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Filmkritik: "Super 8"

Unheimliche Begegnung mit E.T., dem weißen Hai

"Super 8" ist der beste Spielberg-Film, den Steven Spielberg nicht gedreht hat. Es ist eine Hommage an die frühen Werke des Meisters, an seine Monster, seine Helden, seine Bösen, an die Art und Weise, wie er Filme macht(e) und die Spannung aufbaut(e) und nicht zuletzt an die Kinder in "Jurassic Park" und, mehr noch, in "E.T.". Und es ist auch eine Geschichte über die Jugend und die ersten Drehversuche von Spielberg, der in Ohio aufwuchs (wo auch der Film spielt) und bereits als Zehnjähriger mit einer Super-8-Kamera herumexperimentierte. Gedreht wurde "Super 8" von J. J. Abrams ("Lost", "Fringe", "Star Trek"), und Spielberg hat ihn als ausführender Produzent unterstützt.

Der Film spielt Ende der 70er Jahre in einer Kleinstadt. Auf den Straßen fahren noch echte Straßenkreuzer, breit und bequem und mit Motoren wie Schiffsdiesel, im Radio laufen Electric Light Orchestra und "My Sharona" von The Knack. Eine Gruppe von sechs Schülern hat sich zusammengetan, um unter der Regie des enthusiastischen Charles einen Zombie-Film zu drehen. Eines Nachts wollen sie mit ihrer Super-8-Kamera ein paar Aufnahmen an einem verlassenen Bahnhof machen, als sie Zeugen werden wie ein Güterzug entgleist. Obwohl – entgleist ist nicht das richtige Wort. Die Lokomotive knallt in voller Fahrt auf einen Pickup-Truck, der sich ihr in den Weg gestellt hat, wird aus den Gleisen gedrückt, die Waggons prallen unter ohrenbetäubendem Kreischen von Metall auf sie, fliegen aus den Gleisen, werden gequetscht und zusammengestaucht und verbogen, Bleche und Träger schnalzen durch die Luft. Der Bahnhof wird komplett zerstört, alles geht in Flammen auf. Eine großartige CGI-Szene. Die Kinder können sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, müssen jedoch die Kamera zurücklassen. Und die nimmt auf, dass sich aus einem Waggon etwas befreien kann, was in den Biologie-Lehrbüchern bislang fehlte.

In der Folge geht es um die Abenteuer der Kinder. Sie sind vielleicht 13, 14 Jahre alt, fünf Jungs und ein hübsches Mädchen, in das sich nicht nur Charles, der Regisseur, verknallt, sondern auch Joe, der bei ihrem Filmprojekt für Modellbau und Makeup zuständig ist und im Laufe der Geschichte zur Hauptperson wird. Die Zeichen nehmen zu, dass irgendetwas nicht stimmt. Wie in "Unheimliche Begegnung der dritten Art" wird das Elektrizitätsnetz instabil, immer wieder flackern im ganzen Ort die Lichter und fallen stundenlang aus, und man weiß, dass bald etwas passieren wird. Wie in "E.T." kommt das Militär, die Air Force, untersucht die Unfallstelle, riegelt das Gelände ab und beginnt, das öffentliche Leben in der Stadt zu bestimmen. Wie in "E.T." fahren die Kinder mit BMX-Rädern. Wie in "Jurassic Park" kommt es zu einem Angriff des Monsters auf ein Auto, das es schließlich umwirft. Und wie in "Der weiße Hai" ist das Wesen erst zum Schluss in voller Größe zu sehen.

Alles wird zusammengehalten von der Geschichte (und den Geschichten) der Kinder, von ihrer Begeisterung über den eigenen Film, von ihren Schwierigkeiten mit ihren Eltern, von der Romanze zwischen Joe und dem blonden Mädchen mit Namen Alice, von Joes Trauer über den Tod seiner Mutter und von Alices betrunkenem und gewalttätigen Vater. Nur weil man die Hauptpersonen so genau kennenlernt und sich für sie interessiert, können die Actionszenen funktionieren, nicht umgekehrt. Ein Fakt, den Filme wie "Transformers 3" immer wieder vergessen.

"Super 8" ist ein Spielberg-Film reinsten Wassers. Spielberg selbst hätte ihn in seiner besten Zeit vielleicht noch einen Tick besser hinbekommen, hätte das Militär vielleicht etwas weniger martialisch auftreten lassen und die Kinder ein klein wenig kindlicher gezeigt. Aber das sind Kleinigkeiten. Insgesamt ist es ein großer, toller Abenteuerfilm für schöne, warme Sommerabende geworden.

"Super 8" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Mittwoch 03 August 2011 um 9:26 von Roland Freist

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