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Filmkritik: "Moon"

The Dark Side of the Moon

Die Einsamkeit und Isolation von Menschen im Weltall hat Science-Fiction-Autoren und -Regisseure schon immer fasziniert. Filme wie "Lautlos im Weltraum", "Alien" oder auch "2001: Odyssee im Weltraum" gewinnen viel von ihrem Reiz aus dem Umstand, dass die Protagonisten fern von der Erde auf sich allein gestellt sind. Die Funksignale aus der Heimat brauchen Stunden, um sie zu erreichen, Hilfe von der Erde ist, wenn überhaupt, erst nach Tagen oder Wochen zu erwarten. Die Astronauten sind ähnlich abgeschnitten von der Zivilisation wie die Soldaten eines Forts im Indianergebiet.

Die gleiche Grundkonstellation schafft auch "Moon", der erste Spielfilm des britischen Regisseurs Duncan Jones. Er ist der Sohn von David Bowie, der in seiner ersten Hitsingle "Space Oddity" ebenfalls einen einsamen Astronauten auftreten ließ ("Ground Control to Major Tom"). Allerdings hat Jones den Schauplatz seines Films nicht in ein Raumschiff, sondern auf die Rückseite des Mondes verlegt, was jedoch in Sachen Isolation keinen Unterschied macht. Die Hauptfigur Sam Bell (Sam Rockwell) ist dort der einzige Bewohner einer Station, die eine Reihe von Sammlern zum Abbau von Mondgestein steuert. Aus dem Gestein wird Helium-3 gewonnen, das auf der Erde zur Energiegewinnung genutzt wird. Sam ist Techniker, er wartet die weitgehend automatisch arbeitenden Maschinen und schickt das Helium zur Erde. Er hat einen Drei-Jahres-Vertrag, der fast erfüllt ist. In zwei Wochen kann er zurück auf die Erde, wo seine Frau und seine Tochter auf ihn warten. Leider ist die direkte Funkverbindung bereits seit längerer Zeit ausgefallen, so dass er nur per Videobotschaft mit ihnen verkehren kann, was den gleichen Effekt hat, als wenn die Entfernung zwischen Erde und Sam mehrere Millionen Kilometer betragen würde – die Kommunikation wird durch lange Wartezeiten behindert.

Jones hat die Mondstation nach dem Vorbild des Raumschiffs in "2001: Odyssee im Weltraum" gestaltet. Alles ist ganz in Weiß gehalten, die einzelnen Abschnitte der Station sind mit großen Buchstaben-Zahlen-Codes beschriftet, und das Essen holt man sich aus Fächern in der Wand. Und auch ein allwissender Computer fehlt nicht, in diesem Fall heißt er GERTY und wird gesprochen von Kevin Spacey. GERTY ähnelt einem Roboter, kann sich allerdings nicht frei bewegen, sondern hängt in einer an der Decke verlegten Führungsschiene. Er ist eine Art Diener, der Sam auch mal die Haare schneidet oder nachfragt, wie es ihm geht. Sein eigenes Befinden zeigt er mit einem Smiley auf einem kleinen Monitor an.

Eines Tages will Sam einen der großen Gesteinssammler außerhalb der Station reparieren. Doch dann hat er mit seinem Mondfahrzeug einen Unfall und wird bewußtlos. Als er wieder aufwacht, ist er auf der Krankenstation, und GERTY versorgt ihn. Sam kann sich an nichts erinnern. In der Folgezeit stellt er jedoch fest, dass es auf dieser Station Bereiche und Geheimnisse gibt, die ihm bisher verborgen geblieben waren.

"Moon" nimmt nicht nur Anleihen bei "2001", sondern auch bei anderen SF-Klassikern wie etwa "Blade Runner" und der "Alien"-Serie. Aber das ist in Ordnung – wenn gute Ideen von späteren Generationen als Standards akzeptiert werden, müssen die Regisseure das Rad nicht immer wieder von neuem erfinden. Insgesamt ist "Moon" ein feiner, kleiner Film geworden, der ganz nebenbei demonstriert, wie man mit einem intelligenten Drehbuch auch bei einem geringeren Budget optisch und inhaltlich eindrucksvolle Science Fiction schaffen kann.

"Moon" in der IMDB

Der deutsche Trailer:

Geschrieben am Dienstag 20 Juli 2010 um 14:58 von Roland Freist

Bearbeitet: Sonntag 03 Juli 2011 16:34

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