) hockt neben seinem Teddy auf dem Sofa. Während John sich Cornflakes in den Mund schüttet, raucht Ted Marihuana. Es ist zehn Uhr morgens.

Der Film bezieht seine Komik praktisch ausschließlich aus der Vorstellung eines Teddybären, der sich konsequent daneben benimmt. Er sagt "Scheiße" und spricht vom "Ficken", und er kennt noch viele weitere Ausdrücke und Umschreibungen für das Ausüben des Geschlechtsverkehrs. Sehr viele. Ted heuert Prostituierte an, säuft, rülpst, furzt und hat im Lager eines Supermarkts Sex mit einer Kassiererin, wobei der Film die Zuschauer im Unklaren lässt, wie ein Teddy ohne Penis das bewerkstelligen kann. Der Plüschbär macht Witze über Homosexuelle und redet abfällig über Juden.

"Ted" ist ein sehr lustiger Film. Er funktioniert, weil zum einen die Dialoge ohne Rücksicht auf Verluste unter die Gürtellinie zielen. Seth MacFarlane, der Regisseur und Drehbuchautor, ist Erfinder von "Family Guy", das bei uns Samstagmittags auf Pro 7 läuft. Die ganze Unbekümmertheit, die diese Serie auszeichnet, hat er ins Kino übertragen, und nun setzt er noch einen drauf. Zum anderen funktioniert dieser Humor natürlich nur, weil die Sprüche aus dem Mund eines kugelrunden, süßen Plüschtiers kommen, dem man einfach nicht zutraut, dass Anspielungen auf Oralsex zu seinem täglichen Sprachgebrauch gehören. Und wohl nur einem Teddy wird verziehen, wenn er einer indischstämmigen Frau, die er irrtümlich für eine Muslimin hält, ein "Danke für 9/11!" mit auf den Weg gibt.

Die Story des Films ist weitgehend belanglos und dient letztlich nur als Aufhänger für die teilweise wirklich sehr guten Witze. Kurz zusammengefasst geht es darum, dass die Freundschaft mit Ted zu einer Beziehungskrise zwischen John und seiner Freundin Lori (Mila Kunis, "Black Swan") führt. Außerdem wird Ted zwischendurch von einem Mann namens Donny (Giovanni Ribisi, "Avatar") und seinem Sohn entführt. Aber wie gesagt, das spielt keine große Rolle. Es gibt einige lustige, kleine Gastauftritte von Tom Skerritt ("Alien"), Sam J. Jones ("Flash Gordon") sowie Ryan Reynolds (Sexiest Man Alive 2010, Ex-Mann von Scarlett Johansson) als Schwulem. Doch sie alle sind nur schmückendes Beiwerk für Ted, den obszönsten Teddy der Welt.

"Ted" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Freitag 03 August 2012 um 22:33 von Roland Freist

Bearbeitet: Samstag 12 Januar 2013 16:27

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